Pünktlich zum Narrenfrühstück im Bayerischen Hof setzte intensiver Schneefall ein, der die Straßenfasnet in der Höhengemeinde weiß überzuckerte. Dennoch war von Verdrießlichkeit keine Spur, der Musikverein Wintersulgen heizte allerorten kräftig ein, und bei den diversen Etappen zur kulinarischen Regeneration im Dorfladen, in Pinos Pizzeria, in der Apotheke, im Gasthof Hosbein und im Rohbau des Therapiezentrums herrschte fröhliches Treiben.

Heißes Narrentreiben im kalten Schneetreiben.
Heißes Narrentreiben im kalten Schneetreiben. | Bild: Hartmut Ferenschild

Unter den Kostümierten stachen einige Häsgruppen hervor, etwa die blauen Wassernixen oder das Giraffenquintett. Da zwischen den einzelnen Stationen jeweils tausende von Zentimetern zurückzulegen waren, hatten die Wurstwagenwieber alle Brötchen voll zu tun. Ein Mottowagen zum 50-jährigen Bestehen der Steigemer Wieber wäre auf dem Kölner Rosenmontagszug nicht schlimm aufgefallen.

Ein Mottowagen ehrt den 50. Geburtstag der Steigemer Wieber
Ein Mottowagen ehrt den 50. Geburtstag der Steigemer Wieber | Bild: Hartmut Ferenschild

Rathäusler haben keine Chance

Formeller Höhepunkt der Dorffasnet ist freilich stets der Machtwechsel im Rathaus. Um sich gegen dessen Erstürmung zu schützen, hatten die Rathäusler zu Mitteln der Tarnung gegriffen. Das Amtsgebäude war in „Bauhaus“ umgetauft, seine Insassen hatten sich in Blaumänner geworfen, Schutzhelme bedeckten die Büroköpfe, und Werkzeuge wie Spitzhacke und Schaufel täuschten Wehrhaftigkeit vor. Ein im Schneesturm lächerlich flatterndes Absperrband sollte den närrischen Andrang bremsen.

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Das half freilich nichts, denn die Wolkenschieber, in schwarzer Montur als Zoll-Einsatzrollkommando ausgewiesen, übernahmen die Amtsgeschäfte und drohten strenge Innenrevision an. Oberpolier Denis Lehmann und Zollpräsident Markus Leppert brachten das versammelte Narrenvolk noch auf der Freitreppe in kurzen Statements auf den neuesten Stand der Dorfskandale. Was sich anschließend im Inneren des Gebäudes an Lustbarkeiten ereignete, entzog sich dem Protokoll.

Narrenbaum wird gestellt

Das aufragende Symbol der Fasnet ist seit jeher der Narrenbaum, und so verfügte sich die Festgemeinde zum Dorfrand, wo ein bereits von fachkundiger Hand umgelegtes und entrindetes Exemplar heimischen Nadelholzes auf den Abtransport wartete. So zog der Tross mehr oder weniger feierlich Richtung Dorfmitte, und die Zimmermannsgilde waltete ihres aufrichtigen Amtes.

Während der Narrenbaum wächst, liefert Bürgermeister Denis Lehmann vom Balkon (ganz links in Orangeweste) ein Trompetensolo.
Während der Narrenbaum wächst, liefert Bürgermeister Denis Lehmann vom Balkon (ganz links in Orangeweste) ein Trompetensolo. | Bild: Hartmut Ferenschild

Das Gewächs besaß eine Gesamtlänge von drei mal elf Metern und elf Zentimetern, und je höher es wieder aufwuchs, desto länger riss es die Wolkendecke auf, so dass schnell die Sonne den Richtplatz und den weiteren Verlauf des Schmotzigen wohlwollend beschien.

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