Erfindungen sind sein Leben. Hat Victor Rakoczi eine Idee, dann lässt sie ihn nicht mehr los. Vor Kurzem hat der 44-Jährige auf der Internationalen Messe für Erfindungen in Genf noch seine neueste Idee präsentiert – an einem kleinen Stand neben 1000 anderen Ausstellern aus Fernost und Saudi-Arabien, die den Salon dominieren, wie er erzählt. Vor einigen Jahren gewann er dort schon einen Preis mit seiner Mini-Windkraftanlage, die an Häuserecken angebracht ist.

Als Miniaturmodell steht jetzt seine neue Erfindung auf dem Schreibtisch seiner Erfinderwerkstatt in seiner Wohnung in Ettenkirch bei Friedrichshafen: ein Autodachgepäckträger.
Der Dachkoffer „Rakotron“ ist aus wetterbeständigem, strapazierfähigem Material, wie es für Cabriolet-Dächer verwendet wird. Die Enden sind mit Kunststoff verstärkt, damit das Gepäck, Surfbretter und Ski bei starker Bremsung nicht herausrutschen.

Der Clou ist, dass sich die Box, wenn sie nicht gebraucht wird, zusammenfalten lässt wie ein Zelt, und dann mit 60 auf 80 Zentimetern nur wenig Platz in der Garage einnimmt. „Wer möchte kann sie auch auf dem Dach lassen“, sagt der Tüftler, der den Luftwiderstand auch für die geschrumpfte Box optimiert hat.
120 Patente hat er angemeldet, rund 60 davon laufen bereits auf seinen Namen. Darunter sind viele, die er auch als Systemingenieur und Patentmanager bei ZF in Friedrichhafen eingebracht hat. Seit sieben Jahren arbeitet er für das Unternehmen im Bereich autonomes Fahren.
Nach dem verheerenden Attentat auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin 2016 mit zwölf Toten und vielen Verletzten hatte er die Idee für ein Unfallvermeidungssystem. Kameras erfassen gefährliche Situationen und Autos im Straßenverkehr.
Ein Laserstrahl zielt gerichtet auf die Fahrerassistenzkamera des Fahrzeugs, das sich seltsam verhält, versehen beispielsweise mit der Anweisung „Stark bremsen“ und bringt es dadurch ferngesteuert zum Stehen.

„Das Erfinderische hat er von seinem Vater, der auch Tüftler war, die Sorgfalt von seinem Großvater und die Geduld von mir“, lacht seine Frau Giovanna.
Sie unterstützt ihn, wo sie kann und erklärt ganz einfach, was hinter einer Idee steckt, wenn ihr Mann sich zu tief in technischen Details verliert. „Er ist eine Ideenmaschine“, sagt die 42-Jährige.
Zum Windsurfen am Plattensee
Viktor Rakozci liebt den Balaton, den Plattensee, in seiner Heimat Ungarn, wo er als Kind oft die Ferien verbrachte und bis heute fast jedes Jahr hinfährt.
Als Achtjähriger lötete er an zwei leere CO2-Kartuschen Ventile, um sie mit einer Luftpumpe zu befüllen. Über ein Mundstück verbunden, sollte es damit zum Tauchen unter Wasser gehen. „Es hat leider nicht geklappt“, erinnert er sich.
Ein paar Jahre später sah er dann Sean Connery in „Feuerball“ mit solchen künstlichen Kiemen tauchen. Er mochte James-Bond-Filme und wartete jedes Mal neugierig auf diese Szenen, in denen der Agent mit technischen Raffinessen ausgestattet, seine Gegner besiegte.
Schon damals träumte davon, übers Wasser zu schweben. In seiner Werkstatt holt er eine vergilbte Rolle hervor, breitet sie aus und zeigt die aufwendige Konstruktionszeichnung eines Antriebs zum Festhalten, die er mit elf Jahren angefertigt hat.
Am Rand der feinen Bleistiftzeichnung stehen Beschriftungen wie „Bremsfallschirm“. Vor einigen Jahren hat er einen Jet-Antrieb für Surfbretter entwickelt und gebaut – natürlich ohne Fallschirm.

In die Entwicklung seines Dachkoffers hat er inzwischen rund 8000 Euro investiert. Das Patent dafür besitzt er in den USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Ungarn.
Stand früher der Akt des Erfindens und das Austüfteln der besten Lösung mit dem geeignetsten Material im Vordergrund, so möchte er jetzt, dass seine Idee Früchte trägt – insbesondere seit er Vater geworden ist. Der zweieinhalbjährige Sohn der Rakoczis heißt auch Viktor, wie sein Vater.
„Es soll ein tolles Produkt daraus werden“, sagt er. Deshalb möchte er auch nicht mit einer Firma zusammenarbeiten, die sein Patent womöglich nur aufkauft und seine Erfindung dann in der Schublade verschwinden lässt. Er sucht einen Investor für seine Idee, damit die Box am Ende auf möglichst vielen Autodächern landet.
Unten vor dem Haus liegt bereits die nächste Lieferung: ein Teil für die zweite Windkraftanlage, die er hat patentieren lassen und die auf Dächern montiert wird. Und sein Traum? „Mein Traum wäre, meine Windanlagen auf den Hallen der Messe Friedrichhafen rotieren zu sehen.“