Bei der Vorstellung des Tourismusberichts 2020 im Gemeinderat stellte Höft aber auch fest: „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“ Zum einen liegen die Immenstaader Zahlen immer noch vor denen anderer Seegemeinden. Zum anderen sorgten warmes Sommerwetter und Reisebeschränkungen für Buchungshochs in den Monaten Juli bis Oktober.

Die Pandemie hinterließ ihre Spuren nicht nur in gesunkenen Besucher- und Übernachtungszahlen. Sie traf Gastgeber in verschiedener Weise: „Campingplätze waren am wenigsten von der Pandemie betroffen. Die Hauptzeit ist ohnehin der Sommer und Camping hat geboomt“, sagte Höft. Das größte Minus hatten Hotels und Gasthäuser zu verzeichnen, gefolgt von Ferienwohnungen und Gästezimmern. Auch die Übernachtungen auf Schloss Hersberg gingen aufgrund ausgefallener Veranstaltungen stark zurück.
Mehr Familien und jüngere Gäste, längere Aufenthalte

Es kamen zudem andere Personengruppen. „Viele ältere Gäste haben uns angerufen und gesagt, sie verreisen lieber nicht und kommen nächstes Jahr wieder“, sagte Höft. Auch der Anteil ausländischer Besucher nahm um gut die Hälfte ab. Dafür kamen mehr Familien und 36- bis 55-Jährige. „Die wären sonst ins Ausland gefahren und haben stattdessen ihren Haupturlaub bei uns gemacht“, erklärte Höft. Die Folge: die durchschnittliche Aufenthaltsdauer stieg an. Beliebte Orte wie die frei zugänglichen Badestellen am See und der Landesteg seien zu Stoßzeiten sehr gut besucht gewesen. „Wir können aber noch nicht von Massentourismus reden. Wir setzten mehr auf Qualität als Quantität“, betonte sie.
Für das laufende und vor allem das kommende Jahr bleibt sie optimistisch. Die älteren Gäste seien bald geimpft und könnten zum Wandern im Herbst oder zur Baumblüte kommen. Jüngere Gäste hätten den Bodensee für sich und ihren Jahresurlaub entdeckt. Der Plan, die Saison in den Herbst zu verlängern, sei aufgegangen. „Wir haben viele Outdoor-Angebote gemacht wie Geocashing für Familien, das ist sehr gut angenommen worden.“ Die Tourist-Info arbeite für 2021 immer mit einem Plan B: Für Maibaumstellen, Mittelaltermarkt und Dorffest sind Varianten mit Abstand und Hygiene geplant, falls „Immenstaad blüht auf“ im Frühjahr nicht geht, wird es awuf den Herbst geschoben. Statt Piratenfahrten wird es auf der Lädine Forscher- und Wikingertouren geben, mit weniger Action aber ebenso spannend.
Mit mehr Nachhaltigkeit im Urlaubsgeschäft soll sich eine Arbeitsgruppe der Deutschen Bodensee Tourismus befassen. „Wir wollen einen Maßnahmenkatalog erarbeiten für uns, für die Gastgeber und den auch unseren Gästen nahebringen“, so Höft. Sven Volk (Grüne) regte an, über ein Pfandsystem für geliefertes Essen und Take-Aways nachzudenken.
Eine Zahl im Tourismusbericht stach besonders hervor: 2020 verzeichnete die Tourist-Info 2435 Betten, im Vergleich zu 2205 im Jahr davor. Auch die Zahl der Ferienwohnungen stieg auf 504, dazu kommen 479 Zweitwohnungen. Wie es zu diesem Anstieg kam, könne sie nicht sagen, sagte Höft. Einige Neubauten hätten möglicherweise Einliegerwohnungen dafür eingerichtet, auch könne es sein, dass vormalig fest vermietete Wohnungen jetzt als Ferienwohnungen dienten.
Zweitwohnungen verschärfen Wohnraumknappheit
Andreas Graf von den Freien Wählern nannte diesen Anstieg erschreckend. „Wenn in jeder Zweitwohnung zwei Menschen leben können, dann wäre da Platz für 1000 Einwohner. Das ist ein ganzes Dorf. Das steht bei uns meistens leer, das kann so nicht weitergehen“, sagte er. Bürgermeister Johannes Henne stimmte zu. Immenstaad habe ein Wohnraumproblem. „Wir müssen uns als Gemeinde mit dem Thema Zweckentfremdung beschäftigen“, sagte er. Das Baurecht lasse jedoch nicht viele Möglichkeiten.

Auf den Vorschlag, dem Thema mit höheren Zweitwohnungssteuern zu begegnen, entgegnete Kämmerer Matthias Herrmann, die Zweitwohnungen seien bereits mit einer Steuer belegt. Diese orientiere sich am Mietwert. „Da sind wir gut aufgestellt, viel Platz nach oben ist da nicht mehr“, sagt er.
Für die Saison 2021 hoffen Gemeinderat, Verwaltung und Tourist-Info, dass Impfungen und Tests viel Urlaub am Bodensee möglich machen.