Der Coronavirus konfrontiert die Kirchen mit besonderen Problemen. Zum einen gilt es, die Gläubigen gerade in diesen schwierigen Zeiten seelsorgerisch zu begleiten. Zum anderen aber sollen die Menschen nicht dem dem erhöhten Infektionsrisiko in der Gemeinschaft ausgesetzt werden. „Das ist schon eine sehr ungewohnte Situation“, erklärt Pfarrer Ulrich Hund, Leiter der katholischen Seelsorgeeinheit Markdorf, zu der neben den Pfarreien in den Teilorten auch die von Bermatingen und Kluftern gehören.“ Es finden nämlich keine Gottesdienste mehr statt – ganz so, wie es die Kanzlerin kürzlich in ihrer Fernsehansprache verkündet hat. Bis auf Weiteres ausfallen werden aber auch alle Taufen, Orgelkonzerte oder Beichten. Und die Erstkommunion ist verschoben.

Gottvertrauen und Zuversicht haben ihn nicht verlassen: Pfarrer Ulrich Hund.
Gottvertrauen und Zuversicht haben ihn nicht verlassen: Pfarrer Ulrich Hund. | Bild: Jörg Büsche

Sämtliche kirchlichen Veranstaltungen fallen aus

Die Corona-Krise stelle die katholische Seelsorge vor „neuartige Herausforderungen“, heißt es auf der Internetseite der Erzdiözese. In diesen Tagen fallen auch in Markdorf sämtliche kirchlichen Veranstaltungen aus. Oder genauer: Sie haben keine Öffentlichkeit mehr. Denn die Gottesdienste werden zwar gehalten, aber ohne die Gemeinde in den Bankreihen.

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Alle Gemeinderäume seien abgeschlossen, erklärt Pfarrer Hund. Dieselbe Auskunft gibt es von seinem evangelischen Amtskollegen Tibor Nagy. „Alle Gruppen, Kreise und Meetings sind abgesagt“, erklärt er, „stattfinden können nur noch Beerdigungen und interne Meetings unseres Pfarrteams oder einzelne nicht aufschiebbaren Besprechungen.“ Bei den Trauerfeiern dürfte es den beiden protestantischen Geistlichen Markdorfs kaum anders gehen als Pfarrer Hund. Der berichtet von einer Beerdigung, die er jüngst begleitet hat. Die Aussegungshalle sei verschlossen gewesen. Und die neuen Anordnungen, mit denen die Behörden, aber auch die Erzdiözese auf die Corona-Krise reagieren, lassen lediglich einer gekürzte Trauerrede am offenen Grab.

Pfarrer Tibor Nagy setzt auf kreative Lösungen, damit die Seelsorge weitergeht.
Pfarrer Tibor Nagy setzt auf kreative Lösungen, damit die Seelsorge weitergeht. | Bild: Jörg Büsche

Gotteshaus steht allein fürs persönliche Gebet offen

An der Eingangstür zur evangelischen Kirche appelliert ein Brief des Kirchenbezirks noch, bei den Sonntagsgottesdiensten auf genügend Abstand zu achten und beim Niesen und Husten immer ein Papiertaschentuch zu benutzen. Das ist überholt. Inzwischen steht das Gotteshaus allein fürs persönliche Gebet offen – und das auch nur noch den Gesunden. Die zudem darauf achten müssen, dass „sich nicht mehr als fünf Personen gleichzeitig im Kirchenraum aufhalten“.

Eine noch nie dagewesene Maßnahme. Bild: Jörg Büsche
Eine noch nie dagewesene Maßnahme. Bild: Jörg Büsche | Bild: Jörg Büsche

Geschlossen ist das Pfarramt, informiert ein Aushang am evangelischen Gemeindehaus. Übrig bleibt der Telefonkontakt, Gleiches gilt für die katholischen Pfarrbüros in Bermatingen und Kluftern. Nur in Markdorf werde derzeit noch geöffnet, aber nur, damit die Gemeindeglieder die Briefwahlunterlagen für die anstehende, nun aber auch verschobene Pfarrgemeinderatswahl abholen können. Alle anderen Belange werden bis auf Weiteres nicht berücksichtigt.

„Das gute alte Telefon wieder stärker nutzen“

„Wir versuchen, das gute alte Telefon wieder stärker zu nutzen“, erklärt Pfarrer Nagy. Die evangelische Landeskirche in Baden bietet unterdessen „nicht öffentliche“ Sonntagsgottesdienste im Livestream an. In Anbetracht immer seltener werdender Sozialkontakte seien kreative Lösungen seitens der Kirche gefragt. In Markdorf stellt das evangelische Gemeindeteam einen Link mit Online-Angeboten ins Netz. Und Pfarrer Hund ruft im Amtsblatt zu einem gemeinsamen Gebet auf, in dem in dieser „Ausnahmesituation“ unter dem Leitwort der Verbundenheit um Trost und Heilung sowie um Beistand für alle Erkrankten und Helfer gebeten wird.

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Neben der Seelsorge nehmen beide Kirchen die konkrete Hilfe ins Auge. Ökumenisch arbeiten sie – in Kooperation mit dem Seniorenkreis und den Besuchsdiensten – an einer „kirchlichen Einkaufshilfe“ für Menschen, die ihre Besorgungen nicht mehr selbständig erledigen können. Wer dabei mithelfen möchte, möge sich bei den Pfarrämtern melden.

Auch sie ist nun verwaist: die evangelische Kirche.
Auch sie ist nun verwaist: die evangelische Kirche. | Bild: Jörg Büsche