Markdorf – „Es ist nicht viel Aufwand, gemessen an dem, was man erzielt“, sagte Thomas Rösler, auf die Arbeit für den Bühnenaufbau für die etwa einstündige Kampagne „Rising up!“ angesprochen, die Katja Eberle Wochen zuvor geplant und organisiert hatte. Das Engagement wurde mit dem Kommen von rund 150 Frauen, Mädchen und einigen wenigen Männern belohnt. Sie hatten sich auf dem Marktplatz versammelt, um der Opfer zu gedenken und vor allem ein Zeichen zu setzen und aufzustehen gegen die Gewalt gegen Frauen.

Veronika Wäscher-Göggerle, Frauen- und Familienbeauftragte des Landkreises, freute sich denn auch über dieses bereits zweite Engagement nach der Premiere 2023, obwohl Valentinstag und Aschermittwoch auf den „V-Day“ fielen, und sie erläuterte den Hintergrund der Aktion. „Wir wollen gemeinsam ein Zeichen setzen gegen Gewalt und uns für Menschenrechte stark machen.“ An jedem dritten Tag werde eine Frau ermordet und jede Stunde werde eine Frau Opfer häuslicher Gewalt, machte sie das Unfassbare an den erschreckenden Zahlen deutlich. Gute Möglichkeiten der Hilfe gebe es im Landkreis durch die Awo mit ihrem Frauen- und Kinderschutzhaus und der Fachberatungsstelle „Morgenrot“, die mit einem Infostand vor Ort waren und den Interessierten Infomaterial anboten. Sie forderte auf: „Lassen Sie uns hinsehen, wenn Frauen und Mädchen von Gewalt betroffen sind!“

Beim zweiten „Rising up“ machten einige Teilnehmerinnen mit, wie Katja Eberle herausfand. Deshalb wurde ihre Choreografie, die viele schon vorab in Vereinen oder Tanzschulen oder mit Anleitung aus dem Netz gelernt hatten, erst einmal geprobt, um danach zu Musik vom Band, dann aber mit Sängerin Celine Soleil (Müller) aus Tettnang zu tanzen. Diese sprang spontan für die erkrankte Brigitte Rösler ein und hatte nur drei Tage Zeit, das für sie komplett neue Lied einzustudieren. Mit ihrer schönen, kraftvollen Stimme motivierte sie die Anwesenden zusätzlich zu einer Aussagen verkörpernden Performance. Eine Premiere war auch das Zusammenspiel mit Thomas Müller am Synthesizer.

Die „Power und Solidarität“ würdigte auch Irmgard Teske, die zur Themenvertiefung in die Bibliothek und ins Mehrgenerationenhaus sowie zu weiteren, besonders Frauen ansprechende Veranstaltungen einlud. Mit Blick auf die Kommunalwahlen appellierte sie, sich kommunalpolitisch als Stadt- und Gemeinderätinnen einzubringen. Nicht abgesprochen war die Anwesenheit ihres Neffen Nils Boelmann, der sich in seiner Heimat Münster für Menschenrechte einsetzt und von der Aktion in Markdorf gelesen hatte: „Mir ist es wichtig, dass jeder Mensch die gleichen Rechte hat und niemand Gewalt erlebt. Da will ich gar nicht differenzieren.“ Er fühlte bei der Veranstaltung „eine ganz besondere Atmosphäre“ und fand schade, dass nur wenige Männer mitgemacht hatten.

„Eine tolle Geschichte“, meinte auch Klaus Bungartz vom Markdorfer Polizeivollzugsdienst. Und zwar so toll, dass er darauf verzichtete, die Autos auf dem Marktplatz zu kontrollieren. Man habe es nicht nötig, das Engagement mit Strafzetteln abzustrafen.