Der „Lichtblick“ ist eine Institution in Markdorf. Bevor Markus Wiggenhauser vor rund 20 Jahren mit seiner Gastronomie in die Marktstraße zog, betrieb er mit seiner Frau Bettina bereits den ersten „Lichtblick“ von 1994 bis 1999 in Fitzenweiler.

Dort stand damals eine Reithalle. Das Vesperstüble mit Gartenwirtschaft hieß damals schon „Lichtblick“ und hatte bereits einige Pächter gesehen. „Das war sehr schön eigentlich“, erinnert sich der 59-Jährige Markus Wiggenhauser an diese Zeit. „Eine kleine Gaststätte, viele Stammgäste, die Reiter kamen und die ganze Nachbarschaft.“ Viele Junge seien dabei gewesen, Schüler und Studenten, aber eigentlich vom Alter her doch quer gemischt.
Lauschig war‘s, mit 40 Sitzplätzen und eben mit Hockern an der Bar, wie man das auch heute im Lichtblick in der Altstadt kennt. Dazu die gleiche feine Küche wie heute: Regionales und auch Asiatisches. Durch ein Fenster im Fitzenweiler Lichtblick sah man ins Tal hinab, durch ein anderes direkt in die Reithalle – was nicht nur viele Kinder faszinierte. „Und dazu dieser schöne Biergarten“, schwärmt Markus Wiggenhauser heute noch: „So, wie man sich einen Biergarten vorstellt. Gekiest, mit hohen Bäumen und mit Aussicht.“

Die Halbe für 4,60 Mark
Mittdreißiger waren Markus und Bettina Wiggenhauser damals. Er hatte Bäcker gelernt und sie Konditorin; er war bei der Bundeswehr bereits im Casino als Ordonnanz tätig, arbeitete in Freiburg in der Gastronomie und danach einige Jahre im Wirtshaus am Gehrenberg – bis beide eben 1994 den Schritt zum eigenen Lokal wagten: „Das war schon ein gutes Gefühl“, erinnert sich der gebürtige Markdorfer. „Die Halbe Bier hat damals 4,60 Mark gekostet und man hat noch furchtbar viel geraucht in den 1990ern. Ich damals auch. Aber heute wollte ich nie wieder in einem Raum arbeiten, in dem geraucht wird.“
Die Markdorfer Gugelfure 1996
Ein Höhepunkt sei 1996 die Markdorfer Gugelfure gewesen: Ein Street-Art- und Akrobaten-Spektakel auf dem Marktplatz, organisiert von der damaligen Markdorfer Werbeagentur Neubert, Jones und Beck: „Wir waren sofort dabei, Alex vom Wirtshaus am Gehrenberg auch und eine Metzgerei“, erinnert sich Wiggenhauser. „Ein klasse Festival war das, aber Markdorf war damals in den 1990ern wohl noch überfordert mit so etwas und damit blieb es leider einmalig.“

Abriss 1999 und Neubeginn
1995 unterzogen Wiggenhausers den Fitzenweiler Lichtblick einem gründlichen Umbau und verpassten ihm den individuellen Stil, der das Lokal auch heute noch ausmacht. Doch dann wurde die Reithalle verkauft und abgerissen, um Platz für ein Wohnquartier zu machen. Das kleine Lokal sollte bald folgen. „Wir waren dann zweieinhalb Jahre ohne Lokal und auf der Suche“, erzählt Wiggenhauser. „Es sollte ja schon etwas Adäquates sein.“

Da sei es ein angenehmer Zufall gewesen, dass Sieglinde Herzog nach 29 Jahren als Wirtin des „Sternen“, Marktstraße, ans Aufhören dachte. Im Mai 2002 eröffneten Markus und Bettina Wiggenhauser den neuen „Lichtblick“ mitten in der Markdorfer Altstadt. Zuerst in Pacht, dann kauften sie das Haus.

Sehnsucht nach dem alten Biergarten
Was im Lichtblick bleibt aus der Zeit der 1990er, ist das Publikum: „Viele Gäste von damals kommen immer noch“, freut sich der Wirt. „Damals waren sie jung, Studenten oder in der Ausbildung, die sich bei uns oben im Lichtblick mit ihren Freunden trafen. Heute kommen sie wieder, haben ihre Kinder dabei. Sie trinken auch nicht mehr vier, fünf Halbe wie damals, sondern eine oder zwei, und essen dafür genüsslich.“ Was auch geblieben ist: der große, runde Stammtisch. Früher in Fitzenweiler stand er in einer Ecke, heute steht er mitten im Lokal.


Hat Markus Wiggenhauser Sehnsucht nach dem Lichtblick der 1990er? „Nach dem Biergarten schon. Wer weiß, wenn sie die Reithalle damals nicht abgerissen hätten, vielleicht wären wir immer noch da oben. Aber so, wie es jetzt ist, ist es wunderbar.“