Es hat fast fünf Jahre gedauert. So lange lag der Antrag der Freien Wähler vor. So lange wünschen die sich einen Seniorenbeauftragten für die Stadt. Nun hat der Gemeinderat dem Antrag in seiner vergangenen Sitzung einstimmig stattgegeben. Die Stadt wird die Stelle eines, einer ehrenamtlich arbeitenden Seniorenbeauftragten ausschreiben. Möglich, aber nicht sicher sei, dass daraus nach etwa anderthalb Jahren eine hauptamtliche Stelle werde. Das erklärte Bürgermeister Georg Riedmann im Laufe der Beratung. Aus seiner Sicht sei dies derzeit „noch vollkommen offen“.
Politische Unterstützung sei von der FDP gekommen, administrative aus dem Rathaus. Besonders bei Bürgermeister Riedmann wollte sich FW-Stadträtin Sandra Steffelin bedanken, als sie für ihre Fraktion den Antrag zum Thema Seniorenbeauftragter vorstellte.
Mehrgenerationenhaus leistet Unterstützung

Neben Verwaltung und Freien Demokraten habe das Projekt unterdessen noch weiteren Beistand gefunden, so Steffelin. Vom Leitungsteam des Mehrgenerationenhauses (MGH) sei der Vorschlag gekommen, das Aufgaben und Tätigkeitsfeld eines städtischen Seniorenbeauftragten durch Studierende betrachten beziehungsweise analysieren zu lassen. Sodass sich daraus erste Anhaltspunkte über Situation und Bedürfnislage der Markdorfer Senioren ergeben.
In der Februar-Sitzung des Gemeinderat hatte Martin Diez, hauptamtlicher Senioren- und Integrationsbeauftragter der Stadt Ravensburg seine Arbeit vorgestellt. Er hatte auch zunächst eine gründliche Analyse empfohlen. Nur so ließen sie die besonderen Bedürfnisse der Älteren in der Stadt ermitteln, war Diez‘ Argument. Geraten hatte er außerdem auch dazu, dass die Untersuchungen möglichst von kompetenten Leuten mit einem sozialpädagogischen Hintergrund angestrengt werden sollten.
Stadträte warnen vor Doppelstrukturen
CDU-Stadtrat Simon Pfluger begrüßte die Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus. Dort verfüge man über langjährige jahrelange Erfahrungen im Umgang mit Senioren. Pfluger warnte jedoch davor, „Doppelstrukturen“ zu schaffen. Ganz ähnlich argumentierte auch Uwe Achilles. Der SPD-Stadtrat verwies auf mögliche Überschneidungen mit den Arbeitsfeldern des städtischen Integrationsteams, mit dem sozialen Sachgebieten in der Verwaltung, aber auch mit den Aufgaben des Jugendreferats und des Behindertenbeauftragten. Im Übrigen pochte er darauf, dass in der bis zum Sommer dauernden Phase des studentischen Projekts seitens der Verwaltung Überlegungen zur organisatorischen Struktur der neuen Funktion geleistet würden.
Susanne Deiters Wälischmiller (Umweltgruppe) hatte zuvor angeregt, die Aufgaben des Seniorenbeauftragten beziehungsweise Demografiebeauftragten nicht bloß auf die Senioren zu beschränken. Überhaupt, so Deiters Wälischmiller, sei es durchaus nicht so, dass alle Älteren unselbstständig würden. „Ich kenne viele, die nicht tüttelig sind und bis ins hohe Alter qualifiziert bleiben.“
FDP sieht Investition in die Zukunft
Rolf Haas (FDP) legte den Schwerpunkt trotzdem auf die Senioren. Er stützte sich auf Zahlen des Statistischen Landesamtes. Danach „wird Markdorf immer älter“. Insofern sei es völlig falsch beim Seniorenbeauftragten sehr aufs Geld zu schauen. „Dafür ist die Aufgabe viel zu wichtig“, so Haas. Investitionen in die Professionalität seien überaus sinnvoll.
Von einem „niederschwelligen Einstieg“ sprach Dietmar Bitzenhofer, von „kleinen Anfängen“, aus denen sich Großes für die Stadt entwickeln könnte, sprach Arnold Holstein, beide Freie Wähler. Bitzenhofer warnte davor, bereits im Vorfeld „alles zu zerpflücken“. Beim Streit darüber, ob Markdorf nun einen Demografiebeauftragten bekommen sollte, wie ihn sich Susanne Deiters Wälischmiller und anfangs auch Christiane Oßwald (Umweltgruppe) gewünscht hatten – oder doch einen Seniorenbeauftragten, für den sich Kerstin Mock (CDU) aussprach, ebenso wie Bernhard Grafmüller (Umweltgruppe). Sein Argument: „Senioren sind Menschen, Demografie ist eine Wissenschaft.“