Werner Endres saß 44 Jahre lang ununterbrochen für die CDU im Gemeinderat. Künftig gehört er dem Gremium nicht mehr an. Er verfehlte den Wiedereinzug in den Rat, in dem künftig acht Leute sitzen werden, die weniger Stimmen als Endres erhielten. So ist nun mal das Verhältniswahlrecht – und Endres sieht es sportlich: Noch einmal, mit 82 Jahren, zu kandidieren, „war mein eigenes Risiko. Mit 800 Stimmen habe ich angefangen, mit 800 höre ich auf.“

Ergebnis 2019 entspricht exakt dem Ergebnis 1975

Denn sein Ergebnis von 2019 entspricht exakt dem von 1975, als er es erstmals in den Rat schaffte. Allerdings waren dort damals nur drei Gruppierungen vertreten, heute sieben. Endres betont, er sei den Bürgern dankbar, dass sie ihn insgesamt 17 Mal in den Gemeinderat sowie den Kreistag wählten. „Wenn ein Fußballverein 17 Mal gewinnt und einmal verliert, kann niemand böse sein. Man muss auch eine Niederlage verkraften.“

Werner Endres war 50 Jahre lang im Hauptberuf Vollblutwirt, dessen humorvolle Weinproben, hier 2015, legendär sind.
Werner Endres war 50 Jahre lang im Hauptberuf Vollblutwirt, dessen humorvolle Weinproben, hier 2015, legendär sind. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Endres mag eine Wahl verloren haben, aber nicht seinen berühmten Humor. Er musste in seinem Leben schon Schlimmeres verkraften, eine harte Jugend und private Schicksalsschläge.

Ein Leben voller Arbeit

Als 14. von 15 Kindern kam er 1937 in Herdwangen zur Welt, musste sich bereits mit elf Jahren auf einem Bauernhof verdingen, begann mit 14 eine Metzgerlehre. Mit seiner Frau Hannelore baute er ab 1965 die Gastronomie auf der Haltnau auf und führte diese 50 Jahre lang. Ein Leben voller Arbeit.

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„Wusste nicht mal, wie der Bürgermeister heißt“

Kein Wunder, dass Endres bis 1975 nicht dazu kam, sich für Politik zu interessieren. „Ich wusste nicht mal, wie der Bürgermeister heißt“, gesteht er. Ebenso unverblümt erzählt er, was ihn zu einer Kandidatur für den Rat animierte: Die Stadt hatte eine Getränkesteuer eingeführt, die den Gastwirten gegen den Strich ging. Die CDU warb ihn als Kandidaten. „Wenn mich die Freien Wähler gefragt hätten, wäre ich vielleicht auch da hin“, räumt Endres ein.

„Unglaublich, was in 40 Jahren alles geschafft wurde“

Jetzt rede man ja ständig von Meersburg 2030, dem aktuellen Stadtentwicklungsplan. Aber es sei ja nicht so, dass in der Vergangenheit nichts passiert sei, sondern: „Es ist unglaublich, was in den letzten 40 Jahren alles geschafft wurde.“

Drei Parkplätze und Therme als Meilensteine

Ganz oben auf Endres‚ Liste steht, dass die Stadt die drei Parkplätze an der Fähre, im Sommertal und im Töbele kaufte. Das generiere für die Stadt bedeutende Einnahmen. Als weitere Meilensteine nennt Endres gleich im Anschluss die Sanierung und die Kanalisation der Altstadt, die unter Bürgermeister Horst Eickmeyer „angeleiert wurde“, sowie den Bau der Meersburg Therme, die 2003 eröffnet wurde.

Werner Endres mit „Doppelgänger“ 2015 in der Haltnau, die er 50 Jahre lang führte.
Werner Endres mit „Doppelgänger“ 2015 in der Haltnau, die er 50 Jahre lang führte. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Doch Endres hat noch mehr auf seinem Notizblock: den Bau der Töbelestraße, der zweiten Verbindung zwischen Ober- und Unterstadt, die Umgehungsstraße, die auch auf massiven Druck der Meersburger verwirklicht worden sei, der Neubau der Turnhalle und des derzeitigen Feuerwehrgerätehauses, die Erweiterung der Schule, die Umwandlung des früheren Krankenhauses 1982 in ein Altenheim (heute Jufa) und dann dessen Neubau im Kurgebiet, der 2008 bezogen worden war.

Endres schreibt sich Millionenzuschuss für Hämmerle-Areal mit auf seine Fahne

Außerdem habe man die Wohnbaugebiete Fohrenberg und Wohrenberg ausgewiesen und den Jachthafen verwirklicht, für den auch eine Geländeauffüllung erforderlich gewesen sei. Die Stadt habe außerdem das Hämmerle-Areal erworben und, betont Werner Endres, es sei auch seiner Mitwirkung zu verdanken, dass die Stadt dafür vom Land einen Millionenzuschuss erhalten habe.

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Parteiprominenz ging in der Haltnau ein und aus

Nun war Endres in vielen Funktionen jahrzehntelang ein CDU-Schwergewicht. In der Haltnau ging die Parteiprominenz ein und aus, bis hin zu Ministerpräsidenten, Bundesministern und mehr. Mit dem ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel und seiner Frau Edeltraud verbindet das Ehepaar Endres eine persönliche Freundschaft.

Werner Endres war 50 Jahre lang im Hauptberuf Vollblutwirt, dessen humorvolle Weinproben, hier 2015, legendär sind.
Werner Endres war 50 Jahre lang im Hauptberuf Vollblutwirt, dessen humorvolle Weinproben, hier 2015, legendär sind. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Bei 15 Bundesparteitagen Kontakte geknüpft und gepflegte

Wie viel Politik wurde in der Haltnau betrieben? Endres zählt eine lange Reihe hochkarätiger Parteifreunde auf und sagt: „Logisch, wenn diese Leute gekommen sind“, dann habe man auch über Politik gesprochen. Außerdem habe er allein an 15 Bundesparteitagen der CDU teilgenommen und dort natürlich auch Kontakte geknüpft und gepflegt. „Man hat viel erfahren.“

Im Gemeinderat hat der Einzelne noch Einfluss

Auch der Landesparteitag der Jungen Union fand 1987, nicht zuletzt wegen Endres, der auch fürs Catering sorgte, in Meersburg statt. Doch Endres dämpft auch etwaige übersteigerte Vorstellungen. Je höher die Politebene, desto geringer sei der Einfluss des Einzelnen. „Es gibt nur ein Gremium, wo der Einzelne noch Einfluss hat, und das ist der Gemeinderat. Weiter oben wird‘s komplizierter.“

Werner Endres will in der Kommunalpolitik weiter aktiv sein

Der Kommunalpolitik den Rücken kehren will Endres auch künftig nicht. „Ich will die CDU wieder etwas auf Vordermann bringen“, verkündet er. Denn das, was die Partei als solche ausmache, sei in letzter Zeit nicht mehr klar zu erkennen. So ist er skeptisch, ob sich auch künftig genug Kandidaten finden würden. Verschmitzt sagt er: „In fünf Jahren ist wieder Wahl, da kann ich ja wieder antreten.“ Dann grinst er breit und meint: „Spaß muss sein.“