Markdorf – Sieben Mal oder acht Mal? So ganz genau kann sich Florian Schröder nicht erinnern, wie oft er schon im Theaterstadel aufgetreten ist. "Gefühlt sind es mindestens 50 Auftritte", sagt er lachend. Der Kabarettist, Kolumnist, Rundfunk- und Fernsehmoderator kommt ausgesprochen gerne nach Markdorf. "Das Publikum ist sehr anspruchsvoll", ist sein Eindruck, "zum Teil lachen die schon über Pointen, bevor ich sie gebracht hab, weil sie sie antizipieren", sagt Schroeder im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Man gewinne den Eindruck, die Theaterstadel-Besucher seien "geschult". Womit der Kabarettist den Bogen zu Frank Schirl schlägt, dem Betreiber der Kleinkunstbühne am Gehrenberg. "Er ist das Theaterstadel", sagt Schroeder. Woanders wechseln die Bühnen-Betreiber. In Markdorf herrsche Konstanz. "Darum auch gefühlte 50 Mal."
"Ausnahmezustand" heißt Florian Schroeders neues Programm. Ihm gehe es schon ziemlich auf die Nerven, wie oft vom Ausnahmezustand gesprochen werde – "das ist schon inflationär". Lägen sich zwei Briten und zwei Deutsche beim Ballermann auf Mallorca in den Haaren, dann heiße es gleich "Ausnahmezustand auf Malle!" Sicher, da sei auch die Seite, auf der der Ausnahmezustand ausgenutzt werde, wo er zum politischen Kalkül gehört. "Schauen Sie nach Frankreich, da dient der Ausnahmezustand dazu, die Demokratie zu sichern. Schauen Sie in die Türkei – hier wird er instrumentalsiert, um die Demokratie abzuschaffen", analysiert Schroeder. Andererseits aber durchlebten wir derzeit auch eine Phase des öffentlichen Überreagierens – der künstlich geschürten Hysterie. "Nein, in die Medienschelte will ich nicht einstimmen", sagt Schroeder, "das wäre mir zu einfach." Im Gegenteil beobachte er eine wachsende Differenziertheit sowohl bei den Zeitungen, als auch bei Radio und Fernsehen.
Schließlich gibt es für Schroeder beim Thema Ausnahmezustand noch eine dritte Ebene: die des Einzelnen. In Anbetracht des grassierenden Fitnesswahns, der wogenden Wohlfühl- und Gesundheitswelle befänden sich doch alle in einem permanenten Ausnahmezustand. "Jeder ringt um Kontrolle, lädt sich Apps herunter, beobachtet Kreislauf und Gewicht, arbeitet an seiner Selbstoptimierung." Und ein jeder geht zu diesem Zwecke Bündnisse ein. "Wenn ich zum Beispiel ein iPhone benutze und Apple Daten preisgebe, dann ist das meine Entscheidung", sagt Florian Schroeder. Er hält wenig davon, hinter allem stets Machenschaften finsterer Mächte zu wähnen und setzt stattdessen mehr auf Selbstverantwortung.
Alarmismus erwartet die Theaterstadelbesucher also keiner, wenn Florian Schroeder am 15. September mit seinem "Ausnahmezustand" auftritt. Und natürlich begegnen uns wieder alte Bekannte. Schroeders hochgelobtes Talent zur Politiker-Parodie kommt ganz gewiss zum Einsatz. "Der Wahlkampf ist aktuell ja eher langweilig", urteilt der Kabarettist. Gleichwohl böten ihm die Politiker beständig neue Vorlagen, um sie zu parodieren. SPD-Kandidat Martin Schulz etwa habe er schon drauf, insbesondere dessen Schwierigkeiten mit dem Sch, das der Rheinländer regelmäßig als Ch ausspricht. "Wenn das so weitergeht", sagt Schroeder, "wird die SPD noch in ChPD umbenannt."
Zur Person
Florian Schroeder wurde 1979 in Lörrach geboren. Sein kabarettistisches Talent wurde früh entdeckt. Bereits mit 14 trat er in einer Fernsehsendung von Harald Schmidt auf. Nach dem Abitur gehörte er drei Jahre lang dem Kabarett-Ensemble „Heinz!“ an. Florian Schroeder hat Germanistik und Philosophie studiert. 2004 trat er mit seinem ersten eigenen Kabarett-Programm auf. Neben zahlreichen Auftritten in Rundfunk und Fernsehen moderiert er auch eigene Sendungen, darunter die „Spätschicht“ im SWR-Fernsehen. Er schreibt Kolumnen, veröffentlicht auch Bücher. Florian Schroeder wurde auch etliche Male mit begehrten Kabarett-Preisen ausgezeichnet – wie dem Silbernen Stuttgarter Besen oder dem Kleinkunstpreis Baden-Württemberg. (büj)
Programm für Kino und Kleinkunstbühne
.Das Kabarett-Programm im Stadel startet am Freitag, 15. September. Die Termine:
- 15. September: Florian Schroeder mit „Ausnahmezustand"
- 22. September: Mathias Tretter mit „Pop“
- 22. September: Rolf Miller mit „Alles andere ist Primär“
- 6. Oktober: Öczan Cosar mit „Du hast dich voll verändert
- 7. Oktober: Michael Krebs mit „Live“
- 14. Oktober: Funkhaus mit Funk und Soul
- 20. Oktober: Wellküren mit „30 Jahren Wellküren“
.Das Kino findet nach dem Ende der Open-Air-Saison wieder im Stadel statt:
- Kino: „Grießnockerlaffäre“ – 14./16./17./19./20. September
- „Das Pubertier“ – 21./24./26./27. September
- „The Party“ – 28. September/ 1./3./4. Oktober
- „Hamstead Park – Aussicht auf Liebe“ – 5./ 8./10./11. Oktober