Die Stadt zieht die Notbremse und verschiebt die Baumaßnahme am Latscheplatz. Eigentlich hätten die Bauarbeiten zum Umbau des Platzes und des Kreuzungsbereiches zwischen Stadtgraben, Bussenstraße und Hauptstraße am Donnerstag beginnen sollen. Angekündigt hatte die Stadtverwaltung die Vollsperrung des Kreuzungsbereiches Bussenstraße/Stadtgraben in beide Richtungen ab dem 14. Oktober – und dies erst kurzfristig im Amtsblatt am vergangenen Freitag.

Händler gingen auf die Barrikaden

Die Baumaßnahme, die auch den Bau eines Kreisverkehrs an der Stadthalle umfasst, wird nun aber erst im nächsten Jahr angegangen werden. Die Stadtverwaltung hatte kurzfristig am Montag einen Rückzieher gemacht. Offenbar hatten sich übers Wochenende mehrere Innenstadthändler vehement bei der Verwaltung beschwert. Wie es denn sein könne, dass der Kreisverkehr während der Vorweihnachtszeit gebaut werden solle, heißt es in einer Wortmeldung, die der Redaktion vorliegt. „Kann man noch mehr tun, um die Altstadt und Markdorf insgesamt abzuhängen“, fragt der Händler. Er habe bereits an Bürgermeister Georg Riedmann geschrieben, ob man den Start der Baumaßnahme zumindest in die zweite Januarhälfte verlegen könne.

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In ähnlicher Form hatten sich auch mehrere andere Einzelhändler an die Stadtverwaltung gewandt, berichtet Roy Maihöfer vom Modegeschäft Fashion by E. Die Händler hätten sich seit Freitag mehrere Male zusammengesetzt und die Situation diskutiert. Einig seien sie sich gewesen, dass man das Vorgehen der Stadtverwaltung nicht gut gefunden habe. „In Zukunft würden wir solche Pläne gerne früher erfahren und vor allem, dass man mit uns Händlern spricht, statt über unsere Köpfe hinweg zu entscheiden“, so Maihöfer.

Dieser gesamte Bereich zwischen Hauptstraße, Stadtgraben und Marktstraße soll zu einem gemeinsamen Verkehrsraum für Fußgänger, Radfahrer ...
Dieser gesamte Bereich zwischen Hauptstraße, Stadtgraben und Marktstraße soll zu einem gemeinsamen Verkehrsraum für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer umgebaut werden. Damit soll auch eine bessere Anbindung der Altstadt mit den neuen Geschäftszentren in der Hauptstraße geschaffen werden. | Bild: Ganter, Toni

Grundsätzlich hätten sie vielleicht auch mit einer Vollsperrung bis Jahresende leben können, sofern die mit genügend zeitlichem Vorlauf angekündigt worden wäre. „Denn dann hätten wir zwei oder drei Monate Zeit und könnten uns in dem gesperrten Bereich schöne Aktionen einfallen lassen, um den Handel und die Weihnachtszeit zu beleben.“ Diesmal hätten alle Händler an einem Strang gezogen, berichtet Maihöfer. Als er im Bürgermeisterbüro nachgefragt habe, sei ihm mitgeteilt worden, dass schon „ein ganzer Haufen E-Mails“ eingegangen sei.

Kehrtwende folgt bereits am Montagvormittag

Postwendend folgte am Montagvormittag die Kehrtwende der Stadt: In einer E-Mail an die Einzelhändler, die mit der Anrede „Liebe Geschäftsleute“ beginnt, informiert Lucie Fieber, Geschäftsführerin des Standortmarketingvereins Markdorf Marketing, die Händler über den Stopp der Baustellenpläne. „Die Baustelle am Stadtgraben lässt sich, Gott sei Dank, ins nächste Jahr verschieben“, heißt es in der E-Mail.

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In die Baustellenplanung fürs kommende Jahr sollen die Händler nun mit einbezogen werden. Offenbar möchte die Stadtverwaltung damit einen weiteren Entrüstungssturm aus der Geschäftswelt vermeiden. „Noch heute“, so Fieber in ihrer E-Mail, brauche sie eine Rückmeldung, „welcher Zeitraum am ehesten für Sie verkraftbar ist“. Die Einzelhändler sollten sich dafür online in eine Doodle-Liste eintragen, die zwei Zeiträume für die Bauarbeiten zum Umbau des Stadtgraben-/Latscheplatzbereiches vorsieht. Dabei war allerdings keineswegs mehr die Rede von einem Baustart zu Beginn des nächsten Jahres: Denn zur Wahl gestellt wurden nun die Zeiträume März/April oder Juni/Juli 2022 – jeweils abhängig von der Wetterlage.

Am oberen Ende des Stadtgrabens, im Kreuzungsbereich zwischen Bussenstraße (links) und der Stadthalle soll ein Kreisverkehr gebaut werden.
Am oberen Ende des Stadtgrabens, im Kreuzungsbereich zwischen Bussenstraße (links) und der Stadthalle soll ein Kreisverkehr gebaut werden. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Dass Fieber mit ihrer dringlichen Rundmail bei den Händlern offene Türen einrennen würde, zeigte sich bereits am Montagmittag: Gegen 12.30 Uhr hatten sich schon sechs Geschäftsleute in die Doodle-Liste eingetragen. Und deren Votum ist eindeutig. Fünf der sechs Akteure sprechen sich für eine Umsetzung der Baumaßnahme im Frühjahr aus, also im Zeitraum März/April: Die Rechtsanwaltskanzlei Kiefer, das Restaurant Untertor, der Frisör Kamm in, Uhren und Schmuck Wielath und die Metzgerei Seitz. Später kamen noch die Buchhandlung und die Parfümerie Strauch hinzu. Lediglich Michaela Maihöfer von Fashion by E. hatte bis dahin für den Zeitraum Juni/Juli votiert.

Der Stadtgraben, hier der untere Bereich an der B-33-Ortsdurchfahrt gehört zu den meistbefahrenen Innenstadtstraßen in Markdorf. Bislang ...
Der Stadtgraben, hier der untere Bereich an der B-33-Ortsdurchfahrt gehört zu den meistbefahrenen Innenstadtstraßen in Markdorf. Bislang haben dort die Autofahrer Vorrang. Das soll sich nach dem Umbau ändern. | Bild: Wex, Georg

Auf Anfrage betonte Bauamtsleiter Michael Schlegel, dass die Stadt künftig bei Innenstadtbaumaßnahmen die Händler rechtzeitig zuvor anhören werde. Schlegel bestätigte, dass im Rathaus zahlreiche Einwendungen eingegangen seien. „Da war klar für uns, dass diese Baumaßnahme in diesem Jahr nicht mehr umgesetzt wird“, so Schlegel. Für die Stadt habe es kurzfristig ein Zeitfenster gegeben, deshalb sei die Baustelle so kurzfristig auf die Agenda gesetzt worden. Nun müsse man schauen, dass man im kommenden Jahr einen günstigen Zeitraum finde. Er hätte den Juni und Juli favorisiert, so Schlegel. Nachdem die Händler aber einen früheren Termin befürworten, werde die Stadt diesen prüfen.