Wer Aufträge bekommen möchte, braucht Referenzen. „Produzenten und Künstler wollen wissen, wer du bist“, sagt Rudi Sass, Songwriter aus Oberteuringen. Als die Corona-Pandemie dem Live-Musiker vor neue musikalische Herausforderungen gestellt hatte, hatte der 47-Jährige ein neues Ziel entwickelt: viele Lieder herausbringen, um eine Vielfalt zu bieten.
Zwei Jahre später sitzt Rudi Sass beim Interview mit dem SÜDKURIER am heimischen Esstisch – mit einem breiten Lächeln im Gesicht und der puren Begeisterung für seinen Job – beziehungsweise Zweitjob, den hauptberuflich arbeitet der bei der Gemeindeverwaltung Oberteuringen. Das Handy stets in Reichweite – falls Textideen oder Melodien durch seinen Kopf gehen, die sofort aufgeschrieben werden müssen. „Sonst ist der Gedanke weg“, sagt Rudi Sass, der auch oft an mehreren Ideen gleichzeitig arbeitet. So hat er beispielsweise an der Fasnet einen Song für die Teuringer Johle umgeschrieben.
14 Songs in zwei Jahren veröffentlicht
14 Songs hat Rudi Sass unter seinem Künstlernamen PaulMusic in den vergangenen zwei Jahren veröffentlicht, zehn davon 2023. Die Währung, die in der Musikbranche zählt, so erzählt Sass, sind die Streams. Bei Internet-Musik-Portal Spotify hat beispielsweise sein Song „Dorfprinzessin Dirndlqueen“ 360.000 Streams. Als ein Stream zählt ein Benutzer, der den Track mindestens 30 Sekunden lang abspielt. „Das ist jetzt nicht so schlecht“, sagt Sass, der vor allem die Summe sieht. Hat er seine ersten Lieder noch über namhafte Labels veröffentlicht, publiziert er mittlerweile selbst. „Damit rutscht man aber nicht mehr in die Charts oder Playlisten rein“, erklärt der Musiker.
Mit den zehn Singles im vergangenen Jahr, an denen er in unterschiedlicher Weise – sei es als Texter, Komponist oder Sänger – mitgewirkt hat, sei er sehr zufrieden. „Mittlerweile weiß man in der Branche, wer ich bin“, so Sass, der sich über verschiedene Anfragen freuen darf und weiß, dass er mit seinem Facettenreichtum punkten kann.
Bekanntschaften und Geschäftsbeziehungen entstehen
„Ja, ich bin in der Szene angekommen“, sagt der 47-Jährige. Bekanntschaften und Geschäftsbeziehungen sind entstanden. „Ich habe viele nette Menschen kennenlernen dürfen“. Gerade arbeitet er an einem Text für ein Lied für einen „Z-Promi, der am Ballermann durchstarten möchte“. Mehr wird nicht verraten. Entgegen kommt ihm der gegenwärtige Trend, dass sich die Musik in der Branche weg vom „Schalalalala““-Mitgegröle entwickelt. „Es ist neumodischer geworden“, sagt Rudi Sass. Angesagt sei derzeit eine Mischung aus Techno, 90er und Neue Deutsche Welle.
Zusammenarbeit mit DualXess und DJ Ostkurve
Zu seinen Projekten zählt beispielsweise „Du bist mein Glück“ mit dem Produzenten DualXess und die erneute Zusammenarbeit mit DJ Ostkurve (Günter Kunz-Hager) und Meli Stein, einer Newcomerin aus Österreich. Den Song „Pfiat di & Tschüss“ hat Sass mit eingesungen, im Nachbarland steht das Lied, das vor drei Wochen veröffentlicht wurde, auf Platz 20 der DJ-Charts. Wie der Titel vielleicht vermuten lässt, handelt es sich aber nicht um eine Trennungsballade, es geht es um Fernbeziehungen.
„Wenn man angefragt wird, sagt man natürlich nicht nein“, so Rudi Sass. Mit seinem Musikerkollegen und Freund Stefan Emele, der als Stefan von Bierkeller auftritt, steht ein Remix der Single „Einfach Merci“ an. Ein Videodreh könnte noch folgen. Rudi Sass ist in der Heimat als PaulMusic gut gebucht, sei es auf Privatveranstaltungen oder bei Musiknächten, wie bei „City of Music“ in Friedrichshafen.

Er schreibt nicht nur Gute-Laune-Lieder
Rudi Sass kann aber auch mehr als Gute-Laune-Lieder schreiben. Nachdenklicher wird er bei dem Song „Alive – Ich bin am Leben“, einer persönlichen Pop-Ballade, die er nach einem Krankheitsfall in der Familie geschrieben hat. Erst für sich, um das Erlebte zu verarbeiten, jetzt möchte der 47-Jährige den Song gern teilen und veröffentlichen.
Generell ist es ihm wichtig, offen für Genres und Trends zu sein. „Es muss einfach Spaß machen“, sagt Sass. Natürlich muss auch die finanzielle Seite stimmen. „Unterm Strich möchte ich damit Geld verdienen.“ Hier hat Rudi Sass gelernt, realistisch zu bleiben und nicht ewig an einem Song herumzubasteln. Oder auch mal Sachen sein zu lassen, wenn die zündende Idee zu geforderten Vorgaben ausbleibt.
Spagat zwischen Berufsleben, Familienalltag und der Musik
„Ich mache mir da keinen Druck mehr und auch das Durchpowern hat nicht funktioniert“, sagt Sass, der den Spagat zwischen Berufsleben und Familienalltag bewältigen muss. Die Musik dient da eher zum Ausgleich, auch wenn sie viel Zeit in Anspruch nimmt. Ein Ziel hat er aber noch: „Eine Platte in Gold würde ich gern an die Wand hängen“. Dass es dafür einen langen Atem und Geduld braucht, weiß der 47-Jährige. „Aber das bringe ich beides mit.“