Markdorf Im Dezember 2023 wurde das frisch renovierte Rathaus feierlich wiedereröffnet, die Markdorfer bekamen einen Einblick in die neu möblierten Amtsstuben. Im Ratssaal standen sie unter der neuen Akustikdecke. Was sie dort aber nicht sahen, das waren jene Bilder, vor denen die Fraktionen des Gemeinderats ihre Beratungen abhielten. Bilder fehlten da indes auch in den Rathausfluren.

Die Kunst, die hielt erst später Einzug in der Verwaltung. Genauer: Es war der Kunstverein, der Bilder in die Büros brachte, Gemälde in den Fluren und den beiden Sitzungssälen aufhing, darüber hinaus auch Skulpturen aufstellte. Und allesamt waren diese Werke Ankäufe der Stadt. Arbeiten, die zuvor in der Stadtgalerie zu sehen waren, wo sie dann der Bürgermeister – erst Bernd Gerber, dann dessen Nachfolger Georg Riedmann – für die Stadt erwarben. Wobei beide Bürgermeister immer wieder kenntnisreich von Bernhard Oßwald, dem bisherigen Vorsitzenden des Kunstvereins, beraten wurden.

Wer derzeit seinen Reisepass verlängern will, ein Formular abholen oder die nächste Gemeinderatssitzung im Publikum mitverfolgen möchte, der wird erneut auf weiße Wände blicken. Ästhetische Leere herrscht indes auch in den Büroräumen. Denn die städtischen Kunstankäufe sind von 11. April, 20 Uhr, bis zum 27. Juni in der Stadtgalerie zu sehen. Dies in der Jubiläumsausstellung des Kunstvereins, der damit einen breiten Überblick über seine Arbeit bietet.

82 Ausstellungen, 365 Künstler – das ist die Bilanz des Kunstvereins. Er zieht sie 20 Jahre nach seiner Gründung, die im Oktober 2005 war. Die erste Ausstellung folgte schon im April 2006. Zu sehen waren Arbeiten von Harald Häuser, Roland Peter Litzenburger, Marianne Wälischmiller und Bruno Müller. Arbeiten von vier Künstlern, deren Namen die Markdorfer gut kannten. Hatten die doch hier gearbeitet beziehungsweise immer wieder ausgestellt. Werke von Harald Häuser, Roland Peter Litzenburger zeigt der Kunstverein nun erneut. Dies in der Stadtgalerie, Ulrichstraße 5, also in den Räumen, die der Verein seit 19 Jahren mit vier größeren Ausstellungen pro Jahr sowie auch mit kleineren Intermezzo-Ausstellungen bespielt. Ebenfalls sei 19 Jahren lädt dort der Kreis der Markdorfer Künstlerinnen und Künstler zu seinen Herbstausstellungen ein.

Im Namen des Kunstvereins wird bei der Vernissage Peter Neumann, dessen neuer Vorsitzende, die Besucher begrüßen. Nach fast 20 Jahren ist es nicht Bernhard Oßwald, Neumanns Vorgänger. Doch selbst wenn Oßwald nun die Auswahl von Künstlern und Werken als „Gemeinschaftsleistung unserer Ausstellungsteams“ bezeichnet – der elfköpfige Vorstand kümmerte sich in wechselnden Gruppen um diese Arbeit – Oßwalds Handschrift muss die bisherige Ausstellungstätigkeit des Vereins dennoch tragen. Auch als erster Gleicher unter Gleichen war es doch Bernhard Oßwald, der Kontakte zu Künstlern, Galeristen oder Museumsleuten knüpfte. Solches Wirken hinterlässt Spuren. Freilich bedarf es hier des genauen Hinschauens, um sie zu erkennen. Und vielleicht werden sie erst in Zukunft deutlicher. Nachdem die ersten Ausstellungen unter Peter Neumann zu sehen waren.

Bürgermeister Georg Riedmann kann nicht zur Vernissage kommen. Weshalb die Verabschiedung Bernhard Oßwalds durch Riedmann erst zur Finissage am 27. Juni folgen wird. Die Einführungsrede zur Vernissage hält die Kunsthistorikerin Andrea Dreher. Und musikalisch wird der Abend von Andrea Kahlo-Ringendahl (Klavier) und Uli Frey (Querflöte) bereichert.