Markdorf Einen Namen, ein Motto hatte das Konzert nicht. Die Deckseite des Programmhefts verkündete lediglich: „Kirchenchor Markdorf plus Stadtkapelle“. Ein wenig mehr vom inhaltlichen Konzept des Konzerts in der Markdorfer St.-Nikolaus-Kirche am Samstagabend hatte freilich das Einladungsschreiben des Fördervereins Kirchenmusik verraten. Da war von Festlichkeit auf der einen und von Vielseitigkeit auf der anderen Seite die Rede, auch von der Verbindung von sakraler Musik mit orchestralen Klangfarben, vom Anschluss gregorianischen Gesangs mit seiner schlichten, tiefen Glaubensinnigkeit an „moderne Elemente“.
Am Ende war es dann aber Pfarrer Ulrich Hund, der „Hausherr“ und überdies auch der Präses des Fördervereins Kirchenmusik, der es auf den Punkt brachte, als er die überaus zahlreichen Zuhörer im Kirchenschiff begrüßte. „Großartiges“ sei gediehen. Das sagte er mit Blick auf die fruchtbare Zusammenarbeit von Chor und Stadtkapelle. Er bezog es aber auch auf die Musik.
Den Auftakt des Abends machte Kirchenmusiker Johannes Tress an der Orgel. Und es war dies gewissermaßen seine Verneigung vor der Stadtkapelle. Denn Tress spielte die Chaconne aus Gustav Holsts „First Suite in Es“. Die hatte der englische Komponist ursprünglich für eine Militärkapelle geschrieben. Doch entwickelte sich das Stück, von zehn Fingern und zwei Füßen gespielt, aus anfangs düsterer Tiefe hin zu hellem Vollklang. Pfarrer Hund hatte es ja bereits angedeutet: hin zu tönender Großartigkeit. Die Marke war damit gesetzt. Denn als üppig erwies sich auch, was dann aus dem Bereich vor dem Chorraum folgte, wo die Musiker der Stadtkapelle waren.
Wieder begann es dunkel. Nun jedoch mit tiefem Blech. Schon bald sollten aber Trompeten und Posaunen einstimmen ins Spiel der Tuben und Hörner. Dann bringen die Holzbläser Wärme ins Stück. Auch hier ist Wachsen, Entwicklung, musiziertes Streben nach Höherem. Und beide Ensembles, der Kirchenchor wie die Stadtkapelle, zeigen, wie einträchtig sie sich auf den Weg machen können. Ob in der „Missa Brevis“, die Jacob de Haan für Chor und Orchester gesetzt hat, oder im „Adiemus“ von Karl Jenkins. Das Publikum begeisterte diese Eintracht. So sehr, dass es, für Kirchenmusik eigentlich unüblich, die einzelnen Messe-Sätze mit herzlichem Beifall bedachte.

Beifall spendeten allerdings auch die Stadtkapellen-Musiker. Sie zollten ihn dem Chor und der Cellistin Irina Vovchuk nach dem Benedictus aus Karl Jenkins‘ „The Armed Man: A Mass for Peace“. Was die Hörner sanft, behutsam eingeleitet hatten, griff Irina Vovchuk virtuos am Cello auf. Später bringen sich die Flöten ein, zart auch sie, bis sich dann erneut die Hörner melden, satt und volltönend. Als Vorbereitung auf den Chor. Dessen Wohlartikuliertheit nur zu loben ist, ebenso wie dessen schönes Gegenüber und Miteinander von Frauen- und Männerstimmen. Unter Johannes Tress‘ Leitung trifft er die feinen Passagen ebenso punktgenau wie den breiten Gesamtklang.

Und aus solcher durchaus hörbarer Freude an eigener, auch an gemeinsamer Stimme wird die sichtbare Freude an der Musik schlechthin, wenn Reiner Hobe die Stadtkapelle mit Jacob de Haans „Concerto d‘Amore“ auf die Bahnen des Populären, des Swingenden des Big-Band-Orchestralen lenkt. Auch dafür, wie fürs gesamte Konzert, bedankte sich das Publikum mit anhaltendem Beifall – und das im Stehen.