Wer in Markdorfs Süden beim Bahnübergang das Verkehrsgeschehen im Kreuzungsbereich Ensisheimer Straße/Heggelinstraße/Bernhardstraße/Gutenbergstraße beobachtet, kann täglich erleben, wie Verkehrsregeln und -schilder nicht beachtet werden. Immer wieder gibt es auf der abknickenden Vorfahrtsstraße gefährliche Situationen. Und es hat Unfälle gegeben.

Dieses leidige Kapitel soll bis Jahresende geschlossen werden. Die Deutsche Bahn hat mitgeteilt und in Aussicht gestellt, dass das dortige Provisorium noch in diesem Jahr durch eine komplett neue Ampelanlage ersetzt wird.

Sinneswandel bei der Deutschen Bahn

Wie kommt es zu diesem Sinneswandel? Im Dezember vergangenen Jahres hat sich ein Verkehrsunfall ereignet, ein Radfahrer wurde schwer verletzt. Laut Beratungsunterlagen des Gemeinderates konnte die Deutsche Bahn davon überzeugt werden, „dass die Ampelanlage kurzfristiger als ursprünglich geplant erneuert werden muss“.

Das könnte Sie auch interessieren

In jüngster Gemeinderatssitzung am Dienstagabend in der Stadthalle wurde die Kunde wohlwollend aufgenommen.

Bürgermeister Georg Riedmann: „Nun kommt das, was wir uns immer gewünscht haben, eine Eins-zu-eins-Erneuerung der Ampelanlage, ...
Bürgermeister Georg Riedmann: „Nun kommt das, was wir uns immer gewünscht haben, eine Eins-zu-eins-Erneuerung der Ampelanlage, ohne ein langjähriges Planfeststellungsverfahren.“ | Bild: Stadt Markdorf

„Nun kommt das, was wir uns immer gewünscht haben, eine Eins-zu-eins-Erneuerung der Ampelanlage, ohne ein langjähriges Planfeststellungsverfahren“, sagte Bürgermeister Georg Riedmann. Das Engagement eines Ratsmitgliedes habe dazu beigetragen, ergänzte er. Gemeint war Stadtrat Rolf Haas, der eine Online-Petition initiiert hatte.

Das könnte Sie auch interessieren

„Ob der Termin bis Jahresende wirklich gehalten werden kann, liegt nicht allein an der Bahn“, erklärte Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess und verwies auf das Prozedere von Ausschreibung der Arbeiten, Firmenakquise und Materiallieferungen. Die neue bedarfsgesteuerte Ampelanlage werde 24 Stunden täglich im Dauerbetrieb sein. Hess erläuterte des Weiteren, dass die rote Radwegmarkierung in der Ensisheimer Straße bleiben werde, um den Radlern beispielsweise das Queren des Kreuzungsbereichs geradeaus Richtung Bernhardstraße zu erleichtern.

Im Februar 2021 hat die Stadt die Bahnkreuzung weiter entschärfen lassen: Im Asphalt der Bernhardstraße sind nun Schwellen, zwischen den ...
Im Februar 2021 hat die Stadt die Bahnkreuzung weiter entschärfen lassen: Im Asphalt der Bernhardstraße sind nun Schwellen, zwischen den Ampeln ist oben ein zweites Stoppschild angebracht. | Bild: Grupp, Helmar

Außerdem wird es laut Hess eine Ampelregelung für jene Radler geben, die von der Gutenbergstraße kommend nach links in die Ensisheimer Straße Richtung Bildungszentrum fahren: „Wenn die Radfahrer Grün haben, ist für alle anderen Rot.“

Archivbild vom Kreuzungsbereich beim Bahnübergang. Ein Autofahrer will von der Gutenbergstraße nach rechts in die Bernhardstraße ...
Archivbild vom Kreuzungsbereich beim Bahnübergang. Ein Autofahrer will von der Gutenbergstraße nach rechts in die Bernhardstraße abbiegen, Radfahrer wollen geradeaus. Falls die Radler im toten Winkel des Autofahrers sind, werden sie zu spät oder nicht gesehen. Künftig soll das per zusätzlicher Ampel für Radler geregelt werden. | Bild: Ganter, Toni

Stadtrat Arnold Holstein (Freie Wähler) sprach angesichts der aktuellen Verkehrsregelung mit zahlreichen Straßenmarkierungen und Schildern von einem „Riesenwirrwarr“. Für Radfahrer, die aus Richtung Bildungszentrum kommend von der Ensisheimer Straße geradeaus weiter in die Bernhardstraße wollen, gebe es immer wieder gefährliche Situationen, wenn Autofahrer nach rechts in Richtung Gutenbergstraße abbiegen wollen. Und Autos blockierten die Fahrradspur. Man müsse deshalb weiter an einer Lösung zur Verbesserung der Situation arbeiten.

Weitere Szene vom 16. August 2019: Dieser Transporter wechselt zum Abbiegen von der Geradeausspur nach rechts und schneidet ein ...
Weitere Szene vom 16. August 2019: Dieser Transporter wechselt zum Abbiegen von der Geradeausspur nach rechts und schneidet ein Auto (vom Transporter verdeckt), das auf der tatsächlichen Abbiegespur unterwegs ist. | Bild: Ganter, Toni

„Nicht die optimale Lösung, aber probieren wir es mal“, kommentierte Susanne Deiters Wälischmiller (Umweltgruppe). Stadtrat Uwe Achilles (SPD) befand: „Optimal ist relativ. Wichtig ist, dass die Ampelanlage wieder funktioniert.“ Bernhard Grafmüller (Umweltgruppe) sagte: „Die Autofahrer müssen sich daran gewöhnen, dass sie auf Fahrradspuren nichts zu suchen haben.“

Und noch eine Szene vom 16. August 2019: Der Fahrer dieses Campingwagens fährt von der Bernhardstraße kommend ohne anzuhalten an der ...
Und noch eine Szene vom 16. August 2019: Der Fahrer dieses Campingwagens fährt von der Bernhardstraße kommend ohne anzuhalten an der Stopp-Stelle vorbei in die Ensisheimer Straße. | Bild: Ganter, Toni

„Schön, dass wir bei diesem langjährigen Thema vorankommen“, befand Stadtrat Pfluger (CDU). Er sprach sich dafür aus, dass dann die nicht mehr notwendigen Straßenmarkierungen entfernet werden, damit es im Kreuzungsbereich für die Verkehrsteilnehmer wieder übersichtlicher wird.

Künftig Vorfahrt auf Bernhardstraße/Ensisheimer Straße wie früher

Die Verkehrsführung bei Inbetriebnahme der neuen Ampelanlage wird wieder so sein, wie vor dem Komplettausfall der früheren Ampelanlage. Das bedeutet: Die derzeit noch abknickende Vorfahrtsstraße auf der Achse Gutenbergstraße/Ensisheimer Straße wird aufgehoben. Stattdessen wird dann wieder Vorfahrt auf der Verkehrsachse Bernhardstraße/Ensisheimer Straße gelten.

3. April 2019: Im Süden der Stadt wird bei der Bahnkreuzung eine abknickende Vorfahrtsstraße auf der Verkehrsachse ...
3. April 2019: Im Süden der Stadt wird bei der Bahnkreuzung eine abknickende Vorfahrtsstraße auf der Verkehrsachse Gutenbergstraße/Ensisheimer Straße für den Verkehr freigegeben. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Außerdem soll die Einmündung der Eisenbahnstraße an der Gutenbergstraße verbessert werden. Dieser Bereich wird erweitert, damit längere Fahrzeuge wie Busse oder Sattelzüge, die vom Kreuzungsbereich kommen, nach rechts in die Eisenbahnstraße abbiegen können, ohne dass es Rückstaus bis in den beschrankten Gleisbereich gibt. Aus diesem Grund dürfen derzeit solche langen Fahrzeuge nicht nach rechts in die Eisenbahnstraße abbiegen, sondern müssen etwas weiter nördlich die parallel verlaufende Eugenienstraße nutzen.

Die Kostenschätzung

Laut Beratungsunterlagen des Gemeinderates ist für das Projekt neue Ampelanlage ein Betrag von rund 376 000 Euro netto veranschlagt. Davon 130 000 Euro für Tiefbauarbeiten, rund 100 000 Euro für die Ampelanlage. Für die Straßenbauarbeiten an der Eisenbahnstraße sind 80 000 Euro angesetzt. Die Planungskosten werden auf 16 000 Euro beziffert. Als Sicherungsleistungen während der Bauphase sind rund 50 000 Euro vorgesehen.

Auf die Stadt Markdorf entfallen die Hälfte der veranschlagten Kosten: 188 000 Euro netto, zuzüglich Mehrwertsteuer sind das dann 224 000 Euro. Im städtischen Haushalt sind knapp 216 000 Euro für das Vorhaben eingestellt. Der Gemeinderat hat am Dienstagabend beschlossen, den noch fehlenden Betrag – überplanmäßige Ausgaben genannt – zur Verfügung zu stellen.