Eigentlich braucht der Vermessungstrupp keinen Grund zum Feiern. Gefeiert werden kann immer. Doch in diesem Jahr gibt es tatsächlich auch noch einen ganz speziellen Grund: das 30-jährige Bestehen. Zuletzt wurde im Januar 2019 groß gefeiert: das 25-jährige Jubiläum. Aber Moment: Das ist doch erst vier Jahre her.

Obervermesser Clemens Scheidweiler klärt auf: Gegründet wurde der heutige Vermessungstrupp im Jahr 1993 als Nachfolger der Altvermesser, die sich 1992 entschlossen hatte, ihre Tätigkeit aufzugeben. 1994 war dann die erste Fasnet, bei der die damaligen Jungvermesser in Erscheinung traten. Der SÜDKURIER schrieb am 5. Februar 1994 von einer hochnärrischen „Elite-Einheit“, die beim Narrenbaumsetzen eine „wahrhaft gute Figur machte“. Scheidweiler sagt: „Wir feiern einfach dieses und nächstes Jahr. Das nehmen wir nicht ganz so genau.“

So berichtete der SÜDKURIER am 5. Februar 1994 über die Vermesser.
So berichtete der SÜDKURIER am 5. Februar 1994 über die Vermesser. | Bild: Scheidweiler, Clemens

Gefeiert wird am 3. Februar im ehemaligen Post-Gebäude

Die diesjährige Feier mit einem Hupenball findet am Freitag, 3. Februar, ab 19 Uhr, im ehemaligen Post-Gebäude in der Hauptstraße statt. Es spielt die Sean-Treacy-Band. Die Vermesser wollten stadtnah feiern und der Pächter hat ihnen die leerstehenden Räume zur Verfügung gestellt. „Die Fasnet lebt davon, dass wir von Privatleuten unterstützt werden“, sagt Neumann. Eigentlich sei geplant gewesen im Gasthaus Krone zu feiern, doch dieses ist zu dem Zeitpunkt geschlossen. Der Raum muss noch dekoriert werden, aber sonst freuen sich die Vermesser auf die besondere Location.

25-jähriges Jubiläum der Vermesser im Theaterstadel 2019: Pfarrer Ulrich Hund überrascht mit einer Rede. Die Vermesser im Hintergrund ...
25-jähriges Jubiläum der Vermesser im Theaterstadel 2019: Pfarrer Ulrich Hund überrascht mit einer Rede. Die Vermesser im Hintergrund (von links): Jens Neumann, Stefan Looser, Dirk Schemberger, Georg Walser, Marc Heilmaier, Hermann Eichenhofer (verdeckt), Markus Waggershauser, Samuel Rist, Gerhard Thiede, Berti Müller, Matthias Eggert, Christoph Blaschke und Clemens Scheidweiler. (Archivbild) | Bild: Münzer, Gabriele

Seit 1998 besteht die eingeschworene Gruppe aus den gleichen 22 Mitgliedern und einem Ehrenmitglied. Fluktuation gibt es beim Vermessungstrupp nicht. „Wir sind einfach eine sehr homogene Gruppe und haben immer unseren Spaß“, sagt Vermesser Jens Neumann. Die ersten Ideen für den Rathaussturm entstehen meist in November, dann geht es im Dezember in die Planung und im Januar wird wieder alles über den Haufen geworfen, erzählen Neumann und Clemens Scheidweiler.

Eine Idee, die sich mittlerweile zum Running Gag entwickelt hat: der weiße Elefant. Aber auch diese werde stets wieder verworfen. „Bei uns lautet der klassische Spruch: Pass, auf! Das machen wir dieses Mal ganz anders“, so Scheidweiler.

2018 sind die Vermesser fest entschlossen, als Safari-Teilnehmer die wilden Rathaus-Tiere einzufangen und diese in Käfige zu zwängen. ...
2018 sind die Vermesser fest entschlossen, als Safari-Teilnehmer die wilden Rathaus-Tiere einzufangen und diese in Käfige zu zwängen. (Archivbild) | Bild: Lang, Andreas

Das Narrenbaumstellen 2001 bleibt legendär

Was sie dieses Mal anders machen, wird natürlich noch nicht verraten. Der Rathaussturm ist immer eine Überraschung. Ob als Heinzelmänner, Fernsehteam, Safari-Gruppe oder als Garde. Die Ideen gehen den Männern auch nach all den Jahren nicht aus. Wichtig sei ihnen, dass es einen Bezug zu Markdorf gibt und die Zuschauer auch verstehen, was sie machen, so Jens Neumann.

Die Königliche Vermessungstrupp-Garde 2019 zu Fuß bei ihrem Anrücken aufs Markdorfer Rathaus, wo Teufel und Hexen aus der Verwaltung ihr ...
Die Königliche Vermessungstrupp-Garde 2019 zu Fuß bei ihrem Anrücken aufs Markdorfer Rathaus, wo Teufel und Hexen aus der Verwaltung ihr Unwesen treiben. (Archivbild) | Bild: Jörg Büsche

Besonders gerne erinnern sie sich an das legendäre Narrenbaumstellen im Jahr 2001, bei dem der Narrenbaum zum Schrecken des damaligen Zunftmeisters Otto Gäng in einen Großhäcksler kurzerhand zu Holzspänen verarbeitet wurde. Dass für Ersatz längst gesorgt war, wusste Gäng nicht.

Rathaussturm auch mitten in der Corona-Pandemie

In Erinnerung bleibt auch der Rathaussturm 2021 mitten in der Corona-Pandemie. Da platzierten die Vermesser heimlich und coronakonform ihre Doppelgänger auf dem Rathausbalkon und es wird erzählt, dass es durchaus den ein oder anderen Markdorfer gab, der auf die Attrappen hineinfiel.

Zunftmeisterin Birgit Beck freut sich 2021 über Geniestreich des Vermessungstrupps. Bürgermeister Georg Riedmann blieb nichts anderes ...
Zunftmeisterin Birgit Beck freut sich 2021 über Geniestreich des Vermessungstrupps. Bürgermeister Georg Riedmann blieb nichts anderes übrig, als das Rathaus kampflos den Narren zu überlassen. (Archivbild) | Bild: Lang, Andreas

Treten die Vermesser etwa in der Bütt auf?

Dass die Vermesser immer für eine Überraschung gut sind, hatte Zunftmeisterin Birgit Beck bei der Dreikönigssitzung angesprochen. Überraschung eins: Hupenball. Überraschung zwei: Rathaussturm. Gibt es noch eine dritte Überraschung? „Eventuell ja“, kündigt Clemens Scheidweiler an. Eine weitere Überraschung könnte beim Dreckkübel am Fasnetsdienstag in der Stadthalle folgen.

„Vier Zunftmeister haben unter uns gedient, da gäbe es einiges zu erzählen“, sagt Clemens Scheidweiler. Otto Gäng, Markus Brutsch, Dietmar Bitzenhofer und Birgit Beck. Ans Aufhören denken die Männer auch nach 30 Jahren noch längst nicht. Sollten sie je ihre Vermessungstätigkeit niederlegen, dann wie ihre Vorgänger, alle gemeinsam. Für Nachwuchs haben die Vermesser gesorgt, die Zahl der Kinder der Mitglieder liegt bei um die 30.

Obervermesser Clemens Scheidweiler (links) unterstützt von seinem Vermesser-Kamerad Markus Mock prangerte 2022 die unvernünftige ...
Obervermesser Clemens Scheidweiler (links) unterstützt von seinem Vermesser-Kamerad Markus Mock prangerte 2022 die unvernünftige Entscheidung der Stadtverwaltung an den Rathausbalkon abzureißen. Bild: Andreas Lang | Bild: Lang, Andreas

Vermesser wissen ihre Tätigkeit zu schätzen

Aufs Älterwerden angesprochen, sagt Clemens Scheidweiler, dass dies bei Männern wie bei einem guten Rotwein sei, der reifen müsse. Noch immer haben sie Spaß und Freude und schätzen die Kameradschaft. „Manche Dinge ändern sich nicht, aber man weiß sie mehr wertzuschätzen“, sagt Jens Neumann. Wie zum Beispiel der jährliche Besuch bei Resi Ill zum gemeinsamen Frühstücken vor dem Narrenbaumstellen. „Das ist zu einer wunderschönen Tradition geworden.“

Gefeiert wird am Freitag, 3. Februar, ab 19 Uhr, im ehemaligen Post-Gebäude in der Hauptstraße. Es spielt die Sean-Treacy-Band. Der Eintritt kostet 10 Euro. Die After-Party findet im Eventraum des Café Ludwig im Proma statt.