Es geht schon wieder aufwärts – wenigstens ein bisschen. Das findet Michael Bauer, der in der Markdorfer Narrenzunft die Narrenbolizei gibt. „Letztes Jahr, da war ja fast gar nichts“, erinnert er sich. Corona und die damit verbunden Auflagen hatten alles närrische Treiben gründlich blockiert. „Zum Hemdglonker bin ich gegangen“, erklärt Michael Bauer.
Seine schmucke Bolizei-Uniform – blaue Jacke, weiße Hose und grüne Schirmmütze – hing aber daheim am Haken. Stattdessen trug er das weiße Nachthemd. „14 andere Leute hab‘ ich getroffen – ganz zufällig, alle im weißen Hemdglonker-Hemd.“ 14 Gleichgesinnte seien durch die Nacht gesprungen, dabei aber den gebotenen Abstand wahrend.
Von Amts wegen gesetzestreu
Regeln beachten, auf die Gesetze schauen, das gehöre bei der Narrenbolizei ja gewissermaßen zur Figur. Mit Schelle und Dreirad ist Bauer der närrische Gesetzeshüter. Da gibt‘s kein Über-die-Stränge-Schlagen. Und am Ende hält Narrenbolizei Michael Bauer die verordneten Einschränkungen auch für richtig. Auch wenn‘s schmerzt, dass so vieles derzeit einfach nicht stattfinden kann.
Närrisch sein, heißt findig sein
In Anbetracht der vielen Verbote ist Einfallsreichtum geboten, sagt Michael Bauer. So hätten sich Mitglieder der Historischen Narrenzunft jüngst in kleinen Gruppen im Garten getroffen, an der frischen Luft und in regelmäßigem Wechsel. So konnte es dann doch noch zu dem kommen, was echte Narrenseelen herzlich freut: zur Begegnung, zum Austausch mit Gleichgesinnten.
Kollegentreffen in Bad Saulgau
Begegnung und Austausch hatte Michael Bauer vor einer Woche auch in Bad Saulgau. Das geplante Landschaftstreffen dort hatte die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte zwar schon seit Längerem abgesagt. Mini-Treffen waren trotzdem möglich. Sodass die Markdorfer Narrenbolizei auch Narrenpolizei-Kollegen aus anderen Städten begegnete. Und zum kollegialen Erfahrungsaustausch gehörte auch: „Dass ich meine Karbatsche mit hatte und ein bisschen schnellen konnte“.
Schellen und Schnellen
Auch das Schnellen gehört für Bauer, den Mann mit der Narrenbolizei-Schelle, unbedingt zur Fasnet dazu. Seine erste Karbatsche hatte er schon als kleiner Bub in der Hand. Selbstverständlich zog es ihn zu den Hänselern. „Mein Häs habe ich aber jetzt meinem Sohn abgetreten“, erzählt er. Mit Karbatschen hat er indes noch immer viel zu tun. Bauer fertigt nämlich die Markdorfer Narren-Stöcke. Ein Amt, das ihm Birgit Beck angetragen hat. „Wie sie auf mich gekommen ist, das weiß ich eigentlich nicht.“ Womöglich aber hat die Zunftmeisterin von Bauers handwerklicher Geschicklichkeit erfahren. Dass die verwendeten Besenstiele konisch zulaufen müssen, wohin die Lederblätzle gehören – überhaupt die ganze Kunst des Narrenstock-Bauens habe er sich dann von Ernst Benzing abgeschaut. Dass zu einem echten Narrenstock auch eine kleine, einen Meter messende Karbatsche gehört, das wusste er freilich schon vorher.