„Wenn man es malen wollte, kriegt man es so nicht hin.“ Das sagt Harald Münch aus Immenstaad. Er ist einer der Gewinner bei „Der SÜDKURIER öffnet Türen“. Das Medienhaus hatte 16 Karten für eine Führung beim illustren Möbelproduzenten Draenert in Immenstaad verlost. Das Kernprodukt: Tische aus Steinplatten, die importiert werden aus zahlreichen Ecken der Welt. Und ebendiese Platten gleichen mit ihrer vielfältigen Farbgebung vielmehr abstrakten Gemälden als nur schnöden Unterlagen für Teller, Gläser oder Büro-Akten.

Los ging es vor über 50 Jahren

Geschäftsführer Patric Draenert begrüßt seine Gäste in der Orangerie, den Ausstellungsräumen des Betriebs. „Mit der Schwäbischen Ölschiefer fing alles an“, blickt er zurück. Sein Vater Peter Draenert hat vor über 50 Jahren damit begonnen, Möbel zu entwerfen. „Unsere Ursprünge waren in Fischbach am Bahnhof“, so Patric Draenert weiter. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Vor allem der Couchtisch mit einer Steinplatte auf breiten Metallkufen fand Absatz. Noch heute ist der „Primus“ fester Bestandteil des Sortiments. Noch immer verkauft sich auch der dunkle Stein aus der Schwäbischen Alp.

Firmenchef Patric Draenert begrüßt die Gäste beim Event „Der SÜDKURIER öffnet Türen“.
Firmenchef Patric Draenert begrüßt die Gäste beim Event „Der SÜDKURIER öffnet Türen“. | Bild: Benjamin Schmidt

Weiter durch das Areal des Betriebs führt Robert Schmid. Der Betriebswirt ist bereits seit 17 Jahren bei Draenert als Export Manager tätig. Den braucht es auch, denn die Produkte des Hauses sind international gefragt. „Vornehmlich verkaufen wir an Händler innerhalb Europas, aber auch stark in die USA und nach Asien“, so Schmid. Dann führt er die Gruppe in den sogenannten Steingarten von Draenert. Dort lagern die vielfältigen Steinplatten. Die meisten von ihnen haben eine weite Reise hinter sich: blauer Lapislazuli aus Afrika, Marmor aus China oder Italien, Verde Bamboo, ein Quarzit, aus Brasilien. „Blau gefärbte Steine wie der Lapislazuli finden sich in Afrika und Südamerika“, weiß Robert Schmid. Es sei ein Indiz darauf, dass die beiden Kontinente einst verbunden waren.

Wie gemalt: Dieser Stein nennt sich Dreaming Green, ein Marmor aus China. Harald Münch aus Immenstaad findet die Farben beeindruckend.
Wie gemalt: Dieser Stein nennt sich Dreaming Green, ein Marmor aus China. Harald Münch aus Immenstaad findet die Farben beeindruckend. | Bild: Benjamin Schmidt
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Auf Hochglanz poliert

Nachdem die Besucher ähnlich wie in einer Kunstgalerie zwischen den Platten gewandelt sind, geht es weiter in die Produktion. Insgesamt arbeiten bei Draenert etwa 60 Menschen, darunter Steinmetze, Lackierer, Schlosser und Polsterer. Allem voran geht es natürlich um die Bearbeitung der Steinplatten für die Tische. „Alle diese Platten haben eine Vorpolitur“, weiß Robert Schmid. In der großen Halle bei Draenert werden die Elemente nach Kundenwunsch geschnitten – und glatt poliert. „Besteht die Platte aus unterschiedlich festen Materialien, wird teils noch Epoxid-Harz aufgebracht“, so Schmid. Damit wird die Oberfläche gleichmäßig glatt und widerstandsfähig gemacht.

Interessiert lauschen die Besuchern den Worten von Robert Schmid. In der Produktionshalle werden Steinplatten geschliffen.
Interessiert lauschen die Besuchern den Worten von Robert Schmid. In der Produktionshalle werden Steinplatten geschliffen. | Bild: Benjamin Schmidt

Eine Halle weiter werden die fertig bearbeiteten Platten auf die Tischgestelle montiert. Je nachdem, welches Modell die Kunden ausgewählt haben, kostet das elegante Möbelstück ein nettes Sümmchen. Los geht es bei etwa 7000 Euro im Falle des häufig verkauften Modells Adler. Über den Preis sagt Bärbel Proksch aus Immenstaad: „Das geht ja noch.“ Ihr Mann Dietmar pflichtet bei. Doch abhängig von Größe und Material steigen die Kosten schnell an: „Nach oben ist kaum eine Grenze“, bestätigt Robert Schmid. Doch die Kunden sind bereit, für Exklusives zu zahlen. „In Asien sind etwa unsere runden Tische beliebt“, so Schmid. Besonderer Clou ist hierbei ein drehbares rundes Element in der Mitte der Platte.

Mechanismus Drehtisch Video: Benjamin Schmidt
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Viel Spaß mit Auszugsmechanik

Weiter geht es durch die Produktion. In der Metallabteilung werden die Unterrahmen für die Tischplatten gefertigt. Die teils raffinierten Auszugsmechanismen für die Tische werden andernorts nach Konzepten von Draenert vorproduziert: So etwa kann ein Plattenelement unter dem Tisch herausgedreht werden – und am Kopf des Tisches anschließen. Ebenfalls in der Produktion befindet sich die Lackierung. Hier werden Holzplatten, Metallrahmen und weitere Möbelstücke lackiert.

Ausziehmechanismus Tisch Video: Benjamin Schmidt

Nach dem Besuch in der Polsterei – Draenert produziert auch Stühle – geht es zurück in die Orangerie. Bei Kaffee und Gebäck nehmen die Besucher nochmals die Auszugsemachnismen der Tische unter die Lupe. Oliver Strauß aus Kluftern bedient die raffinierte Funktion und lacht: „Das würde ich zuhause die ganze Zeit machen!“ Ob und welcher Kunde direkt nach dem Besuch vor Ort noch ein Weihnachtsgeschäft beim Möbelhersteller in Immenstaad erworben hat, ist nicht bekannt.