Die von der Stadt gewünschte Investorenlösung für eine öffentliche Nutzung des seit Jahren leerstehenden Bahnhofgebäudes scheint in greifbare Nähe zu rücken. Jedenfalls hat das Landesdenkmalamt einige bisherige Hürden aus dem Weg geräumt, womit die denkmalgerechte Sanierung des geschützten Bauwerks nicht gar so aufwändig wäre, wie es beim bisherigen Stand der Fall gewesen wäre. Dies berichtet Torsten Schneider, Leiter des Baurechtsamtes des Gemeindeverwaltungsverbandes (GVV) Markdorf, auf Anfrage des SÜDKURIER. Das GVV-Baurechtsamt ist die Genehmigungsbehörde für einen Umbau.
Dachgaupen jetzt erlaubt
Vor einiger Zeit, so Schneider, sei der Bahnhof, wie die anderen Bahnhöfe entlang der Strecke, anlässlich der Schutzstellung der Bodenseegürtelbahn unter Denkmalschutz gestellt worden. Seither sind die Bahnhöfe als Kulturdenkmale nach Paragraf zwei des Denkmalschutzgesetzes des Landes eingestuft. Das bedeutet: Jegliche Änderungen und Umbauten am Gebäude und in den Innenräumen müssen mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden, Änderungen des Erscheinungsbildes sind nicht zulässig. Nun aber hat Schneider mit einer Eingabe beim Landesdenkmalamt erreicht, dass die Vorgaben ein wenig gelockert wurden. Durchbrüche im Gebäudeinneren sowie der Anbau von mit dem Gebäude stimmigen Dachgaupen wären nun möglich. "Andernfalls würde die Stadt nur schwerlich einen Investor finden können", weiß Schneider. In den zurückliegenden Wochen hätten dazu mehrere Gespräche zwischen seiner Behörde, verschiedenen Architekten und dem Denkmalamt stattgefunden. "Wir haben nun eine Lösung, die möglicherweise für beide Seiten akzeptabel wäre, fürs Denkmalamt wie auch für einen potenziellen Investor", sagt Schneider. Das weitere Vorgehen, insbesondere die Abstimmung mit dem möglichen Investor, liege nun bei der Stadt.
Intensive Gespräche
Die wiederum sei seit über einem Jahr in Kontakt mit einem möglichen Investor und seit mehreren Monaten in intensiven Gesprächen mit dem Interessenten, sagt Bürgermeister Georg Riedmann. Eine öffentlich zugängliche Nutzung des Erdgeschosses sei der "Grundpfeiler" jeglicher Planung. Für die EG-Nutzung hat die DB Netz AG nun die noch in ihrem Besitz befindlichen zwei kleineren EG-Technikräume in ihren Stellwerkraum integriert. Damit wäre also die von der Stadt immer schon gewünschte Dreiviertel-Nutzung des EGs machbar.

Drei Millionen Euro Sanierungskosten
Der Interessent sei laut Riedmann sehr engagiert. Nähere Informationen zu dem potenziellen Investor möchte er zum aktuellen Stand der Gespräche öffentlich nicht erteilen. Definitiv werde ein Investor aber grundsätzlich die nötige Sanierung des maroden Bahnhofsgebäudes übernehmen müssen. Die wiederum gibt es nicht zum Schnäppchentarif. "Mit drei Millionen Euro sei wohl zu rechnen, weil das Gebäude in wirklich schlechtem Zustand sei, das wurde uns bereits vor einiger Zeit von einem Architekten prognostiziert", sagt Riedmann. Einen Beleg für das echte Interesse des Gesprächspartners sieht der Bürgermeister darin, dass dieser bereits erhebliche finanzielle Mittel in seine Planung investiert habe, vor allem auch wegen der zahlreichen nötigen Abstimmungsschritte mit dem Landesdenkmalamt.
In zehn, zwölf Wochen Konkreteres
Riedmann hofft im Gespräch mit dem SÜDKURIER, dass er in zehn bis zwölf Wochen Konkreteres sagen könne, respektive, dass beide Seiten bis dahin dann so weit wären, in die konkreten Verhandlungen einzutreten. Der potenzielle Investor halte die Stadt, die ja nicht Bauherr sei, fortwährend auf dem Laufenden über seinen Stand der Planungen und die Abstimmungen mit der Denkmalbehörde.
Fakten und Zahlen zum Bahnhof-Projekt
Die Bahnhof-Pläne: Seitdem die Bahn vor einigen Jahren aus dem Markdorfer Bahnhof ausgezogen ist, steht das Gebäude leer. Nach dem Auszug der Bahn hatte die Stadt das Gebäude erworben. Seit rund zwei Jahren wird eine Investorenlösung für Sanierung und öffentliche Umnutzung des Gebäudes verfolgt. Der Bahnhof ist stark sanierungsbedürftig und es müssen strenge Auflagen des Denkmalschutzes beachtet werden. Im Gespräch als künftige Nutzungsvarianten wurden ein Ticketverkauf, ein Bistro mit angeschlossenem Reisebüro, eine Außenstelle für die Stadt-Info oder auch eine kulturelle Nutzung genannt. Der SPD-Ortsverein hatte einen "Bürgerbahnhof" nach dem Vorbild des Leutkircher Bahnhofs ins Spiel gebracht.
Das kostet der Bahnhof: In den Haushaltsplan 2019 sind 16 500 Euro für Gebäude- und Grundstücksunterhaltung eingestellt, weitere jeweils 1000 Euro für Bewirtschaftung Grundstücke/bauliche Anlagen, Heizung und Abschreibungen, weitere 1200 Euro für Versicherungen/Schadensfälle, 500 Euro für Strom und 1500 Euro für die Verzinsung des Anlagekapitals, macht gesamt 22 700 Euro Ausgaben, denen Einnahmen in Höhe von 7500 Euro für Pacht/Miete gegenüberstehen. Unter dem Strich steht somit ein Kostenvolumen in 2019 von 15 200 Euro.
Der EG-Umbau: Für den Umbau des EG durch die Zusammenlegung der Bahntechnikräume hat die Stadt im vergangenen Jahr 65 000 Euro an die DB Netz AG gezahlt.