Elke Castner blickt wie so viele andere Menschen in diesen Tagen fassungslos auf die Nachrichten, die sie aus der Ukraine erreichen. Die Markdorfer Kunst- und Familientherapeutin, die derzeit in Leipzig arbeitet, hat enge Verbindungen in das Land. 2016 war sie mit der Organisation 'Start International' zwei Wochen ehrenamtlich vor Ort in der Ostukraine und hat in Camps nahe der russischen Grenze Kinder und Jugendliche aus Kriegsregionen betreut.
Aus dieser Zeit sind kollegiale Beziehungen und Freundschaften entstanden. „Es ist unvorstellbar, dass die Kinder nun das Selbe wieder durchmachen müssen“, sagt Castner, die in ständigem Kontakt mit Menschen in der Ukraine steht. „Keiner hätte gedacht, dass sie wieder in eine solche Situation kommen.“
Markdorfer finanzieren Schulungen mit Spenden
Ihre Aufgabe vor sechs Jahren war es, mit künstlerisch-pädagogisch-therapeutischen Ansätzen die Kinder, die von ihren Kriegserfahrungen traumatisiert waren, zu stabilisieren und ihre Resilienz zu fördern. Zum anderen wurden vor Ort arbeitende ehrenamtliche Mitarbeiter geschult. Einige Markdorfer haben die Arbeit von Elke Castner finanziell unterstützt und so war es möglich, Schulungen für traumatherapeutische und traumapädagogische Kunsttherapie mit Kindern und Jugendlichen machen zu können.
Von 2017 bis 2019 fanden 30 Seminare in zwölf Städten statt. „Die Kolleginnen, die wir ausbildet haben, konnten gute Arbeit leisten“, sagt Castner und möchte so eine Rückmeldung geben, wie wichtig es gewesen sei, dieses Projekt finanziell und mit kunsttherapeutischen Material wie Stifte, Papier und Ton zu unterstützen.
Unterstützung aus der Ferne mit Videobotschaften
Eigentlich sollte Elke Castner Anfang Februar zu einer Schulung nach Kiew fliegen, ihre Reise musste sie dann allerdings wegen einer Corona-Erkrankung absagen. Die Kollegen, die aktuell in der Ukraine tätig sind, werden von ihr mit Videobotschaften unterstützt, um fachlich und auch menschlich angebunden zu sein. „Helping others is helping myself“ (andern zu helfen, hilft mir), schrieb ihr eine Psychologin aus Kiew. Die Camps sind mittlerweile geräumt, die Kinder zurück in ihren Heimatgebieten.
In der ukrainischen Hauptstadt sei die Lage Anfang der Woche noch ruhig gewesen, berichtet Elke Castner, die sofort bereit wäre, geflüchtete Menschen an der Grenze abzuholen und aufzunehmen.
„Es möchten aber nicht alle fliehen“, berichtet sie aus Gesprächen – und es können auch nicht alle fliehen. „Viele sind schon einmal von der Ost- in die Westukraine geflüchtet“, so Castner. Sie möchte sich nun um die Kinder kümmern, die in nch Deutschland kommen und in Flüchtlingsunterkünften untergebracht werden. Sie möchte ihnen wieder Hoffnung schenken.