Mitunter hakt es bei der Kommunikation mit der Deutschen Bahn. So die Aussage von Bürgermeister Georg Riedmann und seinen Verwaltungsmitarbeitern, wenn es um die Ampelanlage beim Bahnübergang Gutenbergstraße geht. Nun sind im Gemeinderat die Lichtsignale an der Bahnschranke erneut zum Thema geworden – ebenso wie ein weiteres Missverständnis aus dem Kontakt der Stadtverwaltung mit der dafür zuständigen Bahnverwaltung. Es geht um die Kosten. Genauer: Um den Kostenanteil, den die Stadt tragen muss, damit die derzeit außer Betrieb genommene Bahnübergang-Ampelanlage ersetzt werden kann. Fälschlicherweise habe man dafür die Summe von 224 000 Euro veranschlagt, erklärte nun Stadtbauamtsleiter Michael Schlegel. Tatsächlich wird der Markdorfer Eigenanteil erheblich höher liegen: Bei rund 480 000 Euro.

250 000 Euro zu wenig: Es ging um die Hälfte der Gesamtkosten
In einer E-Mail von der Bahn AG habe es geheißen, dass die im Straßenbereich der Bahnübergangsbaustelle anfallenden Kosten von Bahn und Stadt geteilt würden – im Verhältnis 50 zu 50. Dem sei aber nicht so, stellte Schlegel richtig. Die Stadt muss diese Arbeiten selbst und in voller Höhe tragen. Demgegenüber bezahlt die Bahn aber die auf der eigentlichen Bahnanlage anfallenden Kosten – in Höhe von etwa einer Million Euro, womit die Stadt rund 50 Prozent der Gesamtkosten tragen wird. Daher rührte das Missverständnis und deshalb musste nun der Eigenanteil der Stadt nachträglich korrigiert werden. Dafür wiederum war eine Eilentscheidung des Gemeinderates nötig, weil die Vergabe der Arbeiten unverzüglich erfolgen musste. Andernfalls hätte es bis November nicht mit der neuen Ampel hingereicht.

Auf die übliche Ausschreibung der notwendigen Bauleistungen habe man verzichtet, so erläuterte Stadtbaumeister Schlegel. Ziel sei ja, die seit Frühjahr 2018 nur eingeschränkt funktionierende Ampelanlage so rasch wie möglich wieder vollständig in Betrieb zu nehmen. Regelt sie vor allem doch auch einen wichtigen Teil des über die Gutenbergstraße zum Bildungszentrum an der Ensisheimer Straße fließenden Schülerverkehrs.
Günstigere Ampel hätte bis November nicht geliefert werden können
Um an dieser Stelle wieder die gewünschte Sicherheit zu erreichen, wurden die anstehenden Arbeiten zu einer Sofortmaßnahme erklärt. Und damit die Anlage schon in November in Betrieb gehen kann, entschied sich die Stadt, beim Bestellen der neuen Ampel für ein teureres Angebot, das die Stadt nun 93 000 statt rund 75 000 Euro kosten wird. Der Bieter mit dem günstigeren Angebot hätte wegen der derzeitigen Rohstoffknappheit nicht fristgerecht liefern können, führte Schlegel aus. Diese Entscheidung wurde von Gemeinderat und Bürgermeisterstellvertreterin Christiane Oßwald Anfang August im Eilverfahren getroffen.

Dass sich der Eigenanteil Markdorfs für die Straßenbaumaßnahme an der Ampelanlage verdoppelt, brachte Arnold Holstein (Freie Wähler) auf. „Das ist kein Pappenstiel“, sagte er, verwundert, „wie es überhaupt zu solchen Missverständnissen kommen kann“. In einem Wirtschaftsunternehmen dürfe so etwas nicht passieren, sagte er. Susanne Deiters Wälischmiller (Umweltgruppe) führte es auf die „bekannten Besonderheiten“ der Kommunikation mit der Deutschen Bahn zurück. Sie zeigte sich aber erleichtert, dass der Schulweg zum Bildungszentrum bald wieder sicherer wird.
SPD-Chef Uwe Achilles hoffte auf einen Lerneffekt für die Verwaltung: „Aus Fehlern kann man lernen.“ Besser sei es, in unklaren Fällen lieber ein Mal mehr als zu wenig nachzufragen. Skepsis klang bei UWG-Chef Joachim Mutschler an: „Wollen wir hoffen, dass die Bahn ihre Zusage hält und die Ampelanlage noch in diesem Jahr fertig wird.“