Verwunderung und Überraschung im pandemiebedingt sehr kleinen Publikum gleich zu Beginn des SÜDKURIER-Podiums im Markdorfer Bahnhofsgebäude: Lediglich vier der fünf erwarteten Kandidaten sind dabei. Moderator und Redaktionsleiter Helmar Grupp erklärt, dass Heike Padberg aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen könne.
Die Bewerberrunde bietet genügend Potenzial für eine knackige und teils kontroverse Diskussionsrunde: ein bedachter Amtsinhaber Georg Riedmann, ein wohlwollend-väterlich wirkender Klaus Schultz, ein dann und wann herausfordernder Markus Lauffer und ein sich dynamisch präsentierender Alexander Kauderer.

Amtsinhaber Georg Riedmann über die Motivation zur zweiten Kandidatur
Warum sich Georg Riedmann für eine zweite Kandidatur entschieden hat, obwohl viele große Projekte angestoßen aber noch nicht verwirklicht sind? Zumal bei Gegenwind etwa bei der künftigen Nutzung Bischofschloss oder Südumfahrung? Weil er „die eben angesprochenen Projekte unbedingt fortsetzen möchte und gemeinsam mit der Bevölkerung, Gemeinderat und meiner Verwaltung vollenden möchte“, erklärt der Amtsinhaber.

Er wolle die weitere Entwicklung der Stadt voranbringen. Die Vorhaben Bischofschloss und Südumfahrung seien „aktuell auf einem sehr guten Weg“. Die Situation beim Bischofschloss sei 2018 kontrovers gewesen, die „Bevölkerung habe sich in eine gewisse Spaltung hineindiskutiert“. Der Bürgerbeteiligungsprozess 2019 habe „ganz hervorragend geholfen, uns auf einen guten Weg zu bringen“. Das Thema Südumfahrung sei nicht mehr in Händen des Bürgermeisters, sondern ein Thema des Landratsamtes und des Kreistags.
Warum Markus Lauffer Amtsinhaber Georg Riedmann kritisiert
Markus Lauffer hatte bei der offiziellen Kandidatenvorstellung in der Stadthalle Amtsinhaber Riedmann kritisiert: Es herrsche Stillstand im Städtle. Was er besser machen würde? Er habe sich in Gesprächen mit Bürgern informiert, Protokolle von Gemeinderatssitzungen sowie teils Riedmanns Reden gelesen, antwortet Lauffer.

„Die Bürger haben schon eine gewisse Unzufriedenheit gerade beim Bischofschloss von sich gegeben. Es gab viele Stimmen, dass vieles zwar angestoßen wird, aber einfach nicht umgesetzt wird“, sagt er. „Alles dauert viel zu lange.“ Riedmann entgegnet, er nehme Lauffer gerne mit auf einen Spaziergang durch Markdorf, um aufzuzeigen, dass tatsächlich so einiges bewegt und verwirklicht worden ist.
Wie Alexander Kauderer die Entwicklung des Städtles sieht
„Ich bin Markdorfer mit Herz und Seele“, sagt Alexander Kauderer. „Ich habe in 14 Jahren als Unternehmer und Einzelhändler hautnah erlebt, was die Menschen bewegt.“ Er kenne Markdorf in- und auswendig, er wisse, was die Menschen wollen. „Ich will nicht in die Vergangenheit zurückblicken, ich will nach vorne schauen“, beantwortet er die Frage nach seiner Einschätzung der Entwicklung der Stadt unter Georg Riedmann. „Ein Generationswechsel tut Markdorf sicherlich gut, um da frischen Wind reinzubringen.“ Er wolle die Dinge dynamisch angehen.
So schätzt Wahl-Mannheimer Klaus Schultz die Situation in seiner Geburtsstadt Markdorf ein
Klaus Schultz, der vor rund 40 Jahren aus Markdorf weggezogen ist, hat die Entwicklung seiner Geburtsstadt durchaus mitverfolgt. „Es wäre ja schlimm und ein schlechtes Zeugnis der vergangenen Bürgermeister, wenn sich gar nichts entwickelt hätte.“

Dann kommt der Familienmensch, der väterlich-wohlwollende Schultz durch: „Was Markdorf fehlt, ist ein bisschen mehr Herz, ein bisschen mehr Wärme. Und vielleicht ein bisschen mehr Herzblut von jemand, der hier geboren ist.“ Er glaube schon, dass das ein Vorteil ist: „Den einen oder anderen kennt man einfach.“ Er habe zugehört und wisse, „was sich viele wünschen“. Das Thema Verkehr muss mach seinem Dafürhalten intensiv behandelt werden: Verkehr möglichst raus aus der Innenstadt, mehr für Fußgänger und Radfahrer sowie Gleichberechtigung von Verkehrsteilnehmern erreichen.

Markus Lauffer befindet beim Thema Verkehr ebenfalls, dass möglichst viel davon raus aus der Stadt muss. Und: „Jeder spricht von der Südumfahrung. Wovon wenige sprechen, ist, dass die Bundesstraße den Ort teilt.“ Die Bundesstraße müsse raus. Daran müsse man die nächsten 20, 30 Jahre arbeiten, damit „die Stadt wieder zusammenwächst“.
Autofreie Innenstadt? Das sagt der ehemalige Einzelhändler Alexander Kauderer
Es brauche ein verkehrliches Gesamtkonzept, um ganz Markdorf zu entlasten, sagt Alexander Kauderer. Da seien eine autofreie Innenstadt und die Südumfahrung Teilprojekte.

„Jetzt müssen Bermatingen, Salem und auch Kluftern ganz schnell an den Tisch geholt werden, um die verkehrliche Entlastung zu erreichen.“ Um damit auch gerne genutzten Schleichwegen entgegenzuwirken. Der Markdorfer Süden müsse besser angebunden werden, durch eine Unterführung bei den Bahngleisen.
So wollen die Kandidaten die Bürger beim Verwirklichen von Visionen einbinden
- Klaus Schultz hält mit pragmatischem Ansatz viel davon, erst einmal nachzufragen, was denn die Bürger und Einwohner wollen. „Dann überlegen, ein Konzept erarbeiten und in einem demokratischen Diskurs verwirklichen. Sonst besteht die Gefahr, dass an der Bürgerschaft vorbeigeplant wird. Das sollte nicht passieren.“
- Georg Riedmann: „Wir werden das so machen wie bei allen großen Projekten in der Vergangenheit.“ Also schon zu Beginn der Prozesse die Bürger einladen. „Wir sammeln die Impulse, verarbeiten sie, kanalisieren sie, diskutieren mit dem Gemeinderat. Und im zweiten Schritt wird‘s dann konkreter gemacht.“
- Markus Lauffer möchte „alle abholen, in leichter Sprache, damit das jeder versteht“. Die öffentlichen Gemeinderatssitzungen sollten gestreamt werden, damit sich jedermann von daheim aus informieren kann. „Es gibt doch eine gewisse Hemmschwelle, ins Rathaus, in den Sitzungssaal oder in die Stadthalle zu gehen.“ Es gehe darum, Themen bürgernah zu gestalten, damit diese sich wohlfühlen und tatsächlich abgeholt werden.
- Natürlich will auch Alexander Kauderer die Bürger bei großen Themen und Projekten einbinden – etwa durch Bürgerbefragungen – damit deren Ideen zum Zuge kommen können. „Die Bürgerschaft muss erhört werden“, sagt er. Bei kleineren Dingen hält Kauderer das nicht für zielführend, da müsse schnell entschieden werden können.
Auf den knapp eineinhalbstündigen „absoluten Parforceritt durch alle möglichen großen Markdorfer Themen, Befindlichkeiten und Stimmungslagen“, wie es Moderator und Redaktionsleiter Helmar Grupp formuliert, „gibt es als Kontrast zu den harten, trockenen Themen eine nette Abschlussrunde“. Es werden untypische Fragen gestellt, auf die spontan zu antworten ist.

Die Antworten aus der Abschlussrunde
Das sind alle Kandidaten für die Bürgermeisterwahl
Amtsinhaber Georg Riedmann tritt wieder an, ein Interview mit ihm finden Sie hier
- Heike Padberg: einmal im Porträt und hier im Interview
- Klaus Schultz: Hier gibt es ein Porträt, das Interview hier
- Markus Lauffer: Hier ist das Porträt über den Kandidaten, das Interview hier
- Alexander Kauderer: hier das Porträt des Kandidaten, hier im Interview
- Außerdem bewirbt sich Vielfachbewerber Samuel Speitelsbach