Die Weber Automotive GmbH und die Weber Industrie Holding GmbH haben beim Amtsgericht Konstanz einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Dies teilte das Unternehmen am Montag mit. Der Schritt sei unausweichlich geworden, nachdem die Unternehmen trotz guter Auftragslage in finanzielle Schwierigkeiten gekommen seien, heißt es in der Mitteilung.

Geschäftsbetrieb läuft weiter
„Der Geschäftsbetrieb der Weber Automotive geht trotz des eingeleiteten gerichtlichen Sanierungsverfahrens ohne Einschränkungen weiter“, wird Rechtsanwalt Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger zitiert. Der Sanierungsexperte sei für die Dauer des Verfahrens als Generalbevollmächtigter in das Unternehmen eingetreten und unterstütze die Geschäftsführung bei der Restrukturierung. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld bis Ende September gesichert, heißt es. „Das verschafft uns Luft, um in den nächsten drei Monaten die Restrukturierung und die Sanierung der Weber Gruppe voranzutreiben“, so Mucha.

Kanzlei Gerloff Liebler als Sachwalter
In der Eigenverwaltung setzt das zuständige Amtsgericht keinen Insolvenzverwalter, sondern einen sogenannten Sachwalter ein. Dieser überwacht ähnlich wie ein Aufsichtsrat das Verfahren im Interesse der Gläubiger. Als vorläufiger Sachwalter wurde dem Unternehmen zufolge Christian Gerloff von der Kanzlei Gerloff Liebler bestellt.
CEO Grunow: „Bedauere den Schritt außerordentlich“
„Ich bedauere den Schritt der Insolvenzanmeldung außerordentlich, zumal wir eine zufriedenstellende Auftragslage haben. In Gesprächen mit unseren Kunden haben uns diese ihr Vertrauen ausgesprochen. Ich bin daher zuversichtlich, dass wir im Zuge des angestrengten Verfahrens unser Unternehmen neu aufstellen können, um auch künftig wieder erfolgreich am Markt agieren zu können und um vor allem unsere Arbeitsplätze zu erhalten“, wird Frank Grunow, CEO und CTO von Weber Automotive, in der Mitteilung zitiert.

Aktuell mehr als 1500 Mitarbeiter
Weber Automotive fertigt Antriebskomponenten für Pkw, Nutzfahrzeuge und Freizeitmobile. Dabei liegt der Fokus auf der Bearbeitung von komplexen Motor- und Getriebekomponenten und der Montage kompletter Systeme. An sieben Produktionsstandorten in Deutschland, den USA und Ungarn beschäftigt das Unternehmen mehr als 1500 Mitarbeiter. Zu den Kunden gehören zahlreiche große Automobil- und Nutzfahrzeughersteller sowie wichtige Zulieferer.
1969 von Albert Weber als kleiner Familienbetrieb gegründet
Seit der Gründung 1969 entwickelte sich Weber Automotive von einem kleinen Familienunternehmen zu einem der führenden Automobilzulieferer. Seit 2012 hat sich nach Unternehmensangaben der Umsatz mehr als verdoppelt, entsprechend ist die Anzahl der Mitarbeiter gestiegen. Dieses Wachstum erfolgte nicht nur organisch, sondern auch durch Zukäufe im In- und Ausland, was mit hohen Investitionen verbunden war. Zusätzlich investierte das Unternehmen in neue Geschäftsfelder und Neuanläufe. Das Unternehmen wird von Frank Grunow (CEO) und Siegfried Schlabschi (CFO) geführt.
Insolvenz in Eigenregie
Die Eigenverwaltung bietet Unternehmen einen rechtlichen Rahmen, um sich bei laufendem Geschäftsbetrieb in enger Abstimmung mit den Gläubigern neu aufzustellen. Im Unterschied zu einem regulären Insolvenzverfahren bleibt dabei die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung, die die Sanierung selbst steuert. Das Insolvenzrecht erlaubt dies in Fällen, in denen Unternehmen bei wirtschaftlichen Problemen frühzeitig selbst tätig werden und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht.