Um ein Haar hätte ein 86-Jähriger vor wenigen Tagen viel Geld an einen Betrüger verloren. Ein Anrufer gab sich als Polizeibeamter aus und behauptete, die Tochter des 86-Jährigen habe einen schweren Verkehrsunfall verursacht, bei dem eine Frau ums Leben gekommen sei. Um seine Tochter vor einer Haftstrafe zu bewahren, sei eine Kaution im fünfstelligen Bereich erforderlich.

Der Mann machte sich auf den Weg zu seiner Bank, um die geforderte Summe abzuheben. Wie die Polizei später in ihrem Bericht schreibt, reagierte eine Bankangestellte geistesgegenwärtig und rettete damit die Ersparnisse des 86-Jährigen. „Der Herr kam zu uns in die Filiale und wollte das Geld von seinem Konto abheben“, erinnert sich Lisa Müller von der Sparkasse Salem-Heiligenberg. Ihr ist es zu verdanken ist, dass dieser Betrug verhindert werden konnte.

Schockanrufe aktuell ein großes Thema

„Wir sind generell vorsichtig bei großen Bargeldabhebungen und großen Überweisungen, insbesondere ins Ausland“, sagt die 26-Jährige, die in der Filiale in Immenstaad für die Privatkundenberatung zuständig ist: „Wir kennen die Tricks von Betrügern, werden regelmäßig über die Maschen von Kriminellen informiert und sind entsprechend sensibilisiert.“ Vor allem die Schockanrufe seien aktuell ein großes Thema.

„Ich habe den Kunden daher auch direkt darauf angesprochen, ihn gefragt, ob er angerufen wurde und was ihm erzählt worden ist“, so Lisa Müller. Rasch habe sich im Gespräch herausgestellt, dass es sich um Betrüger handeln muss. Sie habe den Kunden daraufhin direkt zur Polizeidienststelle begleitet, damit er bei den Beamten Anzeige erstatten konnte.

Bankmitarbeiterin Lisa Müller war im richtigen Moment wachsam.
Bankmitarbeiterin Lisa Müller war im richtigen Moment wachsam. | Bild: Wieland, Fabiane

Das ist längst kein Einzelfall: „Erst vor ein paar Wochen kam eine Kundin zu uns an den Schalter, wollte ebenfalls eine fünfstellige Summe abheben“, sagt Lisa Müller und und ergänzt: „Auch hier kam es mir komisch vor. Als Bank vor Ort kennen wir unsere Kundinnen und Kunden natürlich – und das passte nicht ins Bild.“ Auf die Betrugsmasche angesprochen, würden Betroffene ganz unterschiedlich reagieren. Manch einer erzähle ganz offen davon, was ihm am Telefon berichtet wurde, andere seien so verunsichert, dass sie zunächst zögern.

Die Geschichten würden sich meist ähneln. Der Betrüger gibt sich als Polizist aus und erklärt am Telefon, dass ein naher Angehöriger einen schweren Verkehrsunfall mit Verletzten oder Toten verursacht habe und nun eine Kaution hinterlegt werden müsse, um eine Inhaftierung zu verhindern. „Ich finde es wichtig, den Betroffenen deutlich zu machen, dass solche Betrugsversuche kein Einzelfall sind und die Betrüger einen enormen psychologischen und zeitlichen Druck aufbauen, um ihr Ziel zu erreichen“, sagt die 26-Jährige.

Schon häufiger habe sie von Betroffenen gehört, dass sie nie damit gerechnet hätten, dass ihnen so etwas passieren kann. „Da machen der Schock und der Druck, den die Betrüger am Telefon aufbauen, sicherlich ganz viel aus“, glaubt die Kundenberaterin. Auch im zweiten Fall ging es in Immenstaad für die Kundin gut aus. „Wir sind froh, dass wir momentan vieles abwehren können und damit unseren Beitrag dazu leisten, dass Menschen nicht um ihre Ersparnisse gebracht werden“, betont Lisa Müller.

Auch beim WhatsApp-Betrug gibt sich der Betrüger in einer Nachricht als Familienmitglied aus.
Auch beim WhatsApp-Betrug gibt sich der Betrüger in einer Nachricht als Familienmitglied aus. | Bild: Zwetschke, Katja

Betrugsmaschen habe es schon immer gegeben. „Früher gab es andere Tricks, etwa Auslandschecks, die nicht gedeckt waren“, sagt Lisa Müller. Mit der fortschreitenden Digitalisierung hätten Kriminelle ihre Maschen angepasst. „Ganz aktuell hatten wir es auch wieder mit einem WhatsApp-Betrug zu tun“, erklärt die 26-Jährige. Darin gibt sich der Betrüger in einer Nachricht ebenfalls als Verwandter aus. Man habe eine neue Nummer oder das alte Handy verloren. Dann wird ebenfalls eine finanzielle Notlage vorgegaukelt. „In diesem Fall gab ein vermeintliches Familienmitglied vor, nicht aufs Onlinebanking zugreifen zu können und eine dringende Überweisung ins Ausland zu leisten sei.“

Polizei gibt Tipps zum Schutz vor Betrügern

„Wir empfehlen in solchen Fällen, lieber einmal mehr nachfragen, wenn einem etwas komisch vorkommt, Rücksprache mit der Familie zu halten und vor allem nicht voreilig zu handeln“, sagt Lisa Müller. Im Falle des jüngsten Betrugsfalls ermittelt die Kriminalpolizei nun wegen Betrugs und warnt nochmals eindringlich vor der Masche.