In einer Wahl gibt es immer Gewinner und Verlierer. Wendet man sich bei der Gemeinderatswahl den Verlierern zu, muss man an erster Stelle die beiden UWG-Rätinnen Christiane Oßwald und Susanne Deiters Wälischmiller nennen, die beide den erneuten Einzug in den Rat nur äußerst knapp verfehlten.
Hätte nicht die unechte Teilortswahl gegriffen und nur die absolute Stimmenzahl gezählt, hätte Oßwald den Sprung in den Rat wieder geschafft, Deiters Wälischmiller wäre auch dann gescheitert, aber nur um einen Platz. Und: Hätte die UWG vergleichbar gut abgeschnitten wie vor fünf Jahren und wäre sie nicht um mehr als zehn Prozentpunkte von 32,0 auf 21,1 Prozent abgestürzt, wären beide auch künftig am Ratstisch vertreten.

Frauen-Duo prägte die Arbeit im Rat
Beide UWG-Frauen haben nicht nur ihre Fraktion, sondern den gesamten Rat und dessen Arbeit über lange Jahre hinweg geprägt: Deiters Wälischmiller war lange Zeit auch Fraktionsvorsitzende, Oßwald bis zuletzt Erste Bürgermeisterstellvertreterin. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ habe sie das Wahlergebnis aufgenommen, sagt Oßwald. In einer demokratischen Wahl gelte es, auch ein solches Ergebnis zu akzeptieren. Sie habe es aber bereits im Vorfeld im Gefühl gehabt, dass es vielleicht nicht mehr reichen könnte. Natürlich sei sie dennoch „ein wenig enttäuscht“. Nun habe sie aber Zeit für andere Dinge und könne auch einmal durch die Stadt gehen, ohne ständig im Hinterkopf haben zu müssen, ob es hier und da Themen für die Ratsarbeit gebe – und das sei positiv.
Grundsätzlich müsse man auch loslassen können und auch der jüngeren Generation das Ruder überlassen, gesteht Oßwald ein. Insofern halte sich der Schmerz in Grenzen. Die Arbeit der Umweltgruppe werde sie aber weiterhin aktiv begleiten, sagt sie: „Denn die grünen Themen bleiben ja auch künftig noch aktuell.“

Enttäuscht und „ein bisschen betroffen“ ist auch Deiters Wälischmiller. Zwar habe sie vor einiger Zeit bereits mit dem Gedanken gespielt, nicht erneut zu kandidieren, dann aber doch nochmals „große Lust“ auf die Ratsarbeit verspürt. Dass es für sie nun doch nicht mehr gereicht hat, sei kein „Drama“, schwerer wiegen für sie die Verluste für die UWG. „Dieser Rückschlag ist schon herb“, sagt sie. Und: „Vielleicht haben wir uns doch zu sehr auf die ökologischen Themen konzentriert.“ Denn offensichtlich seien die politischen Schwerpunkte in der Gesellschaft andere. Leid tue es ihr um ihre Kolleginnen und Kollegen, die einen engagierten Wahlkampf geführt hätten. Positiv wiederum sei, dass sie nun wieder mehr Zeit für sich selbst habe.

Wolfgang Zimmermann saß zehn Jahre für die SPD im Gemeinderat. Nachdem die SPD von 11,0 auf 8,8 Prozent abgerutscht ist und einen Sitz verloren hat, reichte es für den 63-jährigen Anwalt nicht mehr. „Es ist sehr schade und ich habe nicht damit gerechnet“, sagt Zimmermann, der nun auf eine Zeit zurückblickt, die ihn sehr bereichert habe. Woran es letztlich gelegen hat – ob an der Großwetterlage oder an der Unzufriedenheit mit der SPD-Arbeit vor Ort, könne er nicht genau sagen. Er habe die Arbeit im Gemeinderat immer gern gemacht, auch wenn es zeitintensiv gewesen sei. „Wir hatten immer ein vernünftiges Miteinander und haben konstruktiv zum Wohl der Stadt Markdorf die Interessen gebündelt“, so Zimmermann, der den neuen Kandidaten alles Gute wünscht. Und für die Zukunft auf mehr junge Kandidaten hofft.

Gewinner gibt es natürlich auch: Eva Fast ist von ihrem Ergebnis „überwältigt“. Die Lehrerin und Mutter von drei Kindern hat bei ihrer ersten Kandidatur direkt 1938 Stimmen erhalten – der zweithöchste Stimmenanteil bei der Umweltgruppe nach Lisa Gretscher und noch vor Fraktionschef Joachim Mutschler. „Ich bin sehr dankbar und spüre das Vertrauen der Wähler. Dementsprechend möchte ich auch einen guten Job machen“, sagt Fast, die auch betont, dass sie in große Fußstapfen treten wird, die die langjährigen UWG-Stadträtinnen Deiters Wälischmiller und Oßwald hinterlassen. „Wir werden langsam in die Aufgabe hineinwachsen“, so Fast, die ihre Stärke im sozialen Bereich sieht. Des Weiteren ist ihr eine funktionierende Gemeinschaft wichtig und dass sich die Menschen in der Stadt wohlfühlen. „Ich freue mich darauf, mitgestalten zu dürfen und viel Neues zu lernen.“

Neu drin, aber mit langer Ratserfahrung
Dieter Walliser, langjähriger Hals-Nasen-Ohren-Arzt in Markdorf und Mitbegründer des Gesundheitszentrums, saß bereits von 1999 bis 2009 im Gemeinderat. Nach 15 Jahren ist er nun zurück am Ratstisch und freut sich auf die kommunalpolitische Arbeit, die ihm immer Spaß gemacht hat. „Mit dem richtigen Wort zur richtigen Zeit kann man viel bewirken“, sagt der 69-jährige Rentner, der sich als „alter Neuling“ bezeichnen würde. Bei den Freien Wählern ist er der einzige Neue im Gemeinderat. „Wir haben eine gute Truppe“, so Walliser, der es dennoch schade findet, dass aus seiner Gruppierung keine Frau dabei ist. „Wir hatten sehr gute Leute auf der Liste und mit dem Ergebnis können wir Freien Wähler sehr zufrieden sein.“ Die Wahl sei hauptsächlich eine Frage des Bekanntheitsgrades, womit er auch erklärt, warum es die jüngeren Kandidaten so schwer haben.
Martin Roth hat die Auszählung im Internet mitverfolgt. Dass er neben dem Ortschaftsrat Ittendorf nun auch im Gemeinderat sitzt, damit hat der 61-jährige Förster nicht gerechnet. Sein Beruf habe ihm in den vergangenen Monaten aber viel „Publicity“ gebracht – so ist er erst jüngst beim Markdorfer Bürgerempfang geehrt worden. „Daher kennen mich wohl viele Menschen und sie können sich unter meiner Arbeit etwas vorstellen.“ Als einer von drei Neulingen in der Umweltgruppe rechnet er durchaus mit „Anlaufschwierigkeiten“ und dass es dauert, bis man die Mechanismen kennt. Aber Roth, der sich selbst als pragmatisch, lösungsorientiert und kompromissbereit einschätzt, freut sich auf die Herausforderung. „Ich bin neugierig auf das, was auf mich zukommt und darauf, mitgestalten zu können.“ Einen besonderen Schwerpunkt habe er nicht, zählt aber als wichtige Themen Verkehr und die Haushaltslage auf.

Ebenfalls ein Gewinner ist Rainer Zanker. Der Druckhaus-Inhaber und Ukrainehilfe-Organisator hat durch den Zuwachs der FDP den Sprung in den Gemeinderat geschafft. In Markdorf ist er bekannt und bestens vernetzt, auch als Mitglied der Hänseler der Historischen Narrenzunft und als Sprecher der Pro-Südumfahrung-Initiative. Gerechnet habe er nicht damit, sagt der 49-Jährige: „Aber gefreut habe ich mich natürlich.“ Zanker wird künftig mit Rolf Haas das FDP-Duo bilden. „Etwas Neues und Spannendes“ komme nun auf ihn zu und er wolle schauen, was er im Rat bewegen könne. Auch er sieht die FDP eher in der Rolle der Opposition als in der Reihe der arrivierten Gruppen, er freue sich aber auf die Zusammenarbeit im Rat.