Die Babyboomer kommen ins Rentenalter. Und Markdorf will darauf reagieren, wenn auch am Fuß des Gehrenbergs aufgrund niedriger Geburtenraten seit den 1970er Jahren bei gleichzeitig angewachsener Lebenserwartung der Seniorenanteil ansteigt. Vergangenen Juni hat der Gemeinderat beschlossen, die Stelle eines ehrenamtlichen Seniorenberaters einzurichten. Zunächst mit zeitlicher Befristung, die nach anderthalb Jahren aufgehoben, also entfristet werden könnte, sofern die geplante „Koordinationsstelle Leben im Alter“ sich bis dahin bewährt hat.

Senioren-Themen satt

Was sind die Aufgaben dieser Stelle? Sie sollte eine „verständliche und gut strukturierte Datensammlung“ zu seniorenrelevanten Belangen erstellen und das bereits laut Verwaltung „in Fülle“ vorhandene ehren- oder hauptamtlich geleistete Beratungsangebot für Senioren zusätzlich bereichern. Sie sollte auch dazu verhelfen, dass die Markdorfer Senioren ihre eigenen Interessen stärker in die kommunalpolitische Diskussion einbringen können und wahrgenommen werden.

Das Markdorfer Mehrgenerationenhaus ist schon eine Anlaufstelle für Senioren, denen hier während des ersten Corona-Lockdowns im ...
Das Markdorfer Mehrgenerationenhaus ist schon eine Anlaufstelle für Senioren, denen hier während des ersten Corona-Lockdowns im vergangenen Jahr die Stadtkapelle aufspielt | Bild: Jörg Büsche

Als weitere Erfolgsfaktoren könnten gelten: dass sich deutlich mehr Menschen zu Wort melden als bisher und dass die Sprechstunden und die Schnittstellen zum schriftlichen Austausch eine rege Nutzung finden. Dies alles sieht die Vorlage der Verwaltung vor, die nun im Gemeinderat vorgestellt wurde.

Ehrenamt oder doch besser Profi?

Es warte eine Vielzahl von Aufgaben auf den Markdorfer Seniorenbeauftragten – ob der das denn im Ehrenamt auch zu leisten vermöchte, fragte FW-Rat Markus Gantert. Gefragt wurde Martin Diez, der hauptamtliche Senioren- und Integrationsbeauftragten der Stadt Ravensburg, der in der Gemeinderatssitzung virtuell zugeschaltet war. Und Diez riet in Anbetracht der gerade am Anfang großen Aufgabenfülle der Koodinationsstelle eher zum Klotzen als zum Kleckern, weil sinnvolle Investitionen in die Senioren-Arbeit langfristige Erträge versprächen.

Das könnte Sie auch interessieren

Für Nicht-Profis in diesem Bereich sei es keineswegs einfach, das soziale Gefüge einer Stadtgesellschaft und die Bedürfnisse angemessen zu analysieren – und dann daraus auch die richtigen Schlüsse zu ziehen. Mit entsprechendem sozialpädagogischem Hintergrund falle das schon leichter, sagte Diez.

Da wehrt sich der Bürgermeister

Keineswegs zufrieden mit dem Markdorfer Angebot für Senioren zeigte sich FW-Stadtrat Arnold Holstein. Seine Recherchen im Internet hätten eher „in Sackgassen“ geführt als zu vielversprechenden Angeboten. Überhaupt bedauere er das wiederholte Scheitern des Antrags seiner Fraktion zum Thema Seniorenbeauftragter.

Das könnte Sie auch interessieren

In dieselbe Kerbe schlug Rolf Haas (FDP): „Fünf Jahre lang ist da nichts passiert.“ Was ihm den Rüffel Georg Riedmanns einbrachte. Der Bürgermeister verwahrte sich dagegen, dass Haas die „Arbeit des Gemeinderates auf peinliche Art desavouiere“, also öffentlich bloßstelle. „Meine Vorwürfe wenden sich nicht gegen das Gremium, sondern gegen Sie als dessen Vorsitzenden“, gab Haas ebenso energisch zurück. In der nächsten Sitzung des Gemeinderates am 16. März soll das Thema nochmals auf die Tagesordnung kommen.