Donnerstag, 10 Uhr, vor der SÜDKURIER-Geschäftsstelle. Die Sommerredaktion macht bei 30 Grad ihrem Namen alle Ehre: Sie lädt die Markdorfer ein, bei Brezeln und einem Gläschen Orangensaft, Wasser oder Sekt. Die Redaktion möchte an diesem Vormittag erfahren, wo die Bürger der Schuh drückt, welche Themen sie gern in ihrer Zeitung wiederfinden wollen oder welche Anregungen sie haben.
Kritik und Lob sind gleichermaßen willkommen. Bis 12 Uhr bleibt der blaue Pavillon aufgebaut, es ist Markttag und es ist eine ganze Menge los im Städtle. Das sorgt für viel Zulauf – und bei uns für Freude: Am Stand sammeln sich die Passanten, viele freuen sich über die Gelegenheit, schnappen sich ein Gläschen und suchen das Gespräch mit der Redaktion.

Forderung nach einer Strategie für die Stadt
Karl-Heinz Breil brennt die Lokalpolitik unter den Nägeln. Der Markdorfer engagiert sich in der FDP, sieht seine Gedanken, die er erarbeitet hat und uns vorlegt, aber ausdrücklich als nicht parteipolitisch motiviert. Sein Papier „Markdorf 2030“ habe er auch schon an den Gemeinderat und die Stadt weitergegeben, allerdings ohne Resonanz, wie er sagt.
Ihm geht es darum, dass die Stadt eine klare Strategie brauche für ihr gesamtes Handeln in den nächsten Jahren, angesichts der großen Herausforderungen von Klimawandel über Digitalisierung und Mobilität bis hin zu Geopolitik und nötiger Transformation der Wirtschaft. Eine solche konkrete Stadtstrategie fehle ihm, sagt Breil. Bürger sollten in die Arbeit an einem solchen „Leitfaden“ eingebunden werden, man dürfe das Thema nicht nur den Parteien überlassen: „Wichtig ist mir, dass die Zukunft Markdorfs von Markdorfern gestaltet wird und nicht von einer anonymen und teuren Beratungsfirma.“ Nun setze er auch auf die Presse, um für seine Anregung eine Öffentlichkeit zu finden.

Mit einem kritischen Blick verfolgt auch Karin Twardon die Stadtpolitik. Nun solle der Brunnen am Rathaus versetzt werden. Dies höre sich nach einer Kleinigkeit an, es seien aber unnötige Ausgaben, nachdem die Stadt ohnehin so knapp bei Kasse sei. „Da sollte man das wenige Geld doch lieber in Kinder, Jugend und Senioren investieren“, sagt sie. Mit den rostfarbenen neuen Sitzmöbeln kann sie sich nicht anfreunden. „Wenn man sich da hinsetzt, macht man sich doch den Kittel kaputt.“ Der frühere Stadtrat Helmut Jetter wiederum lädt die Redaktion ein, doch einmal die vielen Stammtische in der Stadt zu besuchen. „Dort erfährt man alles, was die Menschen hier bewegt“, sagt er.

„Schandfleck“ Hauptstraßen-Baustelle
Gerhard Kiefer fragt sich, warum es mit den Arbeiten am Wohnhaus in der Biberacherhofstraße nicht weiter geht. „Da stimmt doch irgendwas nicht. Da hüllt sich jeder in Schweigen“, so Kiefer, der sich auch über das gelb gestrichene Haus an dieser Stelle in der Hauptstraße wundert. Dieses und die Baustelle seien ein „Schandfleck“ für Markdorf und der Rentner versteht nicht, wie man diese genehmigen konnte.
Auch Marlies Rid wundert sich über manche Entscheidung von Behörden. Dass nun Radfahrer durch die Marktstraße fahren dürfen, gefällt der Abonnentin nicht. „Und da das nur in Schrittgeschwindigkeit erlaubt ist, kann man doch gleich sein Fahrrad schieben“, so Rid, die den SÜDKURIER morgens bei einer Tasse Kaffee liest. „Die Zeitung gehört einfach dazu. Und sonntags fehlt mir der SÜDKURIER so sehr, dass ich die Samstagsausgabe nochmal lese.“

Das Thema Innenstadtentwicklung und Marktstraße beschäftigt auch Dieter Stahl. „Da sind einige Beschlüsse gefallen, die unausgegoren sind. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.“ So zum Beispiel die Entscheidung, dass die Marktstraße eine Spur aus Farbasphalt bekommt, die barrierefrei zu begehen ist. Gut findet Stahl dagegen den Verkauf des „Adler“ an einen Investor. Das Gleiche müsse nun mit dem Bischofschloss gelingen.

Lob aus Ailingen für Markdorf
Apropos Bischofschloss. Im Innenhof finden von Mai bis September jeden Mittwochabend bei gutem Wetter die Sommerkonzerte statt. „Eine tolle Veranstaltung“, lobt Antje Behrendt. Helmut Jetter würde sich darüber auch häufigere Berichterstattungen wünschen. Auch Regina Matt, die in Ailingen lebt, möchte Markdorf loben. „Ich bin sehr gerne hier, gehe zum Metzger, bummle durch die Stadt und besuche eine Freundin.“ Lob gibt es von Birgit Wachter für das SÜDKURIER-Team. „Ihr habt gute Lokalreporter. Und einen guten Mix an Themen.“

Johannes Flachs aus Hepbach liest auch seit vielen Jahrzehnten den SÜDKURIER. Den 82-Jährigen treibt mit seiner Seniorengymnastikgruppe, die in der Leimbacher Mehrzweckhalle trainiert, die Fasnachtsdekoration um. Diese hänge über mehrere Wochen so ungeschickt, dass er und seine Freunde kein Volleyball spielen können. Hier wünscht er sich von der Stadt eine Lösung.

Altförster Konrad Jegler wiederum warnt Stadt und Gemeinderat davor, grünes Licht für Windkraft am Gehrenberg zu geben. Der Wald sei ein wertvoller CO2-Speicher, ein Abholzen wäre ein Sakrileg. „Zurecht wird immer über die Abholzung des Regenwaldes geschimpft, aber wir wollen unseren wertvollen Wald für die Windkraft opfern“, kritisiert er. Der Gehrenberg wird derzeit vom Regionalverband als möglicher Windkraft-Standort geprüft.