Frau Chaer, was für ein schöner Trubel bei Ihnen und dann dieser Mix aus Schwäbisch und Arabisch?!
Ja, bei drei Kindern ist immer etwas los und der Sprachenmix kommt natürlich aus der Mischung meiner Wurzeln, Geburtsland und Lebensschwerpunkt.
Das heißt?
Mir ist die Differenzierung mit allem, was unsere Familie ausmacht, sehr wichtig. Meine Eltern stammen aus dem Libanon, sind aber schon seit 60 Jahren in Deutschland und haben immer mit uns Arabisch gesprochen. Mit meinen eigenen Kindern die arabische Sprache zu leben, soll ihnen später die Möglichkeit eröffnen, den Kontakt zu ihrem Ursprung, ohne jegliche Sprachbarriere zu pflegen. Für mich ist Deutschland das Land, in dem ich geboren und aufgewachsen bin. Das hat aus mir eine moderne Frau gemacht hat, die die islamische Religion in ihrem Herzen trägt, sich ihrer Wurzeln bewusst ist, die politische Debatten mag und Deutschland in seiner Vielschichtigkeit liebt.
Wie beispielsweise dieser schon komplett geschmückte Weihnachtsbaum?
Oh ja, wir lieben diese stimmungsvolle Zeit, mit all den Lichtern und der Gemütlichkeit. Mit dem Baum hat es angefangen, als meine große Tochter Lilly vor sieben Jahren aus dem Kindergarten kam und fragte, ob wir nicht auch einen bunt geschmückten Baum aufstellen können, seitdem sind wir einer der ersten Familien, die Anfang Dezember einen Baum kaufen, um ihn am 4. Dezember zum Geburtstag meiner Großen aufzustellen und zu schmücken.
Hat es noch eine tiefergehende Bedeutung?
Nicht wirklich, aber wir freuen uns jeden Abend, wenn die Lichter vom Baum erstrahlen und von ihm eine beruhigende Stimmung ausgeht. Jeder hat eine eigene Kugel, die relativ weit oben hängen, damit sie den quirligen Zwillingen nicht gleich zum Opfer fallen und ansonsten ist er geschmückt mit allerlei selbst gebastelten Engeln oder ähnlichen Sachen von den Kindern. Meine Mama ist die Dekoqueen schlechthin, daher kenne ich diesen Zauber bereits aus meiner eigenen Kindheit, in der das Jahresende sehr geschmückt und stimmungsvoll zelebriert worden ist.
Und wie kann ich mir den Weihnachtsabend bei Ihnen vorstellen?
Es ist eine familieninterne Tradition, die durch die Vorstellungen der Kinder entstanden ist. Am Abend des 24. Dezember liegt eine kleine Flasche Cola unter dem Baum, an dieser wird der Wunschzettel von jedem Kind drangehängt, mit jeweils auch nur einem Wunsch, der schon ein paar Wochen vorher geschrieben oder gemalt wurde. Am Morgen des 25. Dezember können es die Kinder kaum erwarten, aufzustehen. Der erste Weg geht direkt zum Baum und darunter liegt dann die leere Cola Flasche und das jeweilige Geschenk. Für die Kinder war also in der Nacht der Weihnachtsmann da, hat die Cola leer getrunken und die Geschenke dagelassen. (lacht)
Was für eine schöne Geschichte und positiv anzumerken, dass es nur ein Geschenk gibt.
Jedes Kind hat auch Geburtstag, an dem es Geschenke bekommt und wir haben das Zuckerfest, an dem es traditionell immer viele Geschenke gibt. So versuchen wir den Konsumrausch etwas in Grenzen zu halten und trotzdem unseren Kulturenmix zu leben oder besser gesagt zu zelebrieren.
Haben Sie denn ein traditionelles Essen an den Feiertagen?
Nicht unbedingt, wir kochen was wir in dem Moment mögen, aber es gibt immer etwas Süßes wie Plätzchen oder Kuchen.
Wie würde denn ein 24. Dezember aussehen, wenn Sie jetzt im Libanon wären?
Es wäre ein Feiertag, den man mit der Familie verbringt. Die Familie hat in unserer Kultur einen hohen Stellenwert und auch außerhalb der Feiertage hat man meistens viel Kontakt. Es gibt immer irgendeinen Grund zu feiern und wir Libanesen sind Meister im Feiern.
Wo gab es für Sie in der Adventszeit noch Schnittpunkte zu Weihnachten?
Weihnachtsfeiern habe ich auch bei meiner Arbeit und mit dem Team des Mehrgenerationenhauses hatten wir einen sehr stimmungsvollen Abend. Außerdem backen wir mit den Kindern gerne Plätzchen und besuchen Weihnachtsmärkte.
Wie feiern Sie den Jahreswechsel?
Tatsächlich haben wir an Silvester ganz nach deutscher Tradition Freunde und Familie da und machen einen Spieleabend mit Raclette. Wir schauen uns ein Feuerwerk an, wobei wir für die Kinder Knallerbsen und Wunderkerzen kaufen.
Wünschen Sie sich etwas für das nächste Jahr oder haben Sie auch bestimmte Vorsätze?
Wir wünschen uns Gesundheit und Zufriedenheit, denn diese Dinge sind das Wichtigste in unserem Leben mit den Kindern.