Die Stadt Markdorf wird ihr kommunales Ökokonto weiter aufstocken und dafür eine bislang landwirtschaftlich genutzte Fläche am Riedgraben beim Alten Weiher vor Ittendorf renaturieren. Mit den dortigen landwirtschaftlichen Pächtern sei die Stadt im Austausch, hieß es im Gemeinderat. Die Aufstockung des Ökokontos – Markdorf steht im Vergleich zur Nachbarschaft diesbezüglich bereits gut da – sei nötig angesichts der großen baulichen Vorhaben in der Stadt, sagte Bürgermeister Georg Riedmann.

Mit ihrem Ökokonto gleicht die Stadt Versiegelungen aus

Ein kommunales Ökokonto dient in erster Linie zur Kompensation von Bau- oder Erschließungsmaßnahmen. Für jede Fläche, die die Stadt neu versiegeln lässt, muss sie an anderer Stelle eine naturschützerische Ausgleichsmaßnahme vornehmen – oder eben die entsprechende Zahl an Ökopunkten von ihrem Konto abbuchen.

Das könnte Sie auch interessieren

Im Frühjahr 2022 sollen die Arbeiten am Alten Weiher beginnen

Im Frühjahr 2022 soll begonnen werden, die jetzigen Äcker und intensiv genutzten Grünlandflächen am Alten Weiher in ihren ursprünglichen Zustand als Feuchtwiesen und Moorgebiete zurückzuverwandeln, erläuterte Planerin Kristina Lipinski vom Überlinger Büro 365 Grad Freiraum und Umwelt vor dem Gemeinderat. Entlang des Riedgrabens soll eine Hochstaudenflur angelegt werden. Mit den betroffenen Landwirten habe es bereits im vergangenen Jahr mehrere Gespräche und Vor-Ort-Termine gegeben, im laufenden Jahr sei das Renaturierungskonzept dann weiter ausgearbeitet worden. Auch mit der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt habe man sich bereits abgestimmt, so Lipinski. „Unser Plan ist, das gesamte Gebiet in ein großflächiges Grünland umzuwandeln.“

Eine Biberburg im Tettnanger Staatswald. Auch am Riedgraben beim Alten Weiher vor Ittendorf hat sich der Nager wieder angesiedelt. Er ...
Eine Biberburg im Tettnanger Staatswald. Auch am Riedgraben beim Alten Weiher vor Ittendorf hat sich der Nager wieder angesiedelt. Er und andere Tiere werden von der geplanten Renaturierung profitieren. | Bild: Corinna Raupach

Von der Maßnahme profitieren soll auch die dortige Tierwelt, die in den Naturflächen ihren Lebensraum hat und von der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren zurückgedrängt wurde. So habe sich Lipinski zufolge am dortigen Riedgraben inzwischen auch wieder der Biber angesiedelt, zudem gebe es dort die streng geschützte Bachmuschel. Insgesamt umfasst der Renaturierungsbereich eine Fläche von rund 26 Hektar.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Arbeiten an der geplanten Kompensationsmaßnahme werden sich über mehrere Jahre hinziehen. Als Ziele nannte Lipinski die Entwicklung artenreicher Wiesen, eine Wiederaufforstung von Gehölzen am Riedgraben und somit auch das Schaffen neuer Brut-, Nahrungs- und Lebensräume für die dortige Tierwelt.

Im Kampf gegen den Klimawandel sind Moore noch wichtiger als Wälder

Zentrales Augenmerk gilt außerdem dem dortigen Moor, das teils ebenfalls der landwirtschaftlichen Nutzung weichen musste. Moore, so Lipinski, spielten eine ungemein wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels, denn sie seien wertvolle Kohlenstoffspeicher. Nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) binden Moore weltweit sogar doppelt so viel CO2 wie alle Wälder auf dem Globus zusammengenommen. Indem der Ackerbau dort aufgegeben wird, könne der Abbau des Moores gestoppt werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Lipinski streifte auch eine andere Ökokonto-Maßnahme, die aktuell bereits umgesetzt wird. Im Bereich Wanger Hölzle zwischen Markdorf und Bermatingen sollen, gemeinsam mit dem landwirtschaftlichen Pächter, Blühstreifen und Biotopflächen angelegt werden. Auch dafür werden dem städtischen Ökokonto Punkte gutgeschrieben.

Ittendorf ist der größte Markdorfer Teilort. Nicht nur die ihn umgebende Natur soll geschützt werden, auch das Dorf selbst soll weiter ...
Ittendorf ist der größte Markdorfer Teilort. Nicht nur die ihn umgebende Natur soll geschützt werden, auch das Dorf selbst soll weiter aufgewertet werden. Ittendorf ist ins Dorfentwicklungsprogramm aufgenommen worden und könnte bald schon einen eigenen neuen Dorfplatz bekommen. | Bild: Ganter, Toni

Am Alten Weiher werden die Kosten der Renaturierung auf rund 70 000 Euro taxiert. Für stark vernässte Flächen könne die Stadt gegebenenfalls Zuschläge an die Pächter zahlen, um eine fachgerechte Pflege der Flächen zu gewährleisten, hieß es.