Bermatingen In die Erweiterung der Grundschule wird die Gemeindeverwaltung zwar einiges investieren müssen, aber mit dem Bürgersolardach der „Solares Bürgerdach Bermatingen GbR“ kann sie sich voraussichtlich die gesamten Stromkosten sparen. Sie übernahm das Dach kürzlich von der Eigentümergemeinschaft – der Anlass für einen Rückblick, als sich umweltbewusste Bürger zu diesem Projekt zusammenfanden.

2001 gründeten Bob Jürgensmeyer und Karl Volz als treibende Kräfte den Arbeitskreis „Energie und Umwelt“ mit rund zehn Mitgliedern. Bestreben war es, Strom aus regenerativen Energien zu erzeugen und Strom einzusparen. Man dachte zunächst an Wasser- und Windkraft. Die Überlegungen, vorangetrieben von Heiner Bühler und Karl Volz, mündeten schließlich in dem eher realisierbaren Plan, Bürgersolardächer in Bermatingen und Ahausen zu installieren. Die Turnhalle erwies sich als ungeeignet, weil man zuvor das Dach hätte sanieren müssen; da fiel die Wahl auf die Grundschule.

Die Suche nach Gesellschaftern verlief zunächst etwas schleppend. Ziel war es, 30 Interessenten für kleinere Anteile zu finden. Das gelang nicht. Letztlich fanden sich 15, die jeweils ein kleines Kontingent erwarben, sowie drei mit mehr Eigentümeranteilen. Das Dach wurde mit 250 Quadratmetern Solarmodulen belegt, mit einem Nennwert von 30,24 Kilowattpeak (kWp). Zwei Jahre später, am 25. April 2003, wurde das Photovoltaik-Bürgerdach in Betrieb genommen und ein Vertrag mit der Gemeindeverwaltung unterzeichnet, die der Initiative die Nutzung des Daches kostenlos überließ. Die Grundschule benötigt nur durchschnittlich rund 13 bis 14.000 Kilowattstunden jährlich, da sie nachts fast keinen Stromverbrauch hat und deshalb auch kein Speicher nötig ist; der Rest wurde ins allgemeine Stromnetz eingespeist.

„Wenn die Sache mit den Tauben nicht gewesen wäre, wäre das Bürgersolardach ein rundum gelungenes Projekt gewesen“, resümierte Karl Volz bei einer Zusammenkunft einiger Beteiligter. „2019 hatten die Vögel die Solarmodule verschmutzt und an den Modulen genistet. Dadurch wurde Wasser angestaut“, erinnert sich Herbert Stengele. Das drang durchs Dach, es entstand Wasserschaden. Längere Zeit war das Leck nicht gefunden worden. Auch die Versuche, die Tauben zu vergrämen, verliefen erfolglos. „Wir hatten extra eine Falknerin kommen lassen“, berichtete Bürgermeister Martin Rupp. Schließlich wurden die Module abgebaut, gereinigt, geprüft und mit Taubengittern versehen. Die Sanierung kostete 13.000 Euro.

Nach 21 Jahren übernahm nun die Gemeinde für 7500 Euro das Bürgersolardach, anstatt es, wie in einer Nachbargemeinde geschehen, zu verschrotten. Damit (er)spart sich die Gemeindeverwaltung auch eine neue PV-Anlage im Zuge des Erweiterungsbaus. Der Bürgermeister freute sich und meinte: „Das war damals schon ein Stück Pionierarbeit und bürgerschaftliches Engagement. Deswegen war es keine Frage, dass die Gemeinde die Anlage gern übernimmt. Eine Verschrottung wäre auch nicht nachhaltig gewesen“, sprach er von einer Win-win-Situation. Rupp geht von einer weiteren Funktion von zehn Jahren aus, Volz mit Blick auf zwei der vier im Jahr 2017 ausgetauschten Wechselrichter eher von 15 Jahren.

Die Entscheidung, das Dach in die Obhut der Gemeinde zu übergeben, fiel leicht. Zumal sich herausstellte, dass die Module immer noch leistungsfähig sind und einen ganz guten Ertrag erbringen, der Dachnutzungsvertrag ausgelaufen und die Anleger in die Jahre gekommen waren, so Clemens Rid, der wie Volz die stets gute Zusammenarbeit und das Miteinander mit der Verwaltung lobte. „Die Anlage ist in einem top Zustand. Sie liefert fast die gleiche Strommenge wie zur Zeit der Installation. Die ganzen Verkabelungen haben wir geprüft und wo nötig erneuert“, so Rid. Der Strom werde nach wie vor eingespeist, aber die Gemeinde habe die Option, ihn ausschließlich selbst zu nutzen. Für sie sei die Anlage auch lohnender als für die Anteilsgemeinschaft, denn für eingespeisten Strom gebe es jetzt nur noch rund 8 Cent.

In fünf Jahren wird das Bürgerdach in Ahausen, das auf dem Bürgerhaus montiert wurde, zur Disposition stehen. Es ist genauso groß wie das in Bermatingen und ebenso eine Erfolgsgeschichte.