Markdorf – Beeindruckende Zahlen kann Regine Franz vorweisen. Seit April 2014 führt die resolute Dame mit den wachen Augen und dem gewinnenden Lachen nun den Markdorfer Ortsverband des Sozialverbandes VdK. Zum zweiten Mal wurde sie im Frühjahr in ihrem Amt wiedergewählt – nicht zuletzt, weil seither der Ortsverband unter ihrer Leitung eine erstaunliche Erfolgsgeschichte geschrieben hat. Bei ihrem Amtsantritt zählte der Ortsverband 193 Mitglieder, heute sind es 263. Doch das 70-Personen-Plus spiegelt den eigentlichen Zuwachs noch nicht einmal annähernd wider. Denn 127 Personen haben sich seit 2014 neu angemeldet, bedingt durch den hohen Altersdurchschnitt fällt der tatsächliche Zuwachs eben merkbar geringer aus. Doch der Markdorfer VdK hat im selben Zeitraum auch eine bemerkenswerte Verjüngung erfahren: Von 70 auf 63 Jahre ist der Altersdurchschnitt gesunken.

Soziale Nähe für Einsame
Angesprochen auf diese erfreulichen Zahlen, verweist Franz darauf, dass der Ortsverband sich inzwischen intensiv jenen Aufgaben widme, für die der VdK heute stehe. Wurde er noch bis zur Jahrtausendwende gleichgesetzt mit seinem vollen Namen "Verband der Kriegsbeschädigten", so sei er heute ein moderner Sozialverband, der Hilfe und Beratung für alle Generationen anbiete. Dies betont sie mehrfach im Gespräch. Anschaulich zählt sie Beispiele auf: "Wir unterstützen Menschen dabei, ihre Erwerbsminderungsrente anerkannt zu bekommen, wir bieten Hilfestellung beim Ausfüllen von Schwerbehindertenanträgen oder bei der Anerkennung von Berufsunfällen. Vor allem aber bieten wir Gemeinschaft und soziale Nähe für einsame oder alleinstehende Personen." Schwerbehinderte etwa hätten heute ein Recht auf Arbeit und ein selbstbestimmtes Leben, sagt Franz, doch: "Die Gesetze sind da, aber sie werden häufig nicht angewandt."

Im Kontakt mit dem Rathaus
Das Eintreten für die Rechte Benachteiligter ist das Eine, die große Gemeinschaft Gleichgesinnter das Andere. Touren, Ausflüge, die beliebten monatlichen Kaffeenachmittage und Stammtische oder auch Veranstaltungen wie das Oktoberfest im Zunfthaus Obertor: All dies bietet der VdK Markdorf inzwischen an – und all diese Angebote führen Menschen, die alleine oder gehandicapt sind, heraus aus ihrer oft jahrelangen Einsamkeit. Ein Sozialverband im besten Sinne also. Und, was Franz betont: Alle Veranstaltungen seien öffentlich, nicht nur die Mitglieder dürfen teilnehmen. Das hat sich schon herumgesprochen: Bei Ausflügen gibt es teils schon Wartelisten. Für viele Teilnehmer gehören sie aber zu den schönsten Erlebnissen des Jahres: "Dieses Jahr ging es zum Beispiel auf den Pfänder und viele haben gesagt, dort war ich schon seit 30 Jahren nicht mehr", sagt Franz. Auch einen Besuchsdienst für einsame Mitbürger gibt es. 4000 Bürger über 60 Jahren gebe es in Markdorf, so Franz, der Bedarf sei da. Immer in der Mitte der Gesellschaft und in Kontakt mit dem Rathaus: Auch das ist der Vorsitzenden wichtig. Nur so könne man Verbesserungen anstoßen, Stichwort Rollstuhlrampen oder Behindertenparkplätze. Von der Stadtverwaltung fühle man sich gehört, sagt sie: "Ich denke, dass wir da für die Zukunft auch auf einem guten Weg sind."

Informationen im Internet:
http://www.vdk.de/ov-markdorf
Der VdK und seine Ziele
- Der VdK: Der VdK ist mit rund zwei Millionen Mitgliedern der größte Verband in Deutschland. Er versteht sich als Sozialverband für alle Generationen, der behördliche und soziale Hilfestellungen anbietet. Der Markdorfer Ortsverband hat zehn Vorstandsmitglieder und rund fünf bis sechs weitere ehrenamtlich sehr engagierte Helfer um das Führungsteam. Vorsitzende ist Regine Franz.
- Was sich Regine Franz wünscht: Noch mehr Behindertenparkplätze in Markdorf, mehr behindertengerechte Lokale als Treffpunkte für ältere oder gehandicapte Bürger. Bislang gebe es in Markdorf nur die "Krone" in der Hauptstraße und die Gastronomie im Proma. Außerdem kämpft sie laut eigener Aussage seit Jahren um eine Außenklingel am Polizeiposten. Darüber müssen allerdings übergeordnete Behörden entscheiden. Wünschenswert seien auch noch mehr behinderten- bzw. rollstuhlgerechte Zugänge zu den Ladengeschäften. Das Problem: Für DIN-breite Rampen sei häufig kein Platz. "Besser als gar keine Rampe ist dann die halbe Lösung mit einer schmaleren Rampe", sagt Franz. Am jetzigen Rathausstandort wünsche sie sich ein "Mischgebäude", mit einem Café auch für Senioren. Wenn man für das Mehrgenerationenhaus (MGH) neue Räume finden könnte, könnte man am jetzigen Standort auch das Seniorenheim erweitern. Den Gasthof "Adler" könne sie sich für die MGH-Nutzung vorstellen. Funktionen zentral bündeln, laute die Devise.