Als Michael Rohrer in den 60er-Jahren als Kind mit seiner Mutter in die Stadt ging, dann war das Ziel nicht den Münsterplatz, sondern der Marktplatz mit den damaligen attraktiven und hochwertigen Einkaufsmöglichkeiten.

Münsterplatz 2022: Auf dem autofreien Münsterplatz können die Gäste in einem mediterranen Ambiente das Leben genießen.
Münsterplatz 2022: Auf dem autofreien Münsterplatz können die Gäste in einem mediterranen Ambiente das Leben genießen. | Bild: Gerber, Andreas

Wer kennt nicht den kleinen Frosch, der zusammengedrückt, beim Aufspringen „Klack“ machte. Diesen erhielt Michael, wenn seine Mutter das bis ins letzte Eck mit Textilien vollgestopfte Bekleidungsgeschäft Broschmann (heute Walfisch), besuchte. Im Kaufhaus Josten (zuletzt Dresdner Bank) gab es Kurz- und beim Spiegel Haushaltswaren. Zu den alteingesessenen Geschäften gehörte Flora Drogerie sowie die Stadtapotheke.

Mit dem Adler und der Krone waren gepflegte Gaststätten vorhanden, in denen alteingesessene Säckinger am Stammtisch Neuigkeiten austauschen. In der Fuchshöhle trafen sich Studenten und Erwachsene und saßen oft in dreier- oder vierer Reihen bei Schmalzbrot oder Gulaschsuppe und Bier um einen Tisch.

Wochenmarkt: Zum Münsterplatz gehört seit jeher der Wochenmarkt. Das Foto aus den fünfziger Jahren zeigt von links nach rechts das ...
Wochenmarkt: Zum Münsterplatz gehört seit jeher der Wochenmarkt. Das Foto aus den fünfziger Jahren zeigt von links nach rechts das Lebensmittelgeschäft Fritz Ays und das Gasthaus Adler. | Bild: Stadtarchiv Bad Säckingen

Für den ehemaligen Stadtbaumeister Michael Rohrer ist der Münsterplatz mit der historischen Randbebauung und seiner Ursprünglichkeit das Herz der Altstadt. Ob von der Rheinbrückstraße in Richtung Gallusturm oder von Norden zur Schweiz, hier kreuzen sich die Wege stellt Rohrer fest. „Behörden, Gastronomie sowie Geschäfte, rund um den Münsterplatz ist alles vorhanden, was zu einem Zentrum gehört“, freut sich der Stadtplaner.

Scheffeldenkmal: Vierzig Jahre lang stand das Scheffeldenkmal auf dem Münsterplatz. Im Jahre 1941 fiel es als Metallspende für ...
Scheffeldenkmal: Vierzig Jahre lang stand das Scheffeldenkmal auf dem Münsterplatz. Im Jahre 1941 fiel es als Metallspende für Kriegszwecke zu Opfer. Die Büste steht heute auf einem Granitsockel im Schlosspark. | Bild: Stadtarchiv Bad Säckingen

Stolz ist er darüber, dass es gelungen ist, das Münsterareal Ende der 90er-Jahre vom Autoverkehr zu befreien und durch die Umgestaltung mehr Lebensqualität für Bewohner und Gäste zu erreichen.

Bürger spenden für ihren Münsterplatz

Nicht alltäglich war der Start der Umgestaltung, weiß Rohrer zu berichten. So hat bei einer Bürgerversammlung der ehemalige Bürgermeister Günther Nufer die Besucher nach ihren Vorstellungen für das künftige Erscheinungsbild des Platzes befragt. Aufgrund knapper Stadtfinanzen schlug er vor, dass sich die Bürger an der Maßnahme beteiligen können, indem sie eine bestimmte Fläche erwerben. Spontan stand Hans Loritz, Vorsitzender des Förder- und Werberings, auf, legte 50 Mark für einen Quadratmeter Münsterplatz auf den Tisch. Mehr als 300 Bürger und Firmen, sogar die Schweizer Partnerstadt Näfels, folgte dem Beispiel und „kauften“ symbolisch Anteile des Platzes, um die 80.000 Euro teure Pflasterung zu ermöglichen. Auf einer Tafel am Polizeigebäude sind die Spender festgehalten.

Fridolinsfest: Bewegende Momente spielten sich auf dem Platz vor dem Münster beim Fridolinsfest 1946 ab, als die Grenze für einen Tag ...
Fridolinsfest: Bewegende Momente spielten sich auf dem Platz vor dem Münster beim Fridolinsfest 1946 ab, als die Grenze für einen Tag für die Schweizer Nachbarn geöffnet wurde. Das Bild zeigt das Fridolinsfest im Jahre 1902. | Bild: Stadtarchiv Bad Säckingen

Beim Umbau, so Rohrer, wurde alle brauchbaren Pflastersteine wieder verwendet und bei Bedarf durch neue ersetzt. An der Nordseite des Münsters begrenzen Platanen den Münsterplatz ab. Rohrer hätte sich ein weitere Baumreihe vorstellen können. Bei der Möblierung des Platzes, also bei den Bänken, Tischen, Stühlen und Sonnenschirmen legte Rohrer großen Wert auf Qualität. Dieselben Qualitätsansprüche gelten für den Wochenmarkt, als Bestandteil des Münsterplatzes. Verkaufswagen haben auf der Nordseite ihren Platz und Verkaufsstände auf der anderen Straßenseite.

Michael Rohrer, Stadtbaumeister von Bad Säckingen von September 1993 bis September 2018, hat das Erscheinungsbild der Stadt ein ...
Michael Rohrer, Stadtbaumeister von Bad Säckingen von September 1993 bis September 2018, hat das Erscheinungsbild der Stadt ein Vierteljahrhundert wesentlich mitgeprägt. Er kann sich gut an die Einführung der Fußgängerzone erinnern. | Bild: Hans-Walter Mark

Blickt Rohrer auf den langen Zeitraum zurück, die die Umgestaltung des Münsterplatzes von der Idee bis zur Verwirklichung benötigte, so ist Rohrer mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Dazu gehört auch, dass der Brunnen jetzt mehr zur Geltung kommt.