Dass es in Sachen Nahversorgung im Markdorfer Teilort Leimbach ein echtes Angebot gegeben hat, ist gefühlte Ewigkeiten her. Das wird demnächst anders. Denn Bäckermeister Eduard Hausmann und Betreiber Jakob Fida schaffen Abhilfe. Nach derzeitigem Stand der Dinge soll in der ersten Augustwoche im ehemaligen Gasthaus Zur Letze ein Bäckerei-Café-Bistro „Hausmann‚s Bäck Zur Letze“ mit Wintergarten und Sonnenterrasse eröffnet werden. Rund 50 Sitzplätze soll es geben. Dem allgemeinen Vernehmen nach können‘s die Einwohner von Leimbach und Hepbach kaum erwarten.

Derzeit laufen im und am Gebäude des einstigen Gasthauses die Bauarbeiten für den künftigen Betrieb. „Der Wintergarten wird rund 50 Quadratmeter messen“, blickt Betreiber Jakob Fida voraus. Vermieter, Geschäftspartner und Lieferant Eduard Hausmann ergänzt: „Es wird Frühstücksbuffet, Sonntagsbuffet und Mittagstisch geben.“

Bäckermeister Hausmann wird nach eigenem Bekunden den Betrieb zweimal täglich beliefern. Frühmorgens mit Broten, Brötchen und Backwaren, gegen Mittag mit Kuchen und Torten. „Ein wesentlicher Schwerpunkt sind Bioland-Vollkornprodukte. Die Brote, oberschwäbische Seelen, oberschwäbische Landwecken, die Kuchen und Torten – alles Handarbeit“, berichtet Hausmann.
Bistro mit gutbürgerlicher Küche und leckerer Hausmannskost
Wie Betreiber Jakob Fida darlegt, wird auch eine Gastroküche eingerichtet, in der ein Koch täglich frische Gerichte zubereitet. Es werde eine regionale gutbürgerliche Küche sein, außerdem gebe es leckere Hausmannskost und Burger – auch „to go“, zum Mitnehmen. Besonders beliebt in den anderen Hausmann-Filialen seien die hausgemachten Spätzle und Kartoffelsalat. „Bis zur Eröffnung ist noch viel zu tun und natürlich wird es vor dem offiziellen Eröffnungstermin einen Probelauf geben, damit dann alles flutscht“, erklärt Fida. Die geplanten Öffnungszeiten: montags bis freitags von 6 Uhr durchgehend bis 18 Uhr, samstags von 6 bis 17 Uhr, sonntags von 7 bis 17 Uhr.

Eduard Hausmann und Jakob Fida kennen sich schon aus Jugend- und Schulzeiten. Von 2018 bis April 2020 hat Fida bei Hausmann als Personalchef gearbeitet. „Ich habe mich seit vier, fünf Jahren mit dem Gedanken getragen, selbstständig zu werden“, erzählt Fida. Der Entschluss, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, sei in den vergangenen zwei Jahren gereift. Und nun ist es mit „Hausmann‚s Bäck Zur Letze“ soweit.
Vor rund zwei Jahren ist Hausmann von einem Bekannten auf das Gebäude Zur Letze aufmerksam gemacht worden. „Doch damals habe ich eine Filiale im Rundel in Ravensburg eingerichtet und eröffnet“, blickt Hausmann zurück. Vor etwa einem Jahr habe er dann die Eigentümer kontaktiert, es folgten erste Sondierungsgespräche... Im März 2020 hat der Notartermin stattgefunden und kurz darauf starteten die Umbauarbeiten für das Bäckerei-Café-Bistro.
Ewald Viellieber, er wohnt einen guten Steinwurf von der Letze entfernt auf der anderen Seite der B 33, ist einer von vielen Leimbachern, die sich auf die Eröffnung freuen. Denn dann muss zum Frühstückholen nicht mehr nach Markdorf gefahren werden.

Apropos längst vergangene Nahversorgung. Ewald Vielliebers Vorfahren und Familie haben einst über drei Einzelhändlergenerationen hinweg im Leimbacher Haldenweg einen Kolonialwarenladen und zuletzt bis 1981 einen Selbstbedienungsladen betrieben. „Ich war von 1975 bis 1981 die erste und letzte Mitarbeitern“, erzählt Angelika Schuler und lacht, sie ist Ewald Vielliebers Schwester. Mutter Erna Viellieber war von 1963 bis 1981 Betreiberin des Leimbacher SB-Ladens.

Und die einstige Nahversorgung reicht viel weiter zurück. „Urgroßvater Wendelin Wild und seine Frau Maria gründeten 1903 einen Kolonialwarenladen, den sie bis nach dem Zweiten Weltkrieg betrieben. Deren Tochter Rosina Horn übernahm das Geschäft bis 1963“, erzählt Angelika Schuler.

Es sei schon eine andere Zeit gewesen in den 1960ern, erinnert sich Ewald Viellieber. „Die Männer fuhren zur Arbeit, die Frauen blieben daheim und kümmerten sich um den Haushalt und die Kinder. Da war der Laden wichtige Anlaufstelle, die Frauen hatten ja kein Auto, um zum Einkaufen zu fahren“, erzählt Angelika Schuler. Auf rund 70 Quadratmetern habe es im SB-Laden nahezu alles für den Alltagsbedarf gegeben.

Und der Laden verfügte über eines der wenigen Telefone im Dorf. Nachbarschaftshilfe und Telefondienste waren an der Tagesordnung. „Wenn ein Anruf kam, mussten ich oder Angelika los, um die betreffenden Leute zu holen oder Bescheid zu geben, dass sie in den Laden kommen und zurückrufen. Oder es wurden für andere Termine mit dem Hausarzt vereinbart, weil die Älteren nicht telefonieren wollten oder sich das nicht trauten“, schildert Ewald Viellieber Erlebnisse aus seiner Kindheit.

Im Laufe der 1970er begann das Sterben der kleinen Tante-Emma- und SB-Läden, weil nach und nach immer mehr Supermärkte und Discounter eröffneten – mit viel größerem Warenangebot und Preisen, bei denen kleine Einzelhändler auf Dauer nicht mithalten konnten.