Markdorf – Die "alten" Entwürfe aus dem Architektenwettbewerb von 2015 sollen nicht wieder aus der Schublade gezogen werden. Dies hat Bürgermeister Georg Riedmann im SÜDKURIER-Jahresinterview zum Thema Rathaussanierung plus Neubau gesagt. Doch wie geht es nun weiter am Rathausareal nach dem Bürgerentscheid, der den geplanten Umzug der Stadtverwaltung ins Bischofsschloss gekippt hat?
Im Frühjahr sollte das Thema Rathausareal wieder in den Gemeinderat gehen. Dafür gibt es nun keinen Anlass mehr, nachdem Rathaus und Bischofsschloss bis auf weiteres zurückgestellt werden. Die bisherigen Vorschläge des Büros Baldauf sind ohnehin Makulatur: Die Stuttgarter Planer hatten im März 2017 drei Testentwürfe als Nutzung für ein neues Rathausareal vorgestellt: Wohnen und/oder Supermarkt und eine Pflegeeinrichtung. Das Thema Pflege wurde bereits zwei Wochen darauf nach der Bürgerinfo in der Stadthalle verworfen, für den Supermarkt hatte die Stadt zuletzt Gespräche mit potenziellen Investoren geführt. Doch weder Vollsortimenter noch Wohnquartier werden Platz finden, wenn das Rathaus umgebaut und erweitert wird. Ebenfalls ad acta legen kann man die Pläne für einen Hotelneubau plus "Boarding House" im Adler, die das Kieler Büro Cordes und Rieger im Oktober vorgestellt hat. Hotel statt Rathaus hieß die Option, Hotel und Rathaus geht nicht.

Einzig die geplante Tiefgarage wäre auch bei einem neuen Rathaus gesetzt, sie war im Anforderungskatalog des Architektenwettbewerbes enthalten – unter anderem auch an ihr waren zwei der sechs Büros gescheitert. Im Gegenzug zu den Baldauf-Entwürfen hatte die Hotelstudie breite Zustimmung im Rat gefunden. Doch die Studie für ein 100-Zimmer-Hotel kann die Stadt nun wieder in die Schublade zurücklegen.
Alles auf Null also rund um den 51 Jahre alten Rathausbau? So möchte es Riedmann nicht sehen. "In den nächsten Monaten werden wir uns sicher darüber unterhalten und uns überlegen, wie wir mit dem Rathausareal weiter verfahren", sagt er. Zwei Mal – von 2012 bis 2017 für das Rathausareal-Konzept und 2018 für die Begleitung der Hotelstudie – war das Büro Baldauf von der Stadt beauftragt worden. Ob es eine dritte Beauftragung geben wird, sei Stand jetzt offen, sagt Riedmann. "Zuerst müssen wir uns darüber verständigen, was wir konkret planen wollen, dann können wir weitersehen."

Rund 100 000 Euro hat die Stadt in den Architektenwettbewerb investiert, 17 600 Euro hat die Potenzialstudie für das Hotel gekostet, weitere 129 000 Euro kosteten laut Kämmerer Michael Lissner die beiden Aufträge für das Büro Baldauf, davon 102 000 Euro das Arealkonzept und 27 000 Euro die Hotelprüfung. Das ist eine Gesamtsumme von knapp 250 000 Euro. Der Beginn der Neugestaltung des Rathausareals war für den Herbst 2021 vorgesehen. Wann es dort tatsächlich losgehen wird, steht aktuell in den Sternen.
Die Rathausareal-Pläne in Markdorf seit 2015
- Mai 2015: Die sechs Büros Lieb + Lieb (Freudenstadt); Bär, Stadelmann, Stöcker (Nürnberg), Wulf (Stuttgart), Drei Architekten (Stuttgart), Schaudt Planer (Konstanz) und Mühlich, Fink und Partner (Ulm) werden mit der Teilnahme am Architektenwettbewerb beauftragt. Im Oktober fällt die Jury das Urteil: Platz zwei für Lieb + Lieb, Platz vier für Bär, Stadelmann, Stöcker, die anderen Büros folgen auf den Rängen fünf und sechs. Der Rathaus-Neubau wird aber verworfen, als sich im Laufe des Jahres die Option Bischofsschloss konkretisiert.
- März 2017: Das Stuttgarter Stadtplanungsbüro Baldauf präsentiert drei Testentwürfe für Wohnen, Supermarkt und Pflege fürs Rathausareal, die in Rat, Bürgerschaft und Presse auf wenig Begeisterung stoßen.
- Oktober 2018: Das Kieler Büro Cordes und Rieger präsentiert seine 100-Zimmer-Hotelstudie fürs Rathausareal und den Gasthof Adler. Es sieht gute Chancen für einen dortigen Hotelstandort.