Es ist die letzte große Aufgabe, die Bernd und Gerda Reutemann im Bischofsschloss bestreiten: Sie lösen das Hotel auf – ihr Hotel. Unterstützt werden sie dabei von einem Teil ihrer Mitarbeiter und externen Unternehmen. Die Türen zu sämtlichen Zimmern stehen offen. Im Bischofsschloss wird aus- und aufgeräumt. An vielen Einrichtungs- und Dekorationsgegenständen finden sich bereits Preisschilder für den Flohmarkt an diesem Samstag, 28. Oktober, 11 bis 17 Uhr. Noch können es Reutemanns nicht glauben, dass an diesem Wochenende alles zu Ende sein soll. "Wir fühlen uns leer", sagt Bernd Reutemann. Der Hotelier will den Betrieb ordentlich abwickeln, das Gebäude besenrein an die Stadt Markdorf übergeben. Bis zum Schluss werde Vollgas gegeben, sagt Reutemann. Alles andere entspreche nicht dem Stil des Hotels, fügt Gerda Reutemann hinzu.
Der Aufwand, das ehemalige "Hotel Bischofschloss" aufzulösen, ist riesig. "Stellen Sie sich vor, ein Zweifamilienhaus innerhalb von sieben Tagen auszuräumen und das mal 44", sagt Gerda Reutemann. 44 Hotelzimmer mit Nebenräumen, in denen keine Hotelgäste mehr übernachten werden. Hinzu kommen das Restaurant und die Küche sowie die Rezeption. Kleinmöbel wie Sessel und Tische, Betten und Matratzen, große Pflanzen, die sich für Büros eignen, Küchenutensilien, Tischwäsche, Geschirr, TV-Geräte, Monitore, Bademäntel und viele Dekorationsartikel stehen am Samstag zum Verkauf. Ein Teil der großen Möbel wurde schon über einen Onlineshop verkauft. Dinge, die nach dem Flohmarkt übrig sind, werden gespendet, oder entsorgt.

Mitnehmen werden Reutemanns nichts. "Keine Gegenstände. Nur Erinnerungen und ein Bild von den Mitarbeitern", sagt Bernd Reutemann. Die schönste Erinnerung sei, Menschen zufrieden und glücklich gemacht zu haben, erklärt seine Schwester. Egal, ob Mitarbeiter oder Kunden. Noch wissen Reutemanns nicht, wie es für sie weitergeht, sagen sie. An erster Stelle steht im Moment der Abschied vom Bischofsschloss. Am Samstag haben die Markdorfer nun nicht nur die Gelegenheit, ein persönliches Erinnerungsstück zu erstehen. Sie können auch ein letztes Mal durch das Gebäude wandeln, ehe es für die Stadtverwaltung umgebaut wird. In den Fenstern ist die Geschichte des historischen Baus verewigt. Allen wichtigen Stationen wurden beim Umbau in den 1980er Jahren Inschriften gewidmet. Das lebensfrohe Schlösschen. So beschreibt Bernd Reutemann den einstigen Hotelbetrieb. "Das Lebensfrohe ist raus", sagt der Hotelier. Auf der Internetseite des "Hotels Bischofschloss" ist ein trauriger Schlossgeist zu sehen, der den Gästen Lebewohl winkt. An diesem Wochenende gehen endgültig die Lichter aus. Das Bischofsschloss werde drei Jahre lang ein toter Fleck sein, sagt Reutemann.
Albert Weber holt an diesem Morgen Möbel und Bilder ab. Gegenstände, die er dem Hotel als Leihgaben überlassen hatte, verrät Weber. Der Unternehmer ist der vormalige Besitzer des Bischofsschlosses und sagt: "Es ist ein schwerer Abschied." 33 Jahre lang hat das Ensemble ihn begleitet. Vor 15 Jahren habe er einmal richtig Sorge gehabt. Dann habe Familie Reutemann dem Haus wieder einen exzellenten Ruf verschafft. Weber lobt die Betriebsführung von Bernd und Gerda Reutemann. "Wir haben etwas Liebgewonnenes verloren", sagt der Unternehmer. Doch die Weichen seien gestellt. Das müsse man so nehmen.
Mehr als 500 000 Gäste
Nach 15 Jahren schließt das "Hotel Bischofschloss" im Herzen Markdorfs. Das Bischofsschloss wird in den kommenden Jahren zum Rathaus umgebaut. Die letzten Gäste wurden am 21. Oktober verabschiedet. Am 28. Oktober findet von 11 bis 17 Uhr ein großer Flohmarkt statt. In den vergangenen Jahren wurden mehr als 500 000 Gäste begrüßt und 46 junge Menschen ausgebildet, schreibt Familie Reutemann auf der Internetseite des Hotels. Zudem hätten Mitarbeiter aus 16 unterschiedlichen Ländern einen Arbeitsplatz gefunden.