Am Morgen grüßte ein heller Silberstreif vom eidgenössischen Horizont herüber, und das regenschwere Gewölk war weitgehend ins Abseits geschoben. Dennoch zogen die Heiligenberger Narren es vor, ihrem Treiben zunächst im Innendienst zu frönen.
Traditionsgemäß startete man im Sennhof beim Narrenfrühstück mit alkoholfreiem Kaffee, Brezeln und Nusszopf. Dermaßen gestärkt, fiel der Weg in die benachbarte Pizzeria Da Pino nicht schwer, wo sich die Narren weiter aufwärmten für das kommende Geschehen.
Rathausbesatzung labt sich an Lachsschnittchen
Schon dort fiel die etwas schräge Dienstauffassung der Rathausbesatzung auf, denn die Leute um Bürgermeister Denis Lehmann hatten sich dem Genuss von Lachsschnittchen et cetera hingegeben, noch bevor ihr Amtssitz gleich nebenan von der Narrenschar in Angriff genommen wurde. Die Gegenwehr des Matrosentrupps um Ratsschiffskapitän Lehmann geriet jedenfalls auffallend defensiv.
Zur Verstärkung der Front waren inzwischen auch die Eleven aus der durch Narren befreiten Grundschule vor der Schloss-Apotheke eingetroffen. Der Attacke durch das wolkenschiebende Piratenpack, angeführt durch Sturmtank Markus Leppert und verstärkt durch Eckbecker Quellgeister und Hattenweiler Bodemännle, hatten die Verwaltungsschiffer nichts entgegenzusetzen. Auch eine anbiedernde Rede des Kapitäns blieb folgenlos.
Ratsfregatte ergibt sich den Entertrupps
Die untergangsbereite Ratsfregatte ergab sich den durstig hereindrängenden Entertrupps, die sich dank gruppenbildender Maßnahmen etwa aus Wurstweibern, Harley-Davidson-Rockern, Donald-Duckisten, Schwarzwälder Bollenhutträgerinnen, ökumenischen Klerikern und Winddrachenreitern rekrutierten. Dass nach dem Sinken der Verwaltungsbarkasse dann doch noch Schauerwetter einsetzte, lässt sich nur dadurch erklären, dass die wetterkundigen Wolkenschieber durch närrisches Feiern abgelenkt waren.
Jedenfalls bevorzugte die rund zweihundertköpfige Narrenschar auch weiterhin die Innenarchitektur und suchte Unterschlupf in der örtlichen Gastronomie, so im Gasthof „Hosbein“ und im „Bayerischen Hof“. Unterwegs wurde noch im Luisenstift angeklopft.
Wen es trotz milder Temperaturen fröstelte, dem heizte die Stadtkapelle Heiligenberg immer wieder schunkelfördernd ein. Nach ziellosem Zug durch die Gemeinde kam der Narrenbaum endlich an seiner Aufrichtstelle an. Die Zimmermannsgilde beförderte ihn unter närrischem Beifall routiniert in die Senkrechte, sodass er die Höhengemeinde noch um etliche Festmeter überragte.