Die Gesichtsmaske soll Tröpfcheninfektionen eindämmen. Unumstritten ist diese in der vergangenen Woche von der Stuttgarter Regierung auch für Baden-Württemberg beschlossene Verordnung allerdings nicht. So bezweifelt etwa Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery, dass die sogenannten Alltagsmasken hinreichend schützen. Wie eine Umfrage vor Geschäften und an Haltestellen in der Stadt gezeigt hat, teilen etliche Markdorfer diese Skepsis. Andere hingegen begrüßen die neue Maskenpflicht – monieren aber gleichzeitig, dass sie viel zu spät beschlossen worden sei.

Die Situation am Bahnhof
„Bitte achten Sie auf Fahrplanänderungen“, heißt es auf der Digitalanzeige am Markdorfer Bahnhof. „Auf Fahrplanänderungen und die Einhaltung der Verpflichtung zur Mund-Nasen-Bedeckung.“ Ob die in den Zügen kontrolliert wird, das weiß der Fahrdienstleiter nicht. Durch die offen stehende Tür seines Büros aber habe er beobachtet, „dass alle einen Mundschutz tragen“. Wenn sie in den Zug einsteigen – oder herauskommen.

Rocco Berardi wartet an Gleis 2 des Markdorfer Bahnhofs auf die nächste Bahn. Die nun landesweit verbindliche Maskenpflicht im ÖPNV und Geschäften hält er für überflüssig. „Das Virus bekommen wir früher oder später ja doch alle.“ Einen Mund-Nasen-Schutz trägt er trotzdem. Im Moment baumelt der aber noch um den Hals. „Ich will aber auch keine Strafe bezahlen müssen.“
Kaum 100 Meter weiter, an der provisorischen Bushaltestelle in der Bahnhofstraße, steht ein anderer junger Mann, Betta Adman. Er hat seinen Mund-Nasen-Schutz schon beim Warten angelegt. Er begrüßt diese Maßnahme der Landesregierung, da sie das Infektionsrisiko mindere.
Durchaus unterschiedlich äußern sich auch die Kunden auf den Parkplätzen vor den hiesigen Einkaufsmärkten. Eine gewisse Skepsis lässt Kamila Fröhlich durchblicken. „Die Maskenpflicht ist schon in Ordnung“, antwortet die junge Frau mit Maske und vollem Einkaufswagen vor dem Edeka in der Ravensburger Straße. Doch sei sie sich nicht ganz sicher, ob nicht die eine oder andere der in jüngster Zeit beschlossenen Verordnungen übers Ziel hinausschießt.
Hilde Linsenholl hält extra an, um aus dem geöffneten Autofenster heraus anzumerken, „dass die Maskenpflicht jetzt viel zu spät kommt“. Das hätte gleich zu Beginn der Corona-Krise beschlossen werden müssen, meint sie.
Erwin Eichel konnte auf seine vorhandene FFP-3-Maske zurückgreifen. Ursprünglich für den Hobby-Keller gedacht, schützt sie den Rentner nun beim Einkauf. Er hält die Verordnung für überaus sinnvoll. „Sie darf aber nicht dazu führen, dass die Leute die Abstandsregeln vernachlässigen.“
Das meint auch Mymine Donuklar. Sowieso habe sie sich bei ihrer Arbeit längst an die Maske gewöhnt. „Dort tragen wir sie acht Stunden lang.“ Was Cornelia Leuthold nun ebenfalls nicht erspart bleibt. Nach Anordnung der örtlichen Innung muss sie ab sofort trotz der Plexiglasscheibe auch einen Mundschutz tragen beim Bedienen in der Metzgerei Seitz. In der Landesverordnung hingegen entfällt derzeit noch die Pflicht zur Mund-Nasen-Bedeckung, sofern es eine Plexiglasscheibe zum Schutz des Verkaufspersonals gibt.

Anders bei Friseurin Gerlinde Bosch, die die Maskenpflicht zwar gutheißt, aber noch nicht weiß, wie sie Haare im Bereich der Ohren schneiden soll, wenn dort die Gummibänder für den Mund-Nasen-Schutz anliegen.