„Die Jungs machen einen super Job“, freut sich Jens Borchert. Er ist Leiter des Forstbetriebs des Hauses Fürstenberg und mit dabei, als Männer vom Forstservice Christoph David aus Fleischwangen und Einsatzkräfte von „Rotex-Helicopterservice“ aus dem Fürstentum Liechtenstein am Hang unterhalb von Heiligenberg eine Arbeit machen, die wirklich nur etwas für Spezialisten ist.

Jens Borchert ist Leiter des Forstbetriebs des Hauses Fürstenberg. „Auch diese Buche ist schon stark geschädigt“, sagt er.
Jens Borchert ist Leiter des Forstbetriebs des Hauses Fürstenberg. „Auch diese Buche ist schon stark geschädigt“, sagt er. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Oberhalb der Straße von Heiligenberg hinunter nach Steigen mussten 83 Buchen entfernt werden. Die Maßnahme hatte das Landratsamt Friedrichshafen angeordnet, um die stark befahrene Straße vor herabstürzenden Bäumen zu schützen. Eine ähnliche Aktion hatte bereits im vergangenen Jahr stattgefunden.

Baumtransport mit dem Hubschrauber Video: Fahlbusch, Karlheinz

„Der Klimawandel ist auch bei uns spürbar“, machte Borchert gegenüber dem SÜDKURIER deutlich. Die trockenen und heißen Sommer seien mit Schuld daran, dass die Buchen am Steilhang irreparabel geschädigt seien. Das fünf Hektar große Hanggelände unterhalb des Friedwalds wird von Fürstenberg-Forst nicht bewirtschaftet.

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Schaulustige hatten keinen Zugang

Die Wanderwege, die durch den fürstlichen Baumbestand führen, pflegt die Gemeinde Heiligenberg. Auch den zur Freundschaftshöhle, die bei Touristen außerordentlich beliebt ist. Der Zugang ist aber schon seit Monaten wegen Hangsicherungsarbeiten gesperrt. Und da gab es auch während der Baumfällarbeiten am Freitag und Samstag des zweiten Januarwochenendes keine Ausnahme, obgleich so mancher Schaulustige sich gern die spektakuläre Aktion aus der Nähe angesehen hätte.

Den Blick stets zum Himmel: Sicherheit ist alles.
Den Blick stets zum Himmel: Sicherheit ist alles. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Auch die Zufahrt zum Friedwald und die Wege dort hatte Christoph David sperren lassen. „Es wäre viel zu gefährlich. Der Heli könnte ja auch einen Baum verlieren, der dann herunterstürzen würde“, machte der Forstspezialist deutlich. Die Menschen seien aber sehr verständnisvoll. Auch diejenigen, die einen Verstorbenen im Friedwald besuchen wollten.

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Doppelte Funkverbindung zu Heli und Team

David wechselt sich in der Einsatzleitung mit dem Liechtensteiner Renato Giezendanner ab. Als der SÜDKURIER ihn begleitet, hat er am Schutzhelm jeweils links und rechts ein Funkgerät installiert. „Eines ist die Verbindung zum Helikopter, mit dem anderen kann ich Kontakt zur Mannschaft halten“, erklärt er. Jetzt geht es mit einem riesigen Pickup bis zum Steilhang. Dann ist ein Fußmarsch angesagt. Immer wieder hört man den Helikopter fliegen. Auf schmalem Pfad geht es hinunter zur Straße. Von da kann man gut die Männer sehen, die bereits die Bäume hochgeklettert sind.

Hoch oben wird die Baumkräne abgesägt. Zuvor wurde sie am Seil befestigt.
Hoch oben wird die Baumkräne abgesägt. Zuvor wurde sie am Seil befestigt. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Bevor der Helikopter kommt, gilt es abzuschätzen, wie schwer der Baum ist, der gefällt werden soll. „Zwei Tonnen kommen da schon zusammen“, sagt Christoph David, der seinen Blick überall zu haben scheint. Über Funk werden die beiden Ampeln bedient, die dafür sorgen, dass die Straße dann gesperrt ist, wenn der Helikopter seine Arbeit beginnt.

Einsatzleiter Christoph David und Forstwirt Alexander Benz schauen immer wieder auf die Einsatzpläne. Es muss alles perfekt funktionieren.
Einsatzleiter Christoph David und Forstwirt Alexander Benz schauen immer wieder auf die Einsatzpläne. Es muss alles perfekt funktionieren. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Nachdem die Seile gelegt sind, weist ein Mann am Boden den Piloten ein. Nun muss die sogenannte „Klinke“ am Seil exakt da abgesenkt werden, wo es notwendig ist. Und schon naht der Heli, der wesentlich leiser ist, als man erwartet. Die Besatzung besteht nur aus dem Piloten. Und der braucht ein gutes Auge, will er die Klinke an die richtige Stelle bringen. Doch für die Einsatzkräfte von Rotex ist alles Routine.

Von der Kanzel aus dirigiert der Pilot das Seil.
Von der Kanzel aus dirigiert der Pilot das Seil. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

„Die Jungs verstehen ihr Handwerk“, sagt der Einsatzleiter, der schon öfter mit den Liechtensteinern zusammengearbeitet hat. Die „Bodentruppe“ besteht aus 34 Mann, die in Zweierteams eingesetzt werden. Man braucht schon viel Erfahrung, um den Baum genau dann durchzusägen, wenn der Heli zieht. Doch das klappt wie am Schnürchen und kaum ist der Hubschrauber hergeflogen, entfernt er sich schon wieder mit einer großen Buche.

„Kommt ein Heli geflogen“ – bringt er Nachschub für den Lagerplatz.
„Kommt ein Heli geflogen“ – bringt er Nachschub für den Lagerplatz. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

In der Luft ist die Abladestelle am Waldrand hinter dem Lärchenhof schnell erreicht. Mit dem Auto dauert es länger. Schon von Weitem sieht man Schaulustige, die aber sehr auf den Sicherheitsabstand bedacht sind. Am Lagerplatz sind die üblichen Forstmaschinen im Einsatz, um die Bäume auf die richtige Länge zu bringen und zu stapeln.

Alles 45 Minuten landet der Helikopter und wird aufgetankt.
Alles 45 Minuten landet der Helikopter und wird aufgetankt. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Chef am Abladeplatz und auch „Tankwart“ ist Nasher Schey. Der Mazedonier gehört schon länger zum Team von Rotex. Dier Handgriffe, um den Schlauch vom Tankwagen am Heli zu befestigen, gehen routiniert voran. 831 Liter Kerosin passen in den Tank. Sobald der wieder gefüllt ist, hebt der Hubschrauber ab, um die nächsten Bäume zu holen.

Ein tolles Team nach getaner Arbeit. Es wird wohl nicht der letzte Einsatz in Heiligenberg gewesen sei.
Ein tolles Team nach getaner Arbeit. Es wird wohl nicht der letzte Einsatz in Heiligenberg gewesen sei. | Bild: Christian Hohenberger

Bleibt die Frage, wer den Einsatz bezahlen muss, den die Gemeinde Heiligenberg im Auftrag des Landratsames angeordnet hat. Fürstenhaus und Kommune streiten sogar vor dem Verwaltungsgericht in Sigmaringen. Eine Auseinandersetzung, die sich schon einige Zeit hinzieht. Mittlerweile geht es um rund 200 000 Euro.