Rasuli, der für den VfB Friedrichshafen antritt, lebt mit seiner Familie in Markdorf. "Leider immer noch in der Flüchtlingsunterkunft", erklärt der 30-jährige Afghane in gutem Deutsch. Vor sechs Monaten hat er erfolgreich das Zertifikat für die B1-Stufe von Deutsch als Fremdsprache abgelegt. Außerdem hat der Vater von Kindern im Alter von acht und drei Jahren inzwischen einen Arbeitsplatz gefunden. Rasuli steuert Lastwagen für ein Speditionsunternehmen in Wangen.

Zwei bis drei Trainingseinheiten pro Woche

Jeden Morgen muss er in der Früh nach Lindau. Dann fährt er bis gegen 17.30/18 Uhr und entlädt. Zweimal in der Woche trainiert Rasuli anschließend beim VfB, vor Wettkämpfen wird auf drei wöchentliche Trainingseinheiten erhöht. "Das ist schon hart manchmal", räumt der 30-Jährige ein. Doch ohne eisernen Willen gehe es halt nicht im Boxsport.

Sein Erfolgsrezept: Anstrengung muss zur Selbstverständlichkeit werden

Ganz so wie das tägliche Laufpensum müsse die Anstrengung zur Selbstverständlichkeit werden, erklärt Rasuli das Rezept für seinen Erfolg – im Boxsport, aber auch beim Sprachenlernen. Das Interview gibt er im Anschluss die Deutsch-Konversationsrunde, die Ehrenamtliche im Pfarrhaus der evangelischen Gemeinde für Fortgeschrittene geben. "Er macht gute Fortschritte in unserer Sprache", bescheinigt Winfried Krämer, einer der beiden Sprach-Lehrer, dem frischgekürten baden-württembergischen Box-Meister.

Kampf gegen früheren Sparringspartner

Seinen Gegner im entscheidenden Kampf in Schriesheim kannte Rasul Rasuli schon. Er war bei einem Training in Langenargen einmal sein Sparringspartner. "Seine technischen Besonderheiten habe ich mir damals gut eingeprägt", erklärt Rasuli. Das sei bei der Meisterschaft in Schriesheim von Vorteil gewesen, ein schwerer Kampf sei es trotzdem geworden. Im Ring war es für den Markdorfer ab der zweiten der drei je neunminütigen Runden klar, "dass ich gute Chancen habe zu gewinnen". Er selbst habe aber auch anders geboxt als beim Training damals in Langenargen. Seinen damaligen Sparringspartner hielt er in Schriesheim auf Distanz.

Kampf um Deutsche Meisterschaft in Sichtweite

Läuft es für Rasul Rasuli weiterhin so gut, gewinnt er auch seine nächsten Kämpfe, dann steht ihm im nächsten Jahr die A-Klasse offen. Was bedeutet, dass er dann um den Titel als Deutscher Meister kämpfen würde. "Richtig glauben kann ich daran aber noch nicht", erklärt der Markdorfer Boxer. "Aber dass ich baden-württembergischer Meister werde, das hab' ich mir vor zwei Jahren auch noch nicht vorstellen können."