Von außen sieht es aus, als läge die Lädine neben dem Helmsdorfer Hafenbecken im Winterschlaf. Doch Maschinengeräusche vom Deck verraten, dass die Arbeiten der Landrevision schon begonnen haben. Das Deck ist durch ein eigens gefertigtes Zelt geschützt. Hier schleift Pächter Benno Lindenkamp acht Schichten Lack und Beize vom Mastschuh, bis das rohe Holz zum Vorschein kommt.
Mit der gerundeten Oberseite ist er schon fertig. „Das ist Stirnholz und besonders empfindlich“, erklärt Lindenkamp. Sie fühlt sich eben und leicht samtig an. Zu glatt schleifen darf er nicht, sonst hält nachher der Lack nicht.
Landrevision steht alle fünf Jahre an
Im Fünf-Jahres-Rhythmus geht die Lädine in die Landrevision. „Der Verein muss das gut organisieren, damit alle möglichst viel am Schiff sind“, sagt Lindenkamp. An diesem Tag ist er allein, möglicherweise hat der Regen potenzielle Mitarbeiter abgeschreckt. Dabei ist es an Deck trocken und windgeschützt. Benno Lindenkamp plant, alle Holzoberflächen abzuschleifen und zu lackieren. „Eigentlich ist die Lädine ein Lastensegler und keine Luxusyacht. Aber wir wollen unseren Gästen eine Freude machen. Sie sollen an Bord das Gefühl haben, das alles stimmt“, sagt Lindenkamp.
Als Nächstes nimmt Lindenkamp eine Winsch auseinander. Ein Blick in ihr kompliziertes Innenleben zeigt viele ineinandergreifende Zahnräder. Mit diesen Seilwinden werden die Leinen zum Beispiel für das Hissen der Segel bedient. Zum Entfetten gießt er ein Lösungsmittel über die Einzelteile und pinselt sie sorgfältig sauber. „Später wird sie wieder gefettet und zusammengesetzt“, erläutert Lindenkamp.
Auch das große Zahnrad, das die Motorkraft auf die Antriebswelle des Propellers überträgt, hat Reparaturbedarf. Benno Lindenkamp muss dazu in den engen Motorraum klettern. „Das kleine Zahnrad, die Verbindung zum Anlasser, ist verschlissen. Dadurch ist auch das große beschädigt“, erklärt er. Mit einem Gerät, das aussieht wie ein großer Zahnarztbohrer, schleift er Unebenheiten und Kerben wieder glatt.
Als der Regen nachlässt, klettert der Pächter die Leiter vom Schiff herunter und zeigt, was außen zu tun ist. Einige Risse sind bereits ausgefräst. „Da werden Holzleisten eingeklebt, die müssen auf den Zehntelmillimeter passen, damit die Klebefuge nicht sichtbar ist“, sagt Lindenkamp.
Das ganze Außenschiff soll abgeschliffen und lackiert werden. „Für acht Schichten Lack brauchen wir vier Tage.“ Am Tag können zwei oder drei Schichten aufgetragen werden. Es darf keine großen Pausen zwischen den Anstrichen geben, da sich nur so die Schichten optimal miteinander verbinden.

Spezielle Farbe verhindert Bewuchs
Der Propeller hat etwas Spiel. „Die Verbindung von Welle und Nabe hat sich gelockert“, erklärt Lindenkamp. Das führt zu schnellerem Verschleiß und weniger Leistung. Außerdem hat sich die Opferanode aufgelöst und schon zeigen sich erste Korrosionsflecken am Propeller. „Der Propeller ist aus Bronze, das ist elektrisch sehr hochwertig. Die Opferanode besteht aus einem elektrisch minderwertigen Metall und korrodiert schneller. Indem sie schneller Elektronen abgibt, schützt sie das höherwertige Metall, sie opfert sich also“, erklärt Lindenkamp. Es muss also bis zum Frühling eine neue Opferanode vor den Propeller. Zudem müssen ein paar Dellen an den Rändern der Propellerflügel ausgebessert werden.
Saisonstart ist am 1. Mai
Ist das Schiff lackiert, bekommt der Teil, der unter Wasser bleibt, einen neuen Anstrich. „Das ist Antifouling, es verhindert Bewuchs“, sagt Lindenkamp. Die vielen Quaggamuscheln, die sich auf dem Schiff angesiedelt hatten, hat der Verein schon mit einem Hochdruckreiniger abgestrahlt. Für Benno Lindenkamp und die Mitglieder des Lädinenvereins bleibt noch viel zu tun, bis das Schiff zum 1. Mai in die Saison startet.