Brunnen ziehen an. Wie sehr, das beschrieb Bürgermeister Georg Riedmann am Beispiel des von der Bildhauerin Esther Seidel gestalteten Latschebrunnens auf dem Latscheplatz. Er sei von „kolossaler Wirkung“, erklärte Riedmann. Ein weiterer Zierbrunnen mit hoher Anziehungskraft soll nun auf der Marktstraße entstehen. Als Ersatz für den im Zuge der Rathaussanierung abgerissenen Rathausbrunnen aus den 1960er-Jahren.

„Der war ganz deutlich ein Kind seiner Zeit“, urteilte SPD-Sprecher Uwe Achilles. Achilles sprach den Wandel von Geschmack und Stil im Laufe der Jahrzehnte an. Und er äußerte seine Hoffnung, „dass uns in 30, 40 Jahren niemand fragt: Wie konnten sie nur?“ Ganz auszuschließen sei solche Verwunderung sicherlich nicht. Auch nicht bei dem den Räten von der Verwaltung vorgeschlagenen Brunnenentwurf, den die Metallatelier GmbH Deggenhausertal vorgelegt hat.
Ziemlich sicher zeigte sich Achilles indes, dass Kinder ihre helle Freude haben werden. Sowohl an dem zum Brunnen gehörenden Bachlauf wie auch an den beiden Wasserbögen, die sich in sanfter Kurve aus zwei Bronzekugeln entgegenspritzen. Der Gemeinderat stimmte am Dienstagabend bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme für diesen Wettbewerbsbeitrag.

Favorit setzt sich durch
„Diesen Entwurf habe auch ich favorisiert“, erklärte Stefan Feucht, der Leiter des Kreiskulturamts. Ihn hatte die Verwaltung eingeladen, die vier eingereichten Wettbewerbsentwürfe öffentlich zu präsentieren. Der promovierte Historiker beschränkte sich auf knappe Skizzen von Idee und Form der vier Brunnen-Kunstwerke. Er gab aber auch Urteile ab zur ästhetischen Qualität der Wettbewerbsbeiträge – für den Entwurf, der die Markdorfer Gemeindegrenzen aufgreift und damit an die Landkreis-Silhouette unterhalb des Gehrenbergturms erinnert, für die „Reifen Früchte“, eine Skulptur aus bunten Stahlelementen, ebenso wie für die „Reise nach Markdorf“ mit ihren sieben stehenden sowie einem umgekippten Cortenstahl-Stühlen.

Die von Feucht bevorzugte Skulptur mit den beiden Bronzekugeln wurde auch vom Lenkungskreis favorisiert, der den Innenstadtprozess seitens der Stadt begleitet. Das ZIZ-Programm des Bundes stellt auch die Mittel bereit, mit denen neben anderen Projekten zur Attraktivierung der Innenstadt die neue Brunnenanlage in der Marktstraße gebaut werden kann. Veranschlagt seien rund 70.000 Euro, erklärte Stadtkämmerer Michael Lissner.
Seismische Wellen steuern den Wasserstrahl
„Wir wollten ein Wasserspiel, keinen klassischen Brunnen“ erläuterte Christiane Oßwald (Umweltgruppe). Im Blick habe man dabei vor allem spielende Kinder gehabt. Dass der Künstler aus dem Deggenhausertal die aus den Bronzekugeln kommenden Wasserstrahlen per Datenabfrage an die seismischen Wellen unter Markdorf und seiner Partnerstadt Ensisheim koppelt, habe hingegen einen symbolischen Wert. Zusätzlich zum ästhetischen Genuss, der sich auch unabhängig von diesem Hintergrund einstelle, so Oßwald.
Nachhaken zu Folgekosten und Technik
„Junge Menschen stehen auf Wasser“, knüpfte Martina Koners-Kannegießer (CDU) an. Ihr gefalle das Bronzekugeln-Konzept. Wohingegen FW-Chef Dietmar Bitzenhofer lieber einen „klassischen Brunnen“ gesehen hätte. Probleme sah er im Hinblick auf den Wochenmarktbetrieb und auf die Störanfälligkeit der recht aufwändigen Technik. „Wo kommt eigentlich der erforderliche Technikraum hin?“, hakte Bitzenhofer nach, der über die für die Skulptur veranschlagte Summe hinaus erhebliche Folgekosten für die Stadt befürchtet.

Bernhard Grafmüller (Umweltgruppe) hielt entgegen: „Folgekosten entstehen durch alle Brunnenanlagen.“ Wie es denn um die Stadtfeststände bestellt sei, erkundigte sich Simon Pfluger (CDU). Die Feinjustierung des Projekts stehe noch aus, erklärte Riedmann. Wo der Brunnen endgültig stehe, sei noch offen. Arnold Holstein (Freie Wähler) freute sich, „dass wir etwas anderes haben werden, als man es aus der Umgebung kennt“. Bitzenhofer enthielt sich, Rolf Haas (FDP) stimmte dagegen. Ihm missfiel die Datentechnik mit ihrer „kurzen Halbwertszeit“. Die übrigen Räte stimmten für den Entwurf des Metallateliers, der, so merkte Riedmann an, wie die übrigen drei Wettbewerbsbeiträge ohne Honorarforderung eingereicht wurde.