An der Qualität des Essens lag es nicht, dass sich die Gemeinde auf die Suche nach einem neuen Lieferanten für das Essen in den örtlichen Kitas und in der Schule machen muss. "Von der Qualität waren alle begeistert und wir waren auch wirklich sehr froh und dankbar, dass das Hotel Heinzler so kurzfristig eingesprungen ist, als unser früherer Lieferant Insolvenz anmelden musste", erklärt Hauptamtsleiter Michael Haase in der Sitzung des Gemeinderats.
"Wir können es logistisch nicht mehr leisten, für die Kindergärten und die Schule zu kochen", sagt Thomas Heinzler, der zusammen mit seinem Bruder Michael das Hotel führt. Es gehöre auch nicht zum Kerngeschäft des Hotels. "Wir haben es wirklich gern gemacht und im Winter war das auch kein Problem. In der Saison wird die Arbeit im Hotel und Restaurant aber immer mehr", erklärt Heinzler weiter. Vor allem werde es dann zum Platzproblem, für Schule und Kitas zu kochen: "Unsere Lagerkapazität ist erschöpft."
Bei Rundem Tisch werden Anregungen aufgenommen
Am 8. Januar hat sich Haase mit dem Schulleiter, den Leiterinnen der Kitas, Elternvertretern und einer Ernährungsberaterin zu einem Runden Tisch getroffen, um die Anregungen und Wünsche der Eltern und Einrichtungen in Erfahrung zu bringen. Diese seien ins Leistungsverzeichnis für die Ausschreibung eingegangen, erklärte Haase, als er dieses in der Gemeinderatsitzung vorstellte. In der Kinderkrippe werden derzeit täglich etwa 30 Essen benötigt, in den Kindergärten 105 und in der Schule pro Woche 173.
Hauptamtsleiter: "Es soll den Kindern ja auch schmecken"
"Aufgrund der Vergabesumme ist die Lieferung europaweit auszuschreiben", erklärte der Hauptamtsleiter. "Ich möchte nicht, dass das Essen hunderte von Kilometern nach Immenstaad gekarrt wird", warf Markus Böhlen (Grüne) hierzu ein. "Mir ist wichtig, in die Ausschreibung das Kriterium Regionalität einzubauen." Das sei bei nicht zulässig, erklärte Haase: "Regionalität wäre eine diskriminierende Ausschreibung, die Anbieter aus den europäischen Markt ausschließt". Allerdings werde in der Ausschreibung Wert auf regionaltypische Gerichte gelegt: "Es soll den Kindern ja auch schmecken."
Das sind die Vorgaben für die Bewerber
Als Verpflegungssystem gibt die Ausschreibung "Cook and Chill" vor (siehe Infokasten). "Wir haben keinen Platz für Kühlräume oder große Tiefkühltruhen", erklärt Haase. Deshalb solle das Essen jeden Tag für den Verzehr am gleichen Tag geliefert werden. Täglich soll der Anbieter mindestens zwei Menüs zur Auswahl stellen, davon auch ein vegetarisches. Neben dem Hauptgericht soll auch eine Vorspeise oder ein Nachtisch dazugehören. Jede Kita und die Schule kann eines der angebotenen Gerichte auswählen. Der Speiseplan soll an die Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) angelehnt sein und es sollen auch regionaltypische Gerichte angeboten werden.
Der Höchstpreis für ein Essen für Krippenkinder soll 3,60 Euro, für Kindergartenkinder und Grundschüler 4,50 Euro und für Erwachsene 6 Euro betragen und für zwei Jahre festgelegt werden. Von den Kriterien für die Bewertung der Angebote soll der Preis mit 40 von 100 Prozentpunkten am stärksten ins Gewicht fallen, gefolgt von 20 Punkten, die bei einem Probeessen für Qualität und Geschmack vergeben werden sollen und ebenso vielen für eine kurze Bestellfrist. Für eine DGE-Zertifizierung und einen Bioanteil von mehr als 30 Prozent soll es jeweils zehn Punkte geben.
Neuer Anbieter ab 1. April
Die Ausschreibung, die eine Vertragslaufzeit von zwei Jahren mit Verlängerungsoption um ein weiteres Jahr vorsieht, soll noch in der laufenden Woche erfolgen. "Wir sind guter Dinge und zuversichtlich, der Ausschreibung entsprechende Angebote zu bekommen", sagte Bürgermeister Johannes Henne. Ab dem 1. April soll das Essen vom neuen Anbieter geliefert werden. Bis dahin jedenfalls liefert weiterhin das Hotel Heinzler.
Was bedeutet Cook and Chill?
Der mit "Kochen und Kühlen" übersetzbare Begriff bezeichnet ein Verfahren, bei dem Speisen auf normale Weise nahezu fertig gegart und gleich im Anschluss in einem Hochleistungs-Kühler, dem sogenannten "Chiller", in kurzer Zeit auf Kühlschranktemperatur gebracht werden. Das Verfahren ermöglicht, Essenzubereitung und die Ausgabe warmer Speisen zeitlich und räumlich zu trennen, ohne dabei größere Qualitätsverluste in Kauf nehmen zu müssem, wie sie etwa durch langes Warmhalten entstehen würden. Auch das Hotel Heinzler und der vorherige Essenslieferant haben nach Auskunft von Michael Haase fürs Schul- und Kitaessen "Cool and Chill" genutzt.
Das Essen wird erst kurz vor dem Verzehr wieder erhitzt, im Fachjargon spricht man von "Regeneration". Gerne werden dazu Kombidämpfer (Konvektomaten) eingesetzt. Solche Geräte sind in der Stephan-Brodmann-Schule, im Kinderhaus und in der Kita Seegaddel im Grundschulgebäude vorhanden. Müssen nur wenige Essen erwärmt werden, genügt auch ein Wasserbad im Backofen. So handhaben es derzeit die Kitas Strandbadstraße, Ruhbühl und Kippenhausen.