Bereits seit einigen Wochen ist das beliebte Café di Coppola in der Ulrichstraße geschlossen. An der Tür hängt ein Schild, das den Kunden mitteilt, dass das Café wegen Krankheit auf unbestimmte Zeit geschlossen sei. Doch für Pächterin Brigida Coppola-Bäder wird aus „unbestimmt“ nun leider „für immer“. Denn aufgrund von starken gesundheitlichen Knie-Problemen muss die 55-Jährige schweren Herzens ihren Traum vom eigenen Café nach 13 Jahren aufgeben.
„Mein Arzt hat mir deutlich gemacht, dass ich für längere Zeit nicht mehr für mehrere Stunden stehen kann“, sagt sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER im geschlossenen Café. Irreparable Schäden würden eine Rückkehr an ihren Lieblingsort – hinter der Theke – nicht mehr möglich machen. Dieser Einschnitt sei von heute auf morgen gekommen und habe ihr „den Boden unter den Füßen weggezogen“. Denn sie hätte das Café, das für sie wie ein zweites Zuhause gewesen ist, sehr gerne noch einige Jahre weitergeführt.
„Schlussstrich ziehen“ fällt schwer
„Wir hatten noch versucht, intern eine Lösung zu finden“, sagt Coppola-Bäder, aber letztendlich sei sie in vielen Gesprächen mit ihrer Familie zu der Entscheidung gelangt, dass es besser sei, einen „Schlussstrich unter das Café zu ziehen“. Wie schwer ihr das fällt, wird im Gespräch deutlich, sie kann die Tränen kaum zurückhalten.
Als Günter Karle, Hausmeister der Stadt Markdorf, zufällig vorbeischaut, lässt er liebe Genesungsgrüße des ehemaligen Bürgermeister Bernd Gerber ausrichten. Dass es ihr gesundheitlicht nicht gut geht, hat sich im Städtle herumgesprochen. In den vergangenen Wochen habe sie sehr viel Zuspruch erfahren, viele Briefe haben sie in ihrem Krankenbett erreicht. „Das hat mich sehr gefreut“, sagt Coppola-Bäder, die ihre Gefühlslage wie folgt beschreibt: „Ich bewege mich in Trauer“.
Als Quereinsteiger in die Gastronomie
Brigida Coppola-Bäder ist gelernte Altenpflegerin und hat das Café 2006 eröffnet. Damals hatte sie sich an einer „Schnittstelle im Leben“ befunden und verschiedene Möglichkeiten in Erwägung gezogen, zum Beispiel nach Australien auszuwandern oder in die Entwicklungshilfe zu gehen.
Für sie war es dann wichtig eine „Oase der Ruhe“ zu schaffen und zu testen, ob sie ein Café machen und leiten kann. Die Anfangszeit sei als Quereinsteiger in die Gastronomie nicht einfach gewesen, sie und ihr Team haben viel ausprobiert und auch gegen Vorurteile kämpfen müssen. „Viele dachten, das Café sei zu nobel“, erinnert sie sich.

Doch mit sehr viel persönlichem Kontakt sei es gelungen, die Markdorfer zu überzeugen – aber auch Auswärtige aus Ravensburg oder Friedrichshafen gehörten zu ihrer Kundschaft. „Ich hatte tolle Kunden, für die ich sehr dankbar bin“, sagt sie. Sie habe vor allem die Interaktion mit den Kunden geschätzt.
Tolle Gespräche und Stunden voller Lachen
„Bei den zahlreichen Thekengästen, Stammtischen und natürlich allen anderen Gästen möchte ich mich herzlichst für die tollen Gespräche, interessanten Lebensgeschichten und vielen Stunden voller Lachen bedanken“, so Coppola-Bäder.
Vor allem auf Alleinstellungsmerkmale und einen ausgezeichneten Kaffee hat die 55-Jährige großen Wert gelegt. Das war ihr Erfolgsrezept. Vor einigen Jahren hat sie einen Barista-Kurs besucht. „Der Kaffee war ein großes Thema, da es für meine Bedürfnisse keine passende Institution gab“, erzählt sie. Sie habe einen sehr hohen Qualitätsanspruch gehabt, die Gerichte sollen saisonal und regional sein. „Mit meiner Hauswirtschafterin Ulrike Groß habe ich vieles ausprobiert, wir hatten Spaß am Experimentieren“.

So habe man auch viele Trendgetränke aufgegriffen und ausprobiert, Brigida Coppola-Bäder erinnert sich zum Beispiel an „Bubble-Tea“ – doch so schnell wie der Trend da war, sei er auch wieder vorbeigewesen. Besser lief es mit den selbst gemachten Limonaden oder mit dem Eis aus einer kleinen Konstanzer Eismanufaktur. „Ich bin stolz drauf, dass mein Konzept funktioniert hat“, so die 55-Jährige.

Daher wäre sie auch bereit, ihr Konzept sowie den Namen (allerdings nur in Markdorf) an einen interessierten Nachfolger zu übergeben. „Alles kann so wie es ist, übernommen werden“, beteuert Coppola-Bäder, einschließlich des Interieurs.
Wie geht es nun weiter?
Einige Nachfragen hat sie bereits, erste Verhandlungen laufen. Allerdings kann sie keine feste Aussage darüber machen, ob, wie und wann es unter neuer Führung mit dem Café weitergeht. „Vielleicht entsteht ihr auch was ganz anderes“, sagt sie. Auch dafür hätte sie Verständnis.
Der Pachtvertrag ist gekündigt, Ende des Jahres muss sie die Schlüssel übergeben. Für Birgida Coppola-Bäder geht es anschließend darum, ihrem Körper die notwendige Regenerationszeit zu geben und sich auf ihre Gesundheit zu konzentrieren. Und vielleicht kann dann eines Tages wieder ein ganz neuer Traum Wirklichkeit werden.