85 000 Euro hat die Stadt Markdorf im Haushalt 2018 "geparkt", um das seit Jahren ungenutzte Bahnhofsgebäude für eine öffentliche Nutzung fit zu machen: 65 000 Euro sind im Verwaltungshaushalt eingestellt für den Umbau und die Zusammenlegung der der Bahn gehörenden drei Technikräume im Erdgeschoss, weitere 20 000 Euro im Vermögenshaushalt für die Planungskosten. Allein: Die Bahn kommt nicht recht in die Gänge, oder mit anderen Worten: Planungsprozesse bei dem einstigen Staatskonzern dauern einfach. Diese Erfahrung musste die Stadt bekanntlich auch beim Thema Ampelanlage am Bahnübergang machen. Der SÜDKURIER berichtete mehrfach darüber.
Verantwortlich für die Zusammenlegung der bislang noch drei Bahn-Räume im EG in den großen Stellwerk-Raum ist die DB Netz AG. Im Frühjahr hatte der SÜDKURIER einen umfangreichen Fragenkatalog an die Bahn nach Stuttgart gesendet. Zwei Wochen später hieß es in der Antwort eines Bahn-Sprechers: "Die Planungen für die Umverlegung der beiden Technikräume wurde in 2017 begonnen und sind abgeschlossen." Das heißt, seitens der Bahn könnte der Umbau nun begonnen werden. Bei der Stadt wartet man ebenfalls auf den Beginn der Arbeiten, hat aber keinen Einfluss darauf. Die 65 000 Euro für die DB Netz AG hat die Stadt bereitgestellt, im Rathaus steht man also Gewehr bei Fuß.
Überbordend kompliziert dürften die Umbauarbeiten nicht ausfallen: Die Technik zweier kleinerer Räume, eines Fernmelderaumes und eines Batterieraumes, muss in den Stellwerk-Raum integriert werden, einen abgetrennten Batterieraumbereich gibt es dort bereits. Dann könnten die Wände eingerissen und der für die Stadt nutzbare EG-Bereich erweitert werden.
Am 20. März dieses Jahres hat der Gemeinderat die Umbauarbeiten einstimmig beschlossen. Der Auftrag der Stadt sei bei der DB Netz AG bereits eingegangen, so der Bahnsprecher. Und: Mit den Arbeiten werde in den nächsten Wochen begonnen. Doch diese Auskunft wurde bereits vor zwei Monaten gegeben, getan hat sich bislang noch nichts. Doch einen konkreten Zeitrahmen zumindest scheint man sich auch bei der Bahn gesetzt zu haben. "Die Verlegung der Technikräume soll bis spätestens Ende dieses Jahres abgeschlossen sein", verlautet es seitens des Konzerns.
Solange das Unternehmen den Umbau nicht vornimmt, sind der Stadt die Hände gebunden. Das ist insofern problematisch, als die ungeordnete und unschöne Situation im EG-Bereich des Bahnhofes der Verwaltung die Investorensuche nicht einfacher macht. Mit einer knappen Handvoll Interessenten stehe man in Kontakt, sagt Bürgermeister Georg Riedmann. Einfach sei es aber auch deswegen nicht, weil das denkmalgeschützte Gebäude "anspruchsvolle Aufgaben" bereithalte. "Eventuell müssen wir unsere Investorensuche noch ausdehnen", sagt Riedmann.
Die Bahnhof-Pläne
An den bisherigen Plänen für die EG-Nutzung des Bahnhofes habe sich für die Stadt nichts geändert, sagt Bürgermeister Georg Riedmann. Der Fokus liege auf den Nutzungsoptionen Bistro, Reisebüro, Aufenthaltsbereich mit Fahrkartenverkauf. Sind die Technikräume der Bahn umgelegt, stünden etwa drei Viertel des Erdgeschosses für die öffentliche Nutzung zur Verfügung. Der Bahnhof gehört der Stadt, bis auf die drei Technikräume, die der Bahn gehören. Für die Umnutzung des EG strebt die Stadtverwaltung eine Investorenlösung an. Selbst denkmalgerecht sanieren und umbauen möchte die Stadt den Bahnhof nicht, die Kosten wären zu hoch.