Owingen Es qualmt aus den Fenstern des leer stehenden Landgasthofs Engel, verzweifelte Hilferufe sind zu hören. Die Jahreshauptübung führt die Feuerwehrleute der Abteilungen Owingen, Billafingen, Taisersdorf und Hohenbodman zu dem mehr als 300 Jahre alten Gebäude, das an der Überlinger Straße steht.

Vorher zeigt aber erst der Nachwuchs, dass die Gemeinde Owingen auch in den kommenden Jahrzehnten von kompetenten Feuerwehrleuten versorgt wird. Im Übungsszenario der Jugendfeuerwehr befindet sich eine vermisste Person im brennenden Gebäude. Zwölf Jungs und 13 Mädchen zeigen ihr Können, retten die Person und löschen den „Brand“: Anstatt das Löschwasser auf das im Szenario betroffene Haus zu richten, gießen die jungen Lebensretter die Bäume der nebenan gelegenen Obstwiese. Für den Einsatz haben sie selbst angefertigte Atemschutzgeräte mitgebracht, um ein Gefühl dafür zu bekommen, mit einer Last auf dem Rücken einen Einsatz zu absolvieren.

Hauptkommandant der Feuerwehr Owingen Markus Endres kommentierte und erklärte die Übung für die zahlreichen Dorfbewohner, die sich beim Schauplatz eingefunden haben. Ebenfalls anwesend waren Bürgermeister Henrik Wengert, der zweite stellvertretende Kommandant der Feuerwehr Überlingen, Wilfried Brodmann, und Kreisbrandmeister Alexander Amann.

Personen aus Obergeschoss gerettet

Um kurz nach 18 Uhr ging der Notruf für die Gesamtwehr ein. Die Feuerwehrleute wissen vorher weder, wo noch wann die Übung stattfindet. In der Alarmierung hieß es, dass sich mehrere Personen in den Obergeschossen eines brennenden Gasthofs befinden. Das Gebäude stamme aus dem 17. Jahrhundert, die Anzahl der Personen sei unbekannt.

Kommandant Markus Endres erläuterte, dass ein Löschgruppenfahrzeug erst ausrücke, wenn alle neun Plätze darin belegt seien. „Zwischen der Einsatzmeldung und dem Ausrücken liegen im Optimalfall nicht mehr als sechs Minuten“, erklärte Endres. Da ertönten auch schon die Sirenen des ersten Einsatzfahrzeuges. Als Erstes traf die Feuerwehr aus Owingen ein, bald gefolgt von den Abteilungen aus den Teilorten. Nach kurzer Lageerfassung durch Einsatzleiter Michael Steurer und durch die Zugführer ging es sofort an die Personenrettung. Parallel dazu wurden die Schläuche ausgerollt und die Feuerwehr verschaffte sich auf zwei Seiten Zugang zum Gebäude. Auch die nächstgelegene Feuerwehrstelle mit einer Drehleiter rückte an, in diesem Fall die Feuerwehr Überlingen.

Die Statisten aus der Jugendfeuerwehr nahmen ihre Arbeit sehr ernst und schrien aus den Fenstern im zweiten Obergeschoss kläglich um Hilfe. Die Kinder wurden von den Rettungskräften entweder über die Schiebeleiter oder über die Drehleiter gerettet. Insgesamt waren 49 Feuerwehrleute im Einsatz, zusätzlich rückten sechs Einsatzkräfte des DRK an, die sich um die geretteten Person kümmerten. Auf einem Flipchart wurde parallel der Lageplan und die Vorgehensweise des Einsatzes skizziert. Nach knapp einer Stunde waren alle 22 Personen evakuiert und der Brand gelöscht, beziehungsweise die Obstwiese gegossen.

Nach vollendetem Einsatz tauchen verschwitze Gesichter unter den Atemschutzmasken und durchnässte T-Shirts unter den dicken Einsatzjacken auf. Auch wenn es keine echten Flammen waren, so strahlte die Julisonne auch abends noch heiß vom Himmel.

Bevor sich die gesamte Mannschaft zum Essen im Feuerwehrhaus Owingen aufmachte, lauschten alle der Manöverkritik von Kreisbrandmeister Alexander Amann. Er lobte den ruhigen und geordneten Ablauf des Manövers. Vor allem die Betreuung der Patienten sei gut verlaufen, es sei nie jemand allein gewesen. Die zeitintensive Schiebeleiter stellte kein Hindernis für die Truppe dar und auch an der Kommunikation unter den Einsatzleitern habe er kaum etwas auszusetzen, kleine Fehler ließen sich hierbei laut Amann auf die Übungskünstlichkeit zurückführen. Er verwies die Rettungskräfte der Feuerwehr jedoch darauf, dass eine sorgfältige Auswahl der Löschwerkzeuge bei alten Gebäuden von besonderer Relevanz sei. Wenn ein nachträgliches Brandgutachten hierbei Fehler feststellen sollte, könnte die Feuerwehr mit hohen Versicherungskosten konfrontiert werden, so der Kreisbrandmeister.

Kommandant Endres war ebenfalls zufrieden mit seiner Mannschaft: „Ihr habt gezeigt, was Ihr könnt“, lobt er die Truppe und den Nachwuchs. Bürgermeister Henrik Wengert sprach im Namen der Gemeinde seinen Dank an die ehrenamtlichen tätigen Einsatzkräfte aus. Sie seien die „personifizierte Sicherheit“ für die Gemeinde.