Ein Ex-Stadtrat macht sich für Windkraftnutzung auf dem Gehrenberg stark: Karl King, früher Ortschaftsrat und Stadtrat für die Umweltgruppe, forderte in der Bürgerfragerunde im Gemeinderat Bürgermeister Georg Riedmann dazu auf, das Thema in den Rat und auch in die Öffentlichkeit zu bringen. Hintergrund von Kings Anfrage ist der Umstand, dass der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben aktuell wieder mögliche Standorte in der Region prüft, zur Fortschreibung seines Teilregionalplans Windenergie und weil die Landesregierung für ihr Ziel, die erneuerbaren Energien auszubauen, in Sachen Windkraft mehr Gas geben möchte. King selbst ist Ingenieur im Ruhestand, inzwischen Hobbylandwirt und auch Mitgründer der Initiative Markdorfer Sonnenkraft-Netzwerk, die sich für den Ausbau der Photovoltaik einsetzt.
Regionalverband prüft aktuell auch den Gehrenberg
Der Regionalverband hat bereits begonnen, Gebiete in der Region erneut zu prüfen, darunter auch den Gehrenberg. Dies sagte der neue Verbandsdirektor Wolfgang Heine auch öffentlich in der vergangenen Woche beim Bürgerabend „I mein halt“ von Ernst Arnegger im Zunfthaus Obertor. 2013, bei der letzten Fortschreibung des Teilregionalplans Windenergie, hatte der Regionalverband den Gehrenberg noch verworfen.

„Die Hauptargumente waren damals ja, dass die Windhöffigkeit auf dem Gehrenberg zu gering sei und dass das Aufstellen von Windrädern das Landschaftsbild beeinträchtigt“, skizzierte King in der Ratssitzung in der Stadthalle jene Einwände, die den Regionalverband damals zu seiner Entscheidung bewogen hatten. Tatsächlich meldete damals auch das Tübinger Regierungspräsidium „erhebliche Bedenken“ an. Es argumentierte mit dem Denkmalschutz. Windkrafträder auf dem Gehrenberg stellten eine optische Beeinträchtigung fürs Bischofschloss dar, hieß es damals aus Tübingen. Demgegenüber fordere der Landesentwicklungsplan von 2002 eine „dauerhafte Bewahrung der europäischen bedeutsamen Kultur- und Naturlandschaft“ für den Bodenseeraum, hieß es seinerzeit.

King will, dass das Thema in Markdorf diskutiert wird
„Seit 2013 sind nun zehn Jahre vergangen“, argumentierte King. Nachdem es inzwischen aber höhere und leistungsfähigere Anlagen gebe und sich der Gehrenberg nun wieder im Suchraster des Regionalverbandes befinde, wolle er fragen, ob und wann die Stadt das Thema in die Öffentlichkeit tragen und sich auch gegenüber dem Regionalverband selbst einbringen wolle. Bürgermeister Georg Riedmann erteilte Kings Aufforderung eine klare Absage. Er wies King in seiner Antwort darauf hin, dass die Geologie des Markdorfer Hausbergs gegen den Bau von Windanlagen spreche: Großdimensionierte Betonfundamente seien nötig, überdies müssten große Waldflächen gerodet werden. Dies sei auch schon 2013 so formuliert worden.
Riedmann sieht die Stadt nicht am Zuge
Riedmann bezog sich auch direkt auf die Äußerungen, die Heine kürzlich in einem SÜDKURIER-Interview gemacht hatte: Danach sei der Regionalverband damit beauftragt, Flächen zu ermitteln, auf denen die Windräder der neuen Generation mit bis zu 300 Metern Höhe errichtet werden können, und der Gehrenberg komme dafür wieder in Betracht. Doch auch diese Planentwürfe müssten zunächst in die Offenlegung gehen, sodass die Öffentlichkeit sowie die Träger öffentlicher Belange reagieren können, sagte Riedmann. Er und die Stadt seien zum jetzigen Zeitpunkt also noch gar nicht am Zuge.

„Wir können das kommentieren“, erklärte Riedmann. Überdies rechne er aber auch jetzt wieder „mit erheblichen Einwendungen“. Im Übrigen sei die Rolle der Markdorfer beim Beurteilen des komplexen Themas recht gering: „Im Vergleich mit den Profis im Regionalverband fehlt es uns hier am notwendigen Sachwissen“. Deshalb solle man zuerst einmal den Regionalverband arbeiten lassen. Die Stadt habe daher auch nicht vor, selbst im Vorfeld schon aktiv zu werden, sagte Riedmann.