„Neulich schrieb mir eine Kundin aus China“, sagt Susanne Draenert. Sie habe einen Tisch der Möbel-Manufaktur Draenert im Kino gesehen. Nicht in den Räumlichkeiten, sondern auf der Leinwand: Im neuen „Mission: Impossible“-Teil. In einer Szene des Films wird der Direktor der US-amerikanischen Sicherheitsdienste über eine Bedrohungslage informiert. Die Darsteller sitzen um seinen Schreibtisch: Das Modell „Atlas“ von Draenert. Tom Cruise taucht natürlich auch auf und sorgt für Trubel.

Irgendwann wurde der Film-Tisch wohl in Immenstaad gefertigt. Susanne Draenert steht in der Orangerie des Betriebs, in der einige der hauseigenen Tischmodelle ausgestellt sind. In ihrem schwarz-weiß gestreiften Kleid würde auch sie – wie die Draenert-Tische – gut in die Spionage-Filme passen. Bereits im vierten Teil der Filmreihe sei eines der Modelle der Manufaktur zu sehen gewesen, damals ein „Adler“. Das war 2011.

Susanne Draenert steht an einem „Adler“, einem der Klassiker des Unternehmens.
Susanne Draenert steht an einem „Adler“, einem der Klassiker des Unternehmens. | Bild: Simon Conrads

Am Anfang stand ein Couchtisch

Mit den Hollywood-Auftritten seiner Tische hat Peter Draenert in den 60er-Jahren wohl nicht gerechnet: Damals baute er sich aus einer Ölfschieferplatte und zwei Stahlkufen einen Couchtisch, weil er für sein Wohnzimmer im Handel keinen geeigneten fand, wie der SÜDKURIER bereits berichtete. Das Tischmodell „Primus“ war geboren. Am Ende sei nicht nur er mit seinem Couchtisch zufrieden gewesen, sondern auch seine Hausgäste, die Interesse an einem eigenen Tisch äußerten. So gründete Draenert mit seiner Frau 1968 das Unternehmen und zog bald mit zwei Mitarbeitern in eine kleine Halle nach Fischbach, um weitere Tische zu bauen.

Peter Draenert gründete das Unternehmen 1968.
Peter Draenert gründete das Unternehmen 1968. | Bild: Firma Draenert

„Das waren am Anfang nur eine Hand voll Modelle“, sagt Susanne Draenert, die mit Peters Sohn Patric verheiratet ist. „Mit dem VW-Bus hat er die Tische rausgefahren.“ Dann seien die Bestellungen von immer weiter her gekommen, aus Stuttgart und schließlich aus der ganzen Welt. Seit 1972 hat die Manufaktur ihren Sitz in den Immenstaader Steigwiesen, nach dem Tod des Vaters übernahm Patric Draenert 2005 die Geschäftsführung. Rund 60 Mitarbeiter kümmern sich auf dem Firmengelände um Bau, Verkauf und Versand –auch in die USA, wo sie dann in Hollywood auftauchen.

Patric und Susanne Draenert in der Orangerie der Möbelmanufaktur.
Patric und Susanne Draenert in der Orangerie der Möbelmanufaktur. | Bild: Simon Conrads

Die Auswahl führt zu Konflikten

Die Filmproduktion des neusten „Mission: Impossible“-Teils hat laut Branchenmagazin Variety 290 Millionen Dollar gekostet, da fällt ein Draenert-Tisch nicht so sehr ins Gewicht. Die Manufaktur lässt sich ihre Arbeit aber durchaus etwas kosten: Der „Adler“, einer der „Mission: Impossible“-Tische, kostet in der niedrigsten Preisstufe 4900 Euro, in der höchsten 13.000 Euro. Sonderbestellungen, also etwa Konferenztische mit einem Stein aus Brasilien, seien noch teurer. Draenert fertigt auch Stühle an, das Modell „Nobile“ bekommen Kunden ab 740 Euro. Bei Paaren, die sich vor Ort für einen Tisch entscheiden wollen, komme es bei den Preisen und der Auswahl durchaus mal zu Streitereien: „Da gab es echt schon Ehepaare, die sich hier in die Wolle bekommen haben“, sagt Susanne Draenert.

Zwei Mitarbeiter der Firma bringen eine Steinplatte zur Weiterverarbeitung aus dem Steinpark in die Fertigungshallen.
Zwei Mitarbeiter der Firma bringen eine Steinplatte zur Weiterverarbeitung aus dem Steinpark in die Fertigungshallen. | Bild: Simon Conrads

Während der Pandemie waren die Tische gefragt

Vermehrt wird es solche Konflikte wohl in der Pandemie gegeben haben, denn: „Wir waren die Gewinner von Corona“, sagt Susanne Draenert. Als Reisen nicht möglich waren, hätten sich viele Menschen daran gemacht, ihr Zuhause etwas aufzupeppen, zum Beispiel mit einem Möbelstück von Draenert. Dieser Hype sei nun im Zuge der Inflation wieder vorbei.

Die Orangerie neben den Fertigungshallen ist der Ausstellungsraum des Unternehmens.
Die Orangerie neben den Fertigungshallen ist der Ausstellungsraum des Unternehmens. | Bild: Simon Conrads

„Es wird natürlich alles teurer“, sagt Susanne Draenert. „Die Frachtkosten beispielsweise.“ Spediteure müssten höhere Preise aufrufen, weil sie zu wenige Fahrer haben. „Und das ist schwierig, die Preiserhöhungen auch den Kunden zu verklickern.“ Aber wer sich Draenert-Möbel leisten kann, den wird doch die Inflation nicht so stark treffen, oder? „Wir sind in einem Preissegment, wo die Kunden das Geld noch haben.“ Aber die Stimmung sei durchaus eingetrübt. „Die Leute sind nicht in Kauflaune.“ Vielleicht hätten die Menschen gerade eher Reisenachholbedarf, glaubt Susanne Draenert. Vom Tourismus profitieren die Draenerts wiederum auf anderem Wege: Denn in der Urlaubssaison kämen viele Bodensee-Touristen, um sich die Designer-Möbel anzuschauen – vielleicht auch einen Tisch, der dann im nächsten „Mission: Impossible“-Teil auftaucht.