Der französische Finanzinvestor Ardian hatte im Dezember 2016 eine Mehrheitsbeteiligung an der Weber Automotive GmbH von der Weber AG (Schweiz) erworben, um das Unternehmen zusammen mit den Altgesellschaftern, Mitgliedern der Familie Weber, bei seinem internationalen Wachstum zu begleiten, heißt es in einer Mitteilung von Ardian zur Insolvenz von Weber Automotive.
Ertragskraft liegt „signifikant“ unter der Prognose der Geschäftsplanung
Die ambitionierte Geschäftsplanung der Altgesellschafter habe sich nicht im Ansatz materialisiert, heißt es in der Mitteilung von Ardian. Die bis heute erreichte Ertragskraft liege signifikant unter der Prognose der Geschäftsplanung. Mitglieder der Familie Weber hatten dabei bis September 2018 die Geschäftsführung von Weber Automotive geleitet, allerdings hätten sie ihren Wachstumsplan nicht erfüllen können. Gemeinsam mit der Familie Weber sei daraufhin im Oktober 2018 mit Frank Grunow ein neuer CEO ernannt worden. Der derzeitige CFO Siegfried Schlabschi trat bereits im Dezember 2017 neu in die Geschäftsführung ein.
Bislang keine Lösung zur Finanzierung des Unternehmens
Aufgrund einer weiteren Verschlechterung der Ertragsentwicklung von Weber Automotive im Jahr 2018 habe das Unternehmen seine Kreditvertragsbedingungen zuletzt nicht mehr erfüllen können, heißt es. In der folgenden Stillhalteperiode sei keine Lösung zur weiteren Finanzierung des Unternehmens durch die Gesellschafter und die finanzierenden Banken gefunden worden. Es liege ein vom Unternehmen in Auftrag gegebenes Sanierungsgutachten von einer renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vor.
Dieses erfordere neben Kapitalzusagen seitens Gesellschaftern und Banken eine langfristige Mietminderung in Höhe von mindestens fünf Millionen Euro pro Jahr. Zu einem derartigen Zugeständnis im Rahmen einer Gesamtlösung scheinen die Altgesellschafter, die immer noch im Besitz der Immobilien für das operative Geschäft des Unternehmens sind, allerdings nicht bereit, und hätten zuletzt eine Kapitalerhöhung durch die Gesellschafter vorgeschlagen, so Ardian.

Uneinigkeit über Lösungsansätze
Ardian beteilige sich grundsätzlich konstruktiv an einer Diskussion zu einer in dieser Situation angemessenen Liquiditätszufuhr. Allerdings sähen sich weder Ardian noch die finanzierenden Banken in der Lage, über Lösungsansätze zu diskutieren, die die Anforderungen des Sanierungsgutachtens nicht vollumfänglich erfüllen würden. Andernfalls würden sich die Finanzierungsprobleme des Unternehmens lediglich in die Zukunft verschieben, ohne dass eine für das Unternehmen langfristig tragbare Lösung gefunden werde.
Vorwurf: Altgesellschafter hätten mehr Geld abgeschöpft als eingebracht
Der Finanzinvestor erhebt in seiner Pressemitteilung schwerwiegende Vorwürfe gegenüber der Gründerfamilie Weber: Ardian habe dem Unternehmen seit seinem Einstieg 2016 einen hohen zweistelligen Millionenbetrag an Eigenkapital zur Verfügung gestellt und Weber Automotive in dieser Zeit dadurch signifikant entschuldet, während die Altgesellschafter in Summe deutlich mehr Kapital aus dem Unternehmen abgeschöpft als eingebracht hätten. Vor diesem Hintergrund sei auf Gesellschafterebene keine Einigung zu einer tragfähigen Fortführung von Weber Automotive im Sinne des zuvor genannten Sanierungsgutachtens erzielt worden. Daher habe die Geschäftsführung von Weber Automotive Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet.
Bruch mit der Weber-Familie
Ardian arbeite unverändert daran, eine Lösung für die Fortführung der Weber Automotive zu realisieren, heißt es abschließend. Angesichts des beschriebenen Verhaltens der Altgesellschafter existiere allerdings keine Vertrauensbasis mehr zwischen den Altgesellschaftern und Ardian, die eine Fortsetzung der Beziehung als Co-Gesellschafter ermögliche. Weiter seien im Rahmen der Erstellung des Sanierungskonzepts verschiedene Sachverhalte bekannt geworden, die eine umfassende Aufarbeitung notwendig machen würden. Entsprechende Maßnahmen seien laut Ardian bereits eingeleitet worden.