Bürgermeister Georg Riedmann warb bei den zahlreichen Eltern und Erzieherinnen, die die Beratungen im großen Sitzungssaal des Rathauses verfolgten, um Verständnis für den Beschluss, der danach erst noch gefällt werden musste: Es seien die Kostensteigerungen, die die Gebührenerhöhung für Kitas notwendig machten. Insbesondere die Tarifergebnisse mit ihren deutlichen Entgeltsteigerungen für die in den Kindertagesstätten Beschäftigten sei zu Buche geschlagen, erklärte Riedmann. Die Folge: Die Kindergartengebühren müssen ab Januar nächsten Jahres erhöht werden.
Weitere Erhöhung ab 2026 nicht beschlossen
Die Verwaltung folgt damit dem, was Kirchen und kommunale Landesverbände empfehlen: fürs laufende Kindergartenjahr eine Erhöhung um 7,5 Prozent ab Januar. Die weitere Empfehlung, die Gebühren fürs Kindergartenjahr 2025/2026 um erneute 7,3 Prozent zu erhöhen, griff der Rat aber noch nicht auf – dies nach vorherigem Austausch der Verwaltung mit Eltern und Erzieherinnen. Und der Bürgermeister kündigte an, das Markdorfer Angebotsgefüge mit seinen 100 unterschiedlichen Tarifen zu durchforsten, um versteckte Kostentreiber aufzuspüren.
Keine Förderung mit der Gießkanne
Anders als etliche andere Bundesländer biete Baden-Württemberg den Eltern noch keine Kostenfreiheit bei der frühkindlichen Bildung beziehungsweise Erziehung, sagte der Bürgermeister zur Situation. Immerhin 80 Prozent der Kindergartenbetreuung würden aus Steuermitteln finanziert. Die restlichen 20 Prozent sollten die Eltern tragen. Erreicht würde diese Zielmarke aber nicht.

„Ein Verzicht auf die Gebührenerhöhung käme der Förderung mit der Gießkanne gleich“, erklärte Riedmann. Er betonte gleichzeitig, dass die Stadt sehr wohl die Situation der Eltern und deren Belastungen im Blick behalte – und weiterhin mit einer sozialen Staffelung der Gebührensätze reagiere. Aus seiner Sicht sei indes nicht allein die materielle Seite zu betrachten. In den Blick zu nehmen sei auch der Aspekt, dass ein breites Betreuungsangebot „durchgängige Erwerbsbiografien“ sichere.

Mock: Alle Bürger tragen die Kosten mit
Kerstin Mock zeigte Verständnis für die durch höhere Gebühren und teureres Essen mehr belasteten Eltern: „Uns fällt die Erhöhung der Gebühren wirklich schwer“, erklärte die CDU-Sprecherin. Mock verwies auf die Notwendigkeit, neues Betreuungspersonal zu gewinnen. Und sie merkte an, dass der angestrebte elterliche Kostendeckungsanteil von 20 Prozent „weit verfehlt“ werde, erreiche er doch gerade nur 13 bis 14 Prozent.
Den vom Gesamtelternbeirat vorgebrachten Hinweis, die Finanzierung der Kindergärten sei eine gesamtgesellschafltiche Aufgabe, griff Mock auf: „Alle Bürger und Unternehmen von Markdorf tragen bereits jetzt zur Finanzierung des Defizits der Kindergärten in Höhe von sechs Millionen Euro bei.“ Im Namen ihrer Fraktion richtete sie den Arbeitsauftrag an die Verwaltung, den bisher bestehenden „Tarifdschungel“ zu lichten, „um Einsparungspotenzial aufzudecken“.

Bitzenhofer: Ressourcen der Stadt schrumpfen
FW-Fraktionschef Dietmar Bitzenhofer gab den Eltern recht: „7,5 Prozent sind keine Nichtigkeit.“ Gleichwohl warb auch er für mehr Verständnis für die Lage des Rats. „Unsere Aufgaben nehmen zu, aber unsere Ressourcen schrumpfen.“ Das gewünschte finanzielle Engagement seitens des Landes und des Bundes bleibe aus. „Wir müssen damit leben und sind gefordert, die Situation professionell anzugehen.“ Bitzenhofer bat die Eltern um Mithilfe beim Durchforsten des Markdorfer Betreuungs-Tarifdschungels.

Achilles: Kindergärten sollten kostenfrei sein
Uwe Achilles von der SPD sagte: „Die frühkindliche Erziehung und Bildung in Kindertagesstätten sollte für die Eltern genauso kostenfrei sein, wie der Schulunterricht für ihre Kinder.“ Und dann rechnete der Fraktionschef von SPD/Grüne vor, mit welchen „stolzen Summen“ künftig ein durchschnittlicher Doppelverdienerhaushalt in Markdorf belastet werde, wenn die Eltern ihr Kind in den Kindergarten schicken. Fürs Jahr 2026 regte Achilles an, frühzeitig in die Diskussion über Gebührensätze einzusteigen. Mache ein kostengerechtes Betreuungsangebot doch den „familienfreundlichen Charakter in unserer Stadt“ aus.
Joachim Mutschler warf die Frage auf, ob die Stadt nicht zu viel Geld für den Betrieb des in kirchlicher Trägerschaft befindlichen Sankt-Nikolaus-Kindergartens zuschieße. „Mein Eindruck ist, wir sind da etwas zu kulant“, sagte der UWG-Fraktionschef. Arnold Holstein von den Freien Wählern sah das anders: „Wir profitieren vom Sankt-Nikolaus-Kindergarten. Dort trägt die Kirche sämtliche Bau- und Umbaukosten.“
Grünen-Kompromiss wurde verworfen
Den von Sabine Gebhardt (Die Grünen) eingebrachten Antrag, die Gebührenerhöhung von 7,5 auf 3,5 Prozent zu reduzieren, verwarf die Ratsmehrheit. Gebhardt hatte ihn mit Blick auf die Geschlechtergerechtigkeit und die Bedeutung von frühkindlicher Bildung vorgetragen.