Das „Ja“ kommt ohne Zögern. Für Dr. Christoph Bücheler, Facharzt im Gesundheitszentrum, steht fest, dass er sich bei der Impfstrategie von Bund und Ländern einbinden lassen will. Bücheler muss auch nicht lange überlegen, wenn er nach den Vorteilen der Impfung in der Hausarzt-Praxis gefragt wird. „Der Hausarzt kennt seine Patienten – er ist mit ihrer Krankheitsgeschichte vertraut.“ Demgegenüber sehe das Personal in den Impfzentren die Patienten zum ersten Mal. Und auch das führe zu unnötigem Mehraufwand, zu zusätzlichen Fragen. Sodass sich die gesamte Prozedur recht lange hinziehe.

Hält die Corona-Impfung durch die Hausärzte für überaus sinnvoll: Doktor Christoph Bücheler.
Hält die Corona-Impfung durch die Hausärzte für überaus sinnvoll: Doktor Christoph Bücheler. | Bild: Jörg Büsche

„Bei uns wird das erheblich schneller gehen“, erklärt Bücheler. Durch die regelmäßigen Influenza-Impfungen besäßen die niedergelassenen Ärzte eine große Routine. Und selbst wenn der Aufwand bei der Corona-Impfung etwas größer sein sollte, sei keinesfalls mit der im Impfzentrum üblichen Stunde zu rechnen.

Hausärzte haben Routine beim Impfen

Klar sei den Ärzten ja schon länger, dass sie beteiligt werden an der Impfkampagne gegen Corona. „Das war ja schon den Zeitungen zu entnehmen“, erklärt Dr. Burkard Hole, Internist im Ärztehaus an der Bahnhofstraße. Unklar sei indes gewesen, ab wann und in welchem Umfang sie zum Einsatz kommen sollen.

Wünscht sich mehr öffentliche Information zum Impfprogramm: Doktor Burkard Hole.
Wünscht sich mehr öffentliche Information zum Impfprogramm: Doktor Burkard Hole. | Bild: Jörg Büsche
Gegen den Egoismus Einzelner helfe wohl nur der neue Lockdown, findet Ärztin Anne Keßler. Bild: Jörg Büsche
Gegen den Egoismus Einzelner helfe wohl nur der neue Lockdown, findet Ärztin Anne Keßler. Bild: Jörg Büsche | Bild: Jörg Büsche
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Verwundert zeigt sich Dr. Anne Keßler, Fachärztin für Allgemeinmedizin in der Praxisgemeinschaft Kettner, Grieb, Keßler im Ärztehaus. Vor der Corona-Impfung soll es für die Hausärzte spezielle Vorgaben geben. „Impfungen sind für uns doch nichts Neues“, sagt sie, „wir schaffen es ja auch, in einem Vierteljahr 90 bis 95 Prozent unserer impfwilligen Patienten gegen die Grippe zu impfen.“ Den Medizinern nun neue Vorschriften zu machen und mehr Bürokratie aufzubürden, sei aus ihrer Sicht denkbar überflüssig.

Risikogruppen kommen zuerst

„Die Impfung ist das Gebot der Stunde“, sagt Christoph Bücheler. Vor diesem Hintergrund kann ihn die Aussicht auf die für die Niedergelassenen derzeit vorgesehenen 20 Impfdosen pro Woche kaum zufriedenstellen. Muss er die doch auf 100 bis 200 Patienten zu verteilen, die innerhalb seiner Patientenschaft zu einer der Risikogruppen gehören. Fest steht für den Arzt allerdings schon jetzt, „dass ich mich streng an die Priorisierungsliste halten werde“. Das heißt, jene Patienten mit dem höchsten Risiko werden bei ihm auch als erste geimpft – „und ganz bestimmt nicht die, die am lautesten schreien“.

Hofft auf mehr Covid-19-Impfstoff für die niedergelassenen Ärzte: Doktor Christopher Berger.
Hofft auf mehr Covid-19-Impfstoff für die niedergelassenen Ärzte: Doktor Christopher Berger. | Bild: Jörg Büsche

Hoffen auf mehr Impfstoff

„Wir hoffen natürlich, dass es mehr werden“, sagt Dr. Christopher Berger, Internist im Gesundheitszentrum. Von den Markdorfer Hausärzten habe jeder rund 1000 Patienten. „Bei zwei Impfungen pro Patient würde es dann 100 Wochen dauern, bis wir mit allen durch sind“, malt Berger das denkbar ungünstigste Szenario aus.

Informationen zu den vorgesehenen Abläufen habe er bisher kaum erhalten, berichtet Christoph Bücheler. „Das ist alles sehr, sehr übersichtlich“, was die kassenärztliche Vereinigung an ihn und seine Kollegen verschickt habe. Näheres wisse im Moment noch keiner. Und was aus der Politik zu hören sei, tauge kaum zur besseren Orientierung. „Nicht, wenn im Tages-Rhythmus neue Wünsche geäußert werden“, so Bücheler.

Corona-Impfung bringt Mehraufwand für die Praxen

Sicher ist schon jetzt, dass die Corona-Impfungen für die niedergelassenen Ärzte mit einem erheblich höheren Aufwand verbunden sein werden als die sonst üblichen Impfungen. Es müssen spezielle, zusätzliche Impfsprechstunden eingeplant werden. Und jedem Patienten muss ein Aufklärungsbogen vorliegen. Zwingend ist auch ein Aufklärungsgespräch. Und die Ärzte müssen ihre Impfvorgänge ans Paul-Ehrlicher-Institut beziehungsweise das Robert-Koch-Institut weiterleiten. „All das kostet zusätzliche Zeit“, sagt Berger. Insgesamt aber zeigt er sich zuversichtlich. „Es gibt ja schon Modellversuche“, sagt der Arzt, „Modellversuche mit sehr guten Rückmeldungen.“

Auch die Hausärzte im Markdorfer Ärztehaus beteiligen sich an der Covid-19-Impfkampagne.
Auch die Hausärzte im Markdorfer Ärztehaus beteiligen sich an der Covid-19-Impfkampagne. | Bild: Jörg Büsche

Wie mit immobilen Patienten umgehen?

Ungewissheit herrsche indes bisher, wie die Mediziner verfahren sollen, wenn sie ihre Patienten zu Hause aufsuchen, um sie dort zu impfen. „Müssen wir dann eine halbe Stunde beim Patienten sitzen bleiben?“ Da fehle es noch nach rechtlichen Regelungen, bedauert Doktor Berger. Noch hoffe er, „dass wir bei unserer Arbeit nicht zu viele Steine in den Weg gelegt bekommen“. Die zahlreichen Unwägbarkeiten machten, „dass wir nur auf Sicht fahren können“. Mittel- oder gar langfristiges Planen sei den Ärzten bislang kaum möglich. Zu rasch sei die Abfolge der politischen Beschlüsse und Entscheidungen. „Dabei haben wir hinreichend Manpower in unserem Gesundheitssystem – und auch mit der Logistik sieht es gut aus“, erklärt Christopher Berger.

Wenig optimistisch klingt Bücheler. Sein Angst ist, „dass wir niedergelassenen Ärzte nur das bekommen, was in den Impfzentren übrig bleibt.“ Aus seiner Sicht liegt der Schwerpunkt nach wie vor bei den Impfzentren und nicht bei den hausärztlichen Praxen. Obwohl die aus strukturellen Gründen weitaus schneller arbeiten könnten.

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Beide Impfverfahren im Auge behalten

Und trotzdem empfehlen Anne Keßler und ihr Kollege Burkard Hole ihren Patienten, sich beide Wege offen zu halten: sowohl den Praxisbesuch wie auch den Gang zum Impfzentrum. Insgesamt hätte sich Hole mehr öffentliche Informationen gewünscht: „Sehr viele rufen bei uns an und wollen wissen, wann sie denn endlich an die Reihe kommen“, berichtet er. Alle in Markdorf befragten Ärzte beklagen das schlechte Informationsmanagement. Aber alle betonen, dass sie sich bei ihren Impfungen streng an die vorgegebene Prioritätenliste halten werden.