Kerstin Oettle

Er hat viel fremde Luft geschnuppert, bis es ihn mit seiner Familie wieder ins Ländle verschlagen hat: Jan Münzer hat die Stelle des Jugendbeauftragten in Markdorf angetreten. Seine Vorgängerin Simone Neurohr ist seit Anfang des Monats in der Babypause und hinterlässt ihrem Nachfolger eine Menge interessanter Herausforderungen.

In Mainz geboren, ist Jan Münzer bei seiner Großmutter im Deggenhausertal aufwachsen und ging hier in die Grundschule. Danach machte er die mittlere Reife am Bildungszentrum Markdorf und besuchte im Anschluss das Berufskolleg Constantin Vanotti in Überlingen. Sein anhaltendes Interesse an gesellschaftlichen Themen verdankt er seinem Vorbild und Gemeinschaftskundelehrer Hermann Zitzlsperger. Als Kind besuchte Jan Münzer jeden Sommer die Ferienspiele der KJG und war ab seinem 16. Lebensjahr aktiver Jugendleiter in der Ausrichtung der Ferienfreizeiten. Es war für ihn nicht nur eine Herausforderung, als Jugendlicher jüngere Kinder zu betreuen, sondern vor allem eine Aufgabe mit richtig viel Spaß und Herz. Dies unter der Leitung von Biggi Ströhle als eine seiner drei Schlüsselfiguren für den Weg in die soziale Arbeit.

Der Liebe wegen nach Berlin

Als Zivildienstleistender in Frankfurt am Main engagierte Jan Münzer sich 2001 in der offenen Jugendarbeit mit jungen Menschen aus Jugoslawien, Türkei und Eritrea. Während seines Volkswirtschaftsstudiums mit dem Schwerpunkt Sozial- beziehungsweise Non-Profit-Management in Nürtingen betreute er ebenfalls ausländische Jugendliche am dortigen Goethe-Institut. Nach dem Studium bereiste er eine Zeit lang die Welt, bevor er der großen Liebe wegen nach Berlin zog – eine Stadt mit vielen sozialen Brennpunkten und großen Herausforderungen in der Arbeit mit Jugendlichen. Das junge Paar hatte durch Bermatingen und das Deggenhausertal nicht nur gleiche Herkunft, sondern auch die gemeinsame Leidenschaft für soziale Jugendarbeit. Seine große Liebe war bereits als Sozialpädagogin aktiv und baute den Krisennotdienst beim Jugendamt Berlin mit auf. Jan Münzer trat seine erste Stelle im Bezirksamt Neukölln an und war außerdem drei Jahre als Erlebnispädagoge in der Hauptstadt tätig. 2013 wechselte er zu Independent Living Tempelhof/Schöneberg und absolvierte dort eine dreijährige berufsbegleitende Ausbildung als Erzieher. Noch in Berlin kamen die beiden Töchter auf die Welt.

Ihren großen Traum, ins Ausland zu gehen, erfüllte sich die junge Familie im Januar 2017. Im irischen Kilcullen lebten und arbeitete das Paar als Hauseltern in einer Camphill-Community, zusammen mit ihren beiden Töchtern und fünf Bewohnern mit Behinderung. Die Sechs-Tage-Woche mit 24-Stunden-Betreuung der dort lebenden Menschen war eine soziale Arbeit ganz im Sinne ihrer Vorstellungen . Das Leben in Irland seu ein Traum für die Mädchen gewesen, nur das Leben als Familie sei in dieser Konstellation nicht möglich gewesen, sagt Jan Münzer.

Aus Irland nach Owingen

Im November 2017 musste die Familie ihren Traum Irland aufgeben und zog nach Owingen. "Wir haben relativ schnell einen tollen Kindergarten für unsere Mädels gefunden, in dem sie sich richtig wohlfühlen", strahlt der Familienvater. "Ich konnte vor drei Wochen meine Traumstelle als Jugendbeauftragter hier in Markdorf antreten, wir sind angekommen." Den Empfang bei seinen neuen Kollegen vom Jugendreferat beschreibt er als "herzlich und mit offenen Armen".

Gute Voraussetzungen in Markdorf

Jan Münzer wird gleich mit der vollen Bandbreite der aktuellen Jugendbefragung Markdorf konfrontiert und ist begeistert von der Resonanz. Er freut sich nun auf die stetige Umsetzung der Ergebnisse. Münzer selbst sieht in "seinen persönlichen Fähigkeiten eine ideale Ergänzung des Teams". Die anstehenden Aufgaben in der Jugendarbeit sowie die zukünftigen Projekte mit den Kindern und Jugendlichen möchte er durch seine Fähigkeiten zum Netzwerken, seinen Kenntnissen um finanzielles Sozialmanagement sowie mit seinen bisherigen Erfahrungen aus der offenen Jugendarbeit bereichern. Dem Sozialarbeiter Münzer ist es wichtig, zusammen mit seinen Kollegen in Markdorf eine Jugendkultur entstehen und aufleben zu lassen. "Eine daraus resultierende Partizipation, in Form von selbst verwalteten Einrichtungen durch die Jugendlichen, wäre ein großes und erreichbares Ziel", formuliert er seine Visionen. "Markdorf besitzt im Vergleich zu meinen bisherigen Tätigkeitsfeldern gute Voraussetzungen in finanzieller, personeller sowie gebäudetechnischer Hinsicht. Das sehe ich zusammen mit den Jugendlichen von Markdorf als enorme Ressource in der Umsetzung meiner Vision."

 

Zur Person

"Das ist ein öffentlicher Platz und liegt außerhalb der Zuständigkeit des Jugendreferates."Jan Hendrick Münzer, Jugendreferent
"Das ist ein öffentlicher Platz und liegt außerhalb der Zuständigkeit des Jugendreferates."Jan Hendrick Münzer, Jugendreferent | Bild: Picasa

Jan Münzer, 37, wohnt mit seiner Familie in Owingen. Sein Bildungs- und Berufsweg: mittlere Reife am Bildungszentrum Markdorf, Abitur am Constantin-Valotti-Berufskolleg Überlingen, Volkswirtschaftsstudium in Nürtingen, neun Jahre soziale Jugendarbeit in Berlin mit Erlebnispädagogik, dreijährige Erzieherausbildung in Berlin bei Independent Living, 2017 als Hauseltern in der Camphill-Community in Irland. Jan Münzers Hobbys: Schwimmen, Wandern, Fußball, Brettspiele. (kol)